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„Don’t Say Gay“-Gesetz in FloridaZensur im „Sunshine State“

Dorothea Hahn
Kommentar von Dorothea Hahn

Im US-Staat Florida soll ein Gesetz LGBTQ-Themen aus dem Unterricht in Grundschulen verbannen. Dahinter steht der Kulturkampf der Republikaner.

Protestierende gegen den „Don`t say gay“-Erlass an Schulen, Tampa, Florida Foto: Octavia Jones/reuters

D ie Worte „gay“ oder „transgender“ dürfen Lehrer in Floridas Kindergärten und Grundschulen nicht mehr in den Mund nehmen. Ganz egal, mit welchen Fragen, Zweifeln und Ängsten die Drei- bis Achtjährigen in den Klassenraum kommen: Das Thema „sexuelle Orientierung“ ist ab sofort im Unterricht verboten. Lehrer, die dem zuwiderhandeln, riskieren Strafen. So sieht es ein Gesetz vor, das der republikanische Gouverneur Ron DeSantis am Montag unterschrieben hat und das Kritiker „Don’t Say Gay“ nennen.

Die Zensur im „Sunshine State“ mag lokale Komponenten haben. Floridas Bevölkerung hat einen hohen Anteil von „Snowbirds“ – Senioren aus dem Norden des Kontinents, die im Alter in die Wärme ziehen und von denen manche gedanklich mehr im 19. als im 21. Jahrhundert leben, und es hat zahlreiche Einwohner mit kubanischem Hintergrund, von denen gerade viele Ältere konservativ sind.

Doch die Besonderheiten Floridas reichen nicht aus, um das Vorgehen zu erklären. Die Republikaner setzen landesweit auf Kulturkampf. Dieses Vorgehen hat schon jetzt vielerorts zu Zensur geführt: Mit dem Verbot von Büchern, Verbot von Geschichtsthemen und Verbot eines Faches „Critical Race Theory“, das nirgends in den USA in den Lehrplänen der Schulen vorkommt.

Mit dieser Strategie positionieren sich die Republikaner am rechten Rand eines Landes, dessen Bevölkerung sich zumindest bei gesellschaftlichen Themen wie der gleichgeschlechtlichen Ehe und dem Vorgehen gegen Rassismus weiterentwickelt hat. Und sie kämpfen vielerorts gegen imaginäre Gefahren. Doch das mindert ihren Erfolg nicht. Denn sie jonglieren mit Ängsten von Teilen der weißen Bevölkerung, der sie glauben machen wollen, die Bedrohung käme von Afroamerikanern, von Einwanderern oder von Homosexuellen und Transgender-Menschen.

Die Kinder sind in dem Gesetz in Florida nur Statisten. Es geht um die Karriere des 43-jährigen Gouverneurs, der zum engeren Kreis von Trump gehört, und zu der Generation potenzieller Nachfolger. DeSantis betreibt Wahlkampf im Klassenzimmer.

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Dorothea Hahn
Korrespondentin
Kommt aus Köln. Ihre journalistischen Stationen waren Mexiko-Stadt, Berlin, Paris, Washington und New York.
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13 Kommentare

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  • "Die Worte „gay“ oder „transgender“ dürfen Lehrer in Floridas Kindergärten und Grundschulen nicht mehr in den Mund nehmen." Tja, da würd ich mich doch als Lehrer*in mit so'nem Plakat hinstellen, auf dem "Two words" geschrieben steht, und mal abwarten, wann die Bullen in Leder kommen und mich abschleppen. Oder mit 'nem leeren Plakat. Mal sehn, ob's funktioniert.

    Wenn US-Amerika noch ein paar Jahre so weitermacht, funktioniert es bestimmt bald.

  • 4G
    43985 (Profil gelöscht)

    Ich bin schwul und ganz ehrlich finde ich dass unnötig so früh mit diesem Thema anzufangen. Kurz vor der Pubertät empfinde ich sowas durchaus als sehr wichtig, aber alles davor ist doch nicht zwangsläufig durch die Schule zu klären. Zum einen gibt es zur Not Eltern oder das Internet worüber man sowas herausfinden kann und zum Anderen warum Kinder unnötig sexualisieren?

    • @43985 (Profil gelöscht):

      Was bitte daran "sexualisiert" Kinder, wenn die Lehrerin das Offensichtliche anspricht, dass z.B. Mitschülerin Lucy zwei Mütter hat, die verheiratet sind?



      Sie gehen der Propaganda auf den Leim.

      • 4G
        43985 (Profil gelöscht)
        @mats:

        Abgesehen davon, dass es Lucy möglicher Hänseleien aussetzt? Sie vergessen auch das es nicht sonderlich schwer ist, Lehrer in den USA zu werden. Was hält einen Bibelfanatiker dann ab, besagte Eltern als Unnatürlich in der Klasse dazustellen. Ich musste mir in der siebten Klasse durchgehend von meiner Klassenlehrerin anhören, es ist nur ein Phase. Ich bezweifle stark, dass es im Kindergarten oder der Grundschule besser ist solche Themen ungeschultem Personal anzuvertrauen, wenn selbst der normale Lehrstoff auf der Strecke bleibt.

        • @43985 (Profil gelöscht):

          Auch Einzelbeispiele von ungeschultem Personal und religiösem Fanatismus erklären nicht, was Kinder daran "sexualisieren" soll, wenn man auf ihre Erfahrungswelt eingeht.



          Haben Sie denn also Ihre Mitschüler "sexualisiert", als Sie sich als schwul geoutet haben?



          Unfug.

          • 4G
            43985 (Profil gelöscht)
            @mats:

            Sexualisieren = jemanden, etwas in Beziehung zur Sexualität bringen und die Sexualität in den Vordergrund stellen

            Natürlich habe nicht ich meine Mitschüler sexualisiert, sondern so ziemlich meine ganze Schule mich. Ich war für alle nur noch der Scgwule, Warmduscher etc. Durfte mir dauernd Fragen anhören ob ich denn eine Frau werden will, ob ich denen nicht einen blasen will usw.

            • @43985 (Profil gelöscht):

              Da sehen Sie, um was es den Reaktionären wirklich geht: "Ich will gar nicht wissen, was solche Leute im Bett machen" heißt eigentlich "Ich will weiterhin meine verdrucksten und verbogenen Fantasien auf Menschen projizieren dürfen, die anders sind als ich". "Meine Kinder dürfen nicht mit solchen Themen sexualisiert werden, das verletzt ihre Schamgrenzen" heißt eigentlich "Ich will meine eigenen Vorurteile und verklemmten Fantasie über Menschen, die anders sind, 1-zu-1 an meine Kinder weitergeben, und da soll mir gefälligst keiner dazwischenfunken".



              Dass Sie das in der Schule durchgemacht haben, macht mich traurig. Es wird nunmal nicht so sein, dass Wissenschaft und Politik es "schon richten" und eines Tages die Menschen morgens aufwachen und verständig, empathisch und solidarisch sein werden. Darum ist es wichtig, dass Sie und wir alle uns zeigen. Und dass wir uns nicht zum Schweigen bringen lassen, sondern die Verdrucksten und Verblendeten mit ihren Vorurteilen konfrontieren -- immer und immer wieder. Es ist der einzige Weg.

              • 4G
                43985 (Profil gelöscht)
                @mats:

                Vielen Dank für ihre Empathie.

  • "Dahinter steht der Kulturkampf der Republikaner."



    Interessante Darstellung.



    Man kann das sicher als Kulturkampf verstehen, würde ich glaub ich auch so sehen. Aber es einseitig als "Kulturkampf der Republikaner" zu betrachten, ist bereits eine Parteinahme. Ein Kampf hat immer mindestens zwei Beteiligte. Sonst wäre es keiner.

    • @Encantado:

      Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn Sie sich einfach mal mit den Fakten beschäftigen.

  • Das nennt sich nun Demokratie?



    Das Demokratie eben auch bedeutet, sich mit Meinungen und Strömungen auseinander zu setzten, die meine Meinung nicht widerspiegeln, das versteht der gemeine konservative Amerikaner nicht. Der gemeine Politiker schon. Doch was tut man nicht alles für den Machterhalt.

  • Alles schon richtig, allerdings war ich als drei- bis achtjähriger an derlei Dingen noch lange nicht interessiert. Man muss schon aufpassen, inwieweit Fragen der Sexualität Kindern in diesem Alter nicht von Erwachsenen eingetrichtert werden, und inwieweit es nicht auch Gründe dafür gibt, diese Themen für diese Lebensalter aus dem Unterricht auszuklammern.

    • @Robert Schumann:

      Sie bewegen sich mit einer solchen Frage schnell in Bereichen, die die AFD und andere Faschisten für sich beanspruchen.

      Selbstverständlich spielt Sexualität auch für Kita- und Grundschulkinder eine Rolle und selbstverständlich gibt es Unterschiede zwischen "Aufklärung" für Jugendliche und für jüngere Kinder, die sich im pädagogischen Material widerspiegelt.

      Wer mit diesem Gesetz, auf dem Rücken der Kinde, insbesomdere Angegriffen werden soll, sind homosexuelle und trans Eltern, über deren Existenz auch nicht mehr gesprochen werden darf. Stell Dir vor, wir sprechen alle darüber was unsere Eltern machen, nur Du darfst nichts sagen, weil du statt Mama und Papa, Mama und Mama hast... Ziemlich blöd.