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Drogenhandel in LateinamerikaFolgenschwere Entscheidung

Die US-Regierung sieht Kolumbien nicht mehr als verlässlichen Verbündeten im Kampf gegen den Drogenhandel. Das kann massive Kürzungen zur Folge haben.

Vor der Fahrt Richtung USA – von der Kolumbianischen Marine beschlagnahmtes Kokain Foto: Anadolu Agency/imago
Katharina Wojczenko
Von Katharina Wojczenko aus Berlin

Die USA haben Kolumbien von der Liste der Partner im Kampf gegen den Drogenhandel gestrichen – zum ersten Mal seit 1996. Die sogenannte Dezertifizierung ist ein Warnschuss: Eine Ausnahmeregelung verhindert, dass die Hilfsgelder komplett gestrichen werden. Das Land habe „nachweislich versagt“, seinen internationalen Verpflichtungen im Kampf gegen den Drogenhandel nachzukommen, heißt es aus dem Weißen Haus. Kolumbiens linker Präsident Gustavo Petro bestritt dies.

Kolumbien ist nicht nur der größte Kokainproduzent der Welt, sondern seine Regierungen sind seit Jahrzehnten Schlüsselpartnerinnen der USA im Kampf gegen den Drogenhandel gewesen. Milliarden flossen dafür in das Land.

Alle Jahre wieder wurde diese Partnerschaft überprüft und neu zertifiziert – doch am Montag wurde öffentlich: Es ist aus. Auch Bolivien, Venezuela, Afghanistan und Myanmar gelten nun nicht mehr als Alliierte.

Die Entscheidung ruft in Kolumbien starke Reaktionen hervor. 2026 sind Präsidentschaftswahlen – die Opposition nutzt die Abwertung für Kritik am linken Präsidenten Gustavo Petro. Worin sich aber alle einig sind: Die neue US-Politik wird Folgen haben für die Wirtschaft und die Sicherheit im Land – denn an der Zertifizierung hängt Geld für Militärhilfen und Entwicklungskooperation. Kolumbien ist der größte Empfänger von US-Militärhilfen in Lateinamerika.

Koka-Anbau auf neuem Rekordniveau

Die Sicherheitslage in Kolumbien hat sich in letzter Zeit verschlechtert. Es gibt mehrere bewaffnete Konflikte im Land, Menschen, die vertrieben und ermordet werden. Ein Hauptgrund ist der Drogenhandel. Laut den Vereinten Natio­nen ist der Koka-Anbau auf einem neuen Rekordniveau.

Ex­per­t:in­nen sagen, dass die bewaffneten Gruppen die Waffenstillstände mit der Regierung genutzt haben, ihre Plantagen zu expandieren. Das greift auch Trump auf: Die kolumbianische Regierung habe mit ihren gescheiterten Versuchen, sich mit narkoterroristischen Gruppen zu einigen, die Krise nur befeuert.

Kolumbiens Verteidigungsminister Pedro Sánchez hatte gegenüber der New York Times Kolumbiens Anstrengungen im Antidrogenkampf verteidigt. So seien im Vergleich zum Vorjahr die Beschlagnahmungen von Kokain gestiegen, mehr Drogenküchen zerstört worden und deutlich mehr Mitglieder krimineller Gruppen gefangen oder getötet worden. Außerdem seien viele Soldaten und Polizisten in Drogenoperationen gestorben. Tatsächlich hatte zuletzt eine Anschlagswelle auf Sicherheitskräfte das Land erschüttert.

Weiteres „Drogenboot“ beschossen

Am Tag der Abwertung verkündeten die USA, dass ein weiteres „Drogenboot“ vor Venezuelas Küste zerstört worden sei. Dabei seien drei angebliche Drogendealer getötet worden. Venezolanische Investigativjournalisten haben mittlerweile bestätigt, dass das erste Boot, das die USA abgeschossen hatten, tatsächlich aus Venezuela in Richtung nach Trinidad und Tobago unterwegs war. Sie recherchierten auch einige Namen der Opfer. Das Fischerdorf, aus dem die Familienväter stammen, trauert. Aus ihrer Sicht müssen die Männer aus Not im Krisenland Drogen schmuggeln.

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