„Ich bin kein Politiker“, sagte Donald Trump in seinem großen Interview mit Kai Diekmann (Bild) und Michael Gove (The Times), das diese Woche veröffentlicht wurde. „Ich gehe nicht raus und sage: ‚Ich werde dies tun, ich werde das tun.‘ “
In einem seiner Bücher schrieb er: „Ich bringe in die Politik eine Perspektive mit, die die meisten Politiker nicht haben. Ich habe mit meiner Intuition ein Milliardenimperium aufgebaut.“ Und: „Ich greife gern nach den Sternen.“ Man sollte in seinem Handeln immer danach streben, „größer, besser, mutiger und aufregender“ zu sein.
Deutsche Ohren sind daran gewohnt, dass Politiker sich nicht selbst inszenieren, dass sie geschliffene Reden halten, dass kein Wort von ihnen ohne Überprüfung in die Öffentlichkeit dringt. Trump stößt auf Unverständnis, weil er alles anders macht. Weil er lieber twittert, statt seine Ansichten über Journalisten zu vermitteln, hält man ihn für impulsiv und zu keinem komplexen Gedanken fähig. Weil er widersprüchliche und zuweilen falsche Dinge sagt, hält man ihn für einen opportunistischen Scharlatan, der die Leute betrügt, um an die Macht zu gelangen.
Vom Horrorclown bis zum Sexmonster reichen die Beschreibungen, die der neue US-Präsident in Deutschland erhält. Man unterstellt ihm eine reaktionäre Agenda, gekleidet in populistische Sprüche, frauenfeindlich, rassistisch, an die niederen Instinkte der weißen Männer appellierend, eine Gefahr für die ganze Welt.
Größtmöglicher Vorteil für das eigene Land
Nichts davon ist komplett falsch, aber nichts davon wird helfen, Trump als Präsident zu verstehen und mit ihm umzugehen. Donald Trump ist kein Politiker – er ist ein Geschäftsmann, der die USA zu sanieren gedenkt wie ein kriselndes Unternehmen. Er hält sich an keine politischen Prinzipien – er setzt in der internationalen Politik auf persönliches Vertrauen, um Deals auszuhandeln. Er verfolgt keine Ideologie – er sucht den größtmöglichen Vorteil für das eigene Land.
Damit ist Trump nichts Besonderes. Genauso agieren Staats- und Regierungschefs in vielen Ländern weltweit: Putin in Russland, Orbán in Ungarn, Erdoğan in der Türkei, Sisi in Ägypten, Modi in Indien, Duterte auf den Philippinen, Zuma in Südafrika, Kagame in Ruanda, Castro in Kuba, Maduro in Venezuela; und weltweit noch viele andere mehr.
Sie sind sich alle sehr ähnlich – überhaupt nicht im persönlichen Auftreten und auch keineswegs in ihrem institutionellen Status, wohl aber im Stil ihres Regierens. Sie handeln aus Überzeugung, aber sie sind keine Dogmatiker. Sie sind Pragmatiker und darin skrupellos. Sie können einen bestimmten Kurs unglaublich emphatisch verfolgen und später das Gegenteil verkünden, ohne darin einen Widerspruch zu erkennen, denn sie handeln ergebnisorientiert. Die Wahl der Mittel folgt keiner Programmatik, sondern der Einschätzung der Erfolgsaussichten.
Donald Trump ist kein Politiker – er ist ein Geschäftsmann, der die USA zu sanieren gedenkt wie ein kriselndes Unternehmen
Trumps Hire and Fire
Wer sitzt an Trumps Regierungstafel und trifft politische Entscheidungen, während der Herr des Weißen Hauses gerade über sein Smartphone gebeugt ist und die nächste Tirade auf Twitter raushaut? Und wer ist schon wieder nicht mehr dabei? Ein Überblick über das sich stetig wandelnde Kabinett des Schreckens:
Foto:
dpa
Verteidigungsminister James Mattis trat Ende 2018 zurück. Einen Tag nachdem Trump ankündigte, dass die USA aus den Kurdengebieten in Syrien abziehen werde, reichte Mattis seinen Rücktritt ein. Bis Mitte 2019 wurde der Posten dann kommissarisch vom früheren stellvertretenden Verteidigungsminister Patrick M. Shanahan besetzt. Seit dem 23. Juli 2019 ist Mark Thomas Esper US-Verteidigungsminister.
Foto:
reuters
Justizminister Jeff Sessions wurde im November 2018 hingegen gefeuert. Im Zuge der Russland-Ermittlungen war der Vier-Sterne-General in Ungnade gefallen.
Foto:
ap
Sessions' Nachfolger als Justizminister wurde im Februar 2019 William Barr, der das Amt schon unter George H. W. Bush ausübte.
Foto:
ap
Reince Priebus, zuvor Chef der Republikaner, war bis Juli 2017 Trumps Stabschef im Weißen Haus. Über die Monate war Priebus immer wieder nachgesagt worden, Interna aus dem Weißen Haus an die Presse durchzustechen. Ende Juli 2017 trat er ohne Begründung zurück.
Foto:
reuters
Auf ihn folgte John Kelly, der bis Januar 2019 durchhielt. Der zweitwichtigste Mann im Weißen Haus soll über Trump gesagt haben: „Er ist ein Idiot.“ Da es keinen Nachfolger gibt, wird der Posten kommissarisch vom Verwaltungsamtschef Mick Mulvaney besetzt.
Foto:
ap
Ein Opfer von Kellys neuer Umstrukturierung war im Juli 2017 Trumps Chefstratege Steve Bannon. Medien zufolge wollte Kelly Bannon feuern, Bannon selbst sagte, er habe nie vorgehabt, so lange in der Regierung zu arbeiten. Zuvor war Bannon Chef der rassistischen und antisemitischen Nachrichtenseite Breitbart gewesen.
Foto:
reuters
John Kelly war davor Heimatschutzminister – auf ihn folgte 2017 Kirstjen Nielsen. Vom 6. Dezember 2017 bis April 2019 war sie Ministerin für Innere Sicherheit. Zwischen Nielsen und dem Weißen Haus hat es praktisch seit ihrer Ernennung zur Ministerin Spannungen gegeben. Der Posten wird derzeit von Kevin McAleenan kommissarisch besetzt.
Sie war die UN-Botschafterin der USA und sollte Donald Trumps „America first“ im Weltmaßstab durchsetzen – nun will sie nicht mehr. Nikki Haley macht Ende des Jahres 2018 Schluss. Im Juli 2019 übernahm die Geschäftsfrau Kelly Dawn Knight Craft den Job.
Foto:
ap
Klimawandel? Not his cup of tea. Scott Pruitt war Chef der US-Umweltbehörde (EPA). An die schickte er als Justizminister von Oklahoma einst einen Brief mit der Kritik, die Behörde überschätze die von Energieunternehmen verursachte Luftverschmutzung. Was er ausließ: Geschrieben wurde er von Devon Energy, einer großen Öl- und Gasfirma. Nach zahlreichen Korruptionsskandalen trat er im Juli 2018 zurück.
Foto:
reuters
Andrew Wheeler folgte bereits im Juli 2018 auf Pruitt als EPA-Chef – auch er ist eher zurückhaltend bei der Einschätzung, was die Schäden durch den Klimawandel sein könnten.
Foto:
ap
Besonders oft hat Trump seine nationalen Sicherheitsberater ausgewechselt. Der Erste auf dem Posten war Michael Flynn. Gehen musste er im Februar 2017, weil er vor seiner Amtsübernahme mit dem russischen Botschafter in Washington gequatscht hatte.
Foto:
ap
Danach war der Offizier Herbert Raymond McMaster über ein Jahr lang Trumps nationaler Sicherheitsberater. Dem US-Präsidenten gefiel nicht so ganz, was McMaster in Sachen Russland zu sagen hatte – nämlich dass es unbestreitbare Beweise für eine russische Einflussnahme bei der US-Wahl gebe. Im März 2018 feuerte er ihn per Twitter.
Foto:
reuters
Auf McMaster folgte im April 2018 John Bolton. Bolton ist ein besonders sympathischer Zeitgenosse. Diplomatie ist nicht sein Ding. Er setzt auf die militärische Macht der USA. Das ging selbst Trump zu weit. Er feuerte ihn, so Trump, am 10. September 2019. Bolton selbst sagt, er habe seinen Rücktritt eingereicht.
Foto:
reuters
2017 hatte es bereits immer wieder Spekulationen über einen Rücktritt Rex Tillersons gegeben. Im März 2018 erfuhr der Außenminister anscheinend durch einen Tweet von Trump, dass er seinen Posten los ist.
Foto:
ap
Tillersons Nachfolger im Außernministerium ist seit April 2018 Mike Pompeo, der bisherige CIA-Chef. Er ist mit den Republikanern gut vernetzt und gehört zum erzkonservativen Flügel der Tea-Party. Der Ex-Army-Panzeroffizier ist für die Nutzung von Geheimgefängnissen – das ist jedoch kaum verwunderlich, denn er ist auch ein Befürworter des Waterboardings.
Foto:
ap
Sean Spicer war der erste Pressesprecher des Weißen Hauses. Bekannt wurde er, weil er über Trumps Einweihung log und behauptete, die Zuschauerzahl sei die bislang größte für eine solche Feier gewesen. Im Juli 2017 trat er zurück.
Foto:
reuters
Sarah Huckabee Sanders, Spicers Nachfolgern, verließ im Juni 2019 überraschend das Weiße Haus. Beliebt bei JournalistInnen war sie nicht: Sie strich das tägliche Pressebriefing und wurde wegen ihrer bedingungslosen Loyalität Trump gegenüber kritisiert. Der Präsident fand sie umso toller: „Sie ist eine sehr spezielle Person mit außergewöhnlichen Talenten, die einen großartigen Job gemacht hat. Sarah, danke für deine Arbeit, gut gemacht!“, twitterte er.
Foto:
ap
Trumps neue Pressesprecherin: Stephanie Grisham. Sie gilt als ähnlich loyal wie Sarah Sanders, nur eine Prise machtbewusster. Gut vorstellbar, dass Trump das super findet. Ob sie den Job, der so fordernd ist, dass zwei Verantwortliche ihn innerhalb von drei Jahren schmissen, länger aushalten kann?
Foto:
reuters
Trump machte Tom Price, einen entschiedenen Gegner des „Affordable Care Act“ (Obamacare), zum Gesundheitsminister. Ende September 2017 geriet Price in die Kritik, weil er für Dienstreisen stets Charterjets benutzte und dafür 400.000 Dollar ausgegeben hatte, für Auslandsreisen nutzte er Militärflieger für insgesamt 500.000 Dollar. Er trat am 29. September 2017 zurück.
Foto:
reuters
Auf Price folgte im Januar 2018 Alex Azar, ein früherer Pharmalobbyist, womit der Bock zum Gärtner gemacht wurde.
Foto:
reuters
Alexander Acosta war Arbeitsminister. Im Juli 2019 tritt er zurück. Hintergrund ist der Fall um den US-Finanzberater Jeffrey Epstein, der Dutzende Minderjährige missbrauchte und zur Prostitution anstiftete. 2008 war Epstein einem Bundesverfahren entgangen, weil er einen Deal mit der Staatsanwaltschaft einging. Acosta stimmte dem Deal damals als Staatsanwalt in Florida zu. Trump sagte, Acosta sei ein „sehr guter Arbeitsminister“ gewesen.
Foto:
ap
Nichts liegt solchen Führern ferner als die Idee, dass man mit einem politischen Programm vor das Volk tritt und sein Amt dann als Mandat sieht, dieses Programm umzusetzen. Sofern man sich überhaupt Wahlen unterwirft, tritt man mit seinen Instinkten vor das Volk und sieht den Sieg dann als Mandat an, diesen Instinkten zu folgen.
Das Prinzip Trump ist kein Ausrutscher, sondern der Eintritt der USA in den „Big Man“-Standard globaler Politik. In diesem Standard zählt im Umgang von Staaten miteinander einfach das, was nützt. Ob es erreicht wird, entscheidet das Kräfteverhältnis.
Europa wird nicht mit Trump klarkommen
Staatslenkung heißt, dieses Kräfteverhältnis zugunsten des eigenen Landes zu verbessern. Regieren ist Staatskunst im Sinne, dass der Mann (es ist selten eine Frau) ganz oben dafür sorgt, dass dafür die richtigen Mittel dafür zur Verfügung stehen. Zu diesem Zweck umgibt er sich mit Menschen, die die Welt so sehen wie er und auf die er sich verlassen kann. Sie müssen nicht alle dasselbe denken, sie sollten aber dasselbe Bauchgefühl haben.
Politikgestaltung von unten, vermittelt durch demokratische Prozesse, ist da ebenso störend wie Politikbegrenzung durch Grundsätze, vermittelt durch Verfassungen und Gerichte. Ähnlich wie in Unternehmen gilt: Die Führung legt zwar Rechenschaft über ihre Entscheidungen ab, aber lässt sich die Entscheidungsgewalt nicht nehmen und ungern beschränken.
Worst Of Trump – Extended
Am Freitag, 20. Januar, wird Donald Trump als 45. Präsidenten der USA vereidigt. Was soll man dazu sagen? Lassen wir „The Donald“ doch selber reden. Hier ein „Worst Of“ seiner schlimmsten Sprüche.
Foto:
reuters
Zuletzt boten die „Bild“-Zeitung und die britische „Times“ Trump eine Plattform für seine verbalen Rundumschläge. Dort sagte Trump: „Schauen Sie, ich bin kein Politiker, ich gehe nicht raus und sage: 'Ich werde dies tun, ich werde das tun'. Ich muss tun, was ich tun muss. Wer spielt Karten schon so, dass er jedem zeigt, was er auf der Hand hat, bevor er ausspielt.“
Foto:
dpa
Trump sagte „Bild“ und „Times“ über Twitter: „Und das Twittern? Ich dachte, ich würde es zurückschrauben, aber die Presse berichtet so unehrlich über mich – so unehrlich –, dass ich mich über Twitter äußere. Und es sind nicht 140 Zeichen, es sind jetzt 140, 280 – ich kann bing, bing, bing machen und mache einfach weiter, und sie veröffentlichen es, sobald ich es twittere.“
Foto:
dpa
In der US-Fernsehsendung „Saturday Night Live“ verarschte Alec Baldwin vor kurzem Trumps Vorliebe für den schnellen Tweet. Vielleicht auch als Reaktion auf diesen Trump-Post: „Habe gerade versucht Saturday Night Live zu schauen – unguckbar! Total einseitig, nicht lustig und dieser Baldwin-Auftritt könnte nicht schlechter sein. Traurig.“
Foto:
ap
Mit ihrer Golden-Globe-Rede erzürnte Meryl Streep den künftigen US-Präsidenten. 2015 war Streep noch eine von Trumps Lieblingsschauspielerinnen, nun tippte er: „Meryl Streep, ist eine der überschätztesten Schauspielerinnen in Hollywood, sie kennt mich nicht, hat mich aber gestern bei den Golden Globes attakiert. Sie ist eine ....“
Foto:
dpa
Gehen wir weiter zurück in die Vergangenheit und sehen, was der US-Präsident von sich gab. Im Jahr 1987 sagte er beispielsweise: „Ich habe nicht die Absicht, Präsident zu werden.”
Foto:
imago/ZUMA Press
Trump über sich selbst 1980-2017: „Ich bin wirklich reich.“
Foto:
imago/UPI Photo
„Mein IQ ist einer der höchsten – und ihr alle wisst das! Bitte fühlt euch nicht dumm oder unsicher, es ist nicht eure Schuld.“ (@realDonaldTrump auf Twitter, Mai 2013)
Foto:
reuters
„Ein Mann wurde in einer Polizeistation in Paris erschossen. Sie haben gerade die höchste Sicherheitsstufe ausgerufen. In Deutschland ist jetzt die Hölle los!“ (Trump glaubt, Paris liegt in Deutschland, Januar 2016)
Foto:
reuters
„Wenn Mexiko seine Leute schickt, schicken sie nicht ihre besten. Sie schicken nicht dich. Und sie schicken nicht dich. Sie schicken Leute mit vielen Problemen und die bringen ihre Probleme zu uns. Sie bringen Drogen mit. Sie bringen Kriminalität mit. Sie sind Vergewaltiger. Und einige, nehme ich an, sind gute Menschen.“ (Trump im Juni 2015)
Foto:
reuters
„Die besten Tacos gibt es im Trump Tower Grill. Ich liebe Hispanics!“ (@realDonaldTrump auf Twitter, Mai 2016)
Foto:
reuters
„Hier im Publikum haben vielleicht einige Tomaten dabei. Wenn ihr jemanden seht, der im Begriff ist, eine Tomate zu werfen, prügelt ihm die Scheiße aus dem Leib. Ernsthaft. Ich versprech's euch, ich zahle für das Anwaltshonorar.“ (Donald Trump ermutigt seine Anhänger auf einer Wahlkampfveranstaltung in Iowa, Gewalt anzuwenden, Februar 2016)
Foto:
ap
„Schaut euch diese Hände an, sind das kleine Hände? Und (der republikanische Kontrahent, Anm. d. Red.) Marco Rubio sagte zu meinen Händen: 'Wenn sie klein sind, muss auch etwas anderes klein sein.' Ich garantiere euch, da gibt es kein Problem. Das garantiere ich euch.“ (Donald Trump über seinen Penis, März 2016)
Foto:
reuters
„Sie fängt an, mir alle möglichen absurden Fragen zu stellen. Da tropfte Blut aus ihren Augen, Blut aus ihrer ... wo auch immer.“ (Trump über Fox-News-Moderatorin Megyn Kelly, August 2015)
Foto:
ap
„Wenn du ein Star bist, dann lassen sie dich. Du kannst alles machen. Ihnen an die Muschi fassen. Alles.“ (Donald Trump über Frauen, 2005 auf einer Busfahrt für die Unterhaltungsshow „Access Hollywood“, im Bild: Pussy-Power-Protest vorm „Trump Tower“)
Foto:
reuters
„Wenn Hillary Clinton nicht ihren Ehemann befriedigen kann, warum glaubt sie dann, sie könne Amerika befriedigen?“ (@realDonaldTrump auf Twitter, 2015, wurde gelöscht)
Foto:
reuters
„Die einzige Karte, die Hillary Clinton spielen kann, ist die 'Frauenkarte'. Sie hat nichts anderes zu bieten und sicher, wenn Hillary Clinton ein Mann wäre, würde sie nicht mal fünf Prozent der Stimmen bekommen. Sie hat nur die 'Frauenkarte'. Das Schöne ist, Frauen mögen sie nicht.“ (Trump über Hillary Clinton, April 2016)
Foto:
reuters
„Russland, wenn du zuhörst. Ich hoffe, ihr könnt die 30.000 Mails finden, die noch fehlen. Ich denke, unsere Presse wäre euch extrem dankbar.“ (Trump bittet russische Spionagedienste um Hilfe bei der Suche nach Clinton-Mails, die als „persönlich“ eingestuft werden, Juli 2016)
Foto:
reuters
„Ich kenne Hillary und ich denke, sie wird eine großartige Präsidentin oder Vizepräsidentin.“ (Donald Trump zur Präsidentschaftswahl 2008)
Foto:
ap
„Keine Gruppe in den USA wurde mehr von der Politik Hillary Clintons vernachlässigt als die Afroamerikaner. Keine Gruppe. Wenn es Hillary Clintons Ziel war, der afroamerikanischen Community zu schaden, hat sie einen guten Job gemacht. Ich will die Stimme jedes einzelnen Afroamerikaners in diesem Land, der sich eine bessere Zukunft wünscht.“
Foto:
ap
„Faulheit ist ein Wesenzug der Schwarzen.“ (1991)
Foto:
reuters
„Ich würde Waterboarding wieder einführen, und ich würde zur Hölle noch mal Schlimmeres als Waterboarding wieder einführen.“ (Republikanische Debatte, 2016)
Foto:
reuters
„Präsident Obama ist der Gründer des IS.“ Den Präsidenten nannte er zudem bei seinem vollen Namen Barack Hussein Obama. (Trump bei einem Wahlkampfauftritt in Florida, August 2016)
Foto:
ap
„Ich glaube nicht, dass ich verlieren werde. Aber wenn doch, werdet ihr mich wohl niemals wiedersehen, Leute. Ich denke, ich gehe nach Turnberry (Luxus Golf Club in Schottland) und spiele Golf oder so.“ (Trump über die Wahl im April 2016)
Foto:
imago/Zuma Press
Westeuropa und die EU scheinen heute der einzige Teil der Welt zu sein, in dem ein Gegenmodell zumindest als Anspruch vorgetragen wird: das einer wertegeleiteten Politik, die selbstlos höhere Prinzipien verfolgt. Natürlich ist das in Wirklichkeit Unsinn. Auch europäische Politiker verfolgen Interessen, und zwar knallhart, wie es die Opfer der Austerität und der Flüchtlingsabwehr am eigenen Leibe erfahren.
Die eigenen Interessen zu universellen Werten zu erklären und auf dieser Grundlage alle, die andere Interessen verfolgen, zu maßregeln, führt in die Sackgasse der Überheblichkeit. Auf diese Weise wird Europa mit Trump jedenfalls genauso wenig klarkommen wie schon mit dem Brexit, Putin oder Erdoğan.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei!
Jetzt unterstützen
Mit einem Besuch bei der CIA wollte sich Donald Trump mit den Geheimdiensten versöhnen. Stattdessen nutzte er den Auftritt, um über die Medien zu schimpfen.
und weil alle es machen ist es richtig? und mit diesem angeblichen realismus lässt sich alles rechtfertigen? und jeder, der sich nicht dem recht des stärkeren beugt wird als heuchler abgetan weil er angeblich ja doch auch diesen ideen anhängt?
ich bin es inzwischen gewohnt für humanismus belächelt zu werden... bin es gewohnt, dass man sich zu mir hinunterbeugt und mich für schwach hält, weil ich nicht denke, dass das recht des stärkeren die richtige entscheidung ist....
D'accord, Mr Johnson. Die gerade auch in Deutschlands politischen und gesellschaftlichen Eliten weit verbreitete Überheblichkeit und Voreingenommenheit gegenüber dem neu gewählten Präsidenten der USA, befördert durch einen jahrzehntelang bestens eingeübten Anti-Amerikanismus, ist selbstgerecht und heuchlerisch.
Wenn etwas zutreffend für den Politikstil auch Obamas gegolten hat, dann ja wohl genau folgendes:
"Sie sind Pragmatiker und darin skrupellos. Sie können einen bestimmten Kurs unglaublich emphatisch verfolgen und später das Gegenteil verkünden, ohne darin einen Widerspruch zu erkennen, denn sie handeln ergebnisorientiert. Die Wahl der Mittel folgt keiner Programmatik, sondern der Einschätzung der Erfolgsaussichten."
Nur eben: Obama hat sich- das kann man nun ganz klar erkennen- mit seinen "Einschätzungen" in den wesentlichen Dingen fundamental verschätzt. Und die USA und der Rest der Welt werden nun eine Weile daran zu knacken haben, diese maßlosen, obamaschen Fehleinschätzungen bitter auszubaden.
Ich bin ja selten mit Herrn Johnson einer Meinung. Aber genau eine Einschätzung wie in diesem Artikel ist nötig. Nüchtern, ohne Schnörkel und ohne ideologische Verbohrtheit.
Andere Journalisten sind mittlerweile dabei angelangt, den Tanzstiel Trumps in den Mittelpunkt ihrer Analysen zu stellen.
1G
10236 (Profil gelöscht)
"Damit ist Trump nichts Besonderes. Genauso agieren Staats- und Regierungschefs in vielen Ländern weltweit: Putin in Russland, Orbán in Ungarn, Erdoğan in der Türkei, Sisi in Ägypten, Modi in Indien, Duterte auf den Philippinen, Zuma in Südafrika, Kagame in Ruanda, Castro in Kuba, Maduro in Venezuela; und weltweit noch viele andere mehr."
Xi Jinping vergessen? Der hätte an der ersten Stelle stehen sollen. Stattdessen werden als Alibi wirtschaftliche Randerscheinungen aufgezählt, die sich allerdings vielfältig politisch-propagandistisch ausbeuten lassen: von einem orientalischen Despoten über einen europainkompatiblen Magyar bis zu einem Paradebeispiel für das Versagen der sozialromantischen Träume (Venezuela). Den Chinesen würde man auch nach Tiananmen2 in den Arsch kriechen, weil sie nicht nur einen riesigen MArkt bieten, sondern v.a. die gegenwärtige Globalisierungsmantra unterstützen. Weil es ihnen nützt, nur so weit es ihnen nützt und nur so lange es ihnen nützt.
"Die eigenen Interessen zu universellen Werten zu erklären" ...
Geschieht täglich, überall, im Kleinen wie im Großen, in der Politik, in der Kirche, im Krankenhaus und spätestens ab dem Kindergarten bis ins Grab.
Dieser Satz beschreibt bei Weitem nicht nur am besten die Situation Trump, sondern zugleich den Geisteszustand der westlichen Welt, sprich: überall da, wo Globalisierung am menscheln ist, buchstäblich weltweit.
Ich danke, einmal, zweimal, vielmal!
Eine bessere Erklärung der Selbstverklärung des Menschen gibt es wohl kaum zu finden, in einem journalistischen Moment des Selbstschutzes, der Ablenkung mit Blick auf Außen, in dem Sie, lieber Herr Johnson - vielleicht oder vielleicht auch trotzdem - nicht tief genug blicken mögen, obwohl sie doch alles was ist damit ausleuchten.
Dieser Satz ist das Licht in dem Loch, das der Mensch ist.
Von hier ausgehend lässt sich alles ändern, sind Probleme nur noch die Reisverschlüsse an der Jacke die man sich an- oder auszieht.
Vielen Dank erneut dafür!
Aber bitte fangen Sie mit dieser Erkenntnis auch was an - hin zu dem Satz: Um die eigenen Interessen muss man sich nicht kümmern, darum kümmert sich das Universum.
3G
33523 (Profil gelöscht)
Endlich mal ein Artikel in dem nicht der Fehler gemacht wird Trump mithilfe eines nervigen, fehlplatzierten, sprachlichen Purismus alle möglichen Label anzuheften. Wer seine Biografie kennt weiß das er ein Pragmatiker ist und kein bösartiger Ideologe, wie Mao oder Hitler.
Warum viele nicht begreifen das Titulierungen wie Rassist, Sexist, Misogyn,... nicht mehr ziehen ist mir ein Rätsel. Das sich herabsetzen über diese einwörtigen Diffamierungsversuche gehörte zu Trumps Wahlkampf und es hat wunderbar funktioniert. Vor Allem weil zu viele Menschen verstanden haben das diese Wörter keinen Inhalt mehr haben. Sie wurden zu lange wie Süßkram auf einem Karnevalsumzug wahllos in alle Richtungen verstreut.
Und selbst wenn Trump der schlimmste Sexist, Rassist, Frauen- und Judenhasser der Welt wäre müsste man immer noch belegen das er auch deshalb gewählt wurde um der amerikanischen Gesellschaft diese Attribute ebenfalls anheften zu können, was nicht selten noch im gleichen Satz passiert.
Der Nachweis dieses Vorwurfes ist freilich kaum möglich, weil falsch. Zumindest wenn man nicht Anhänger der akademischen Linken, sondern eine repräsentative Gruppe, von sagen wir mal 1000 Bürgern, überzeugen müsste.
meistkommentiert
Autounfälle
Das Tötungsprivileg
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Verkehrsvorbild in den USA
Ein Tempolimit ist möglich, zeigt New York City
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!