Donald Trump verurteilt: Lauter Jubel in New York
Nach dem Urteil sind in New York Jubelschreie zu hören. Doch die zweite Reaktion ist Ernüchterung. Ändern werde sich wenig, meinen viele.
In der 110. Straße, Cathedral Parkway, direkt am Nordrand des Central Parks in Manhattan, jubelten die Menschen laut aus den Fenstern heraus. Die Freude über den Richterspruch ist in der noblen Wohngegend in unmittelbarer Nähe zum Hudson River deutlich zu spüren, der Jubel selbst in den obersten Etagen der Hochhäuser war bis unten auf die Straße zu hören.
„Ich war überrascht darüber, dass das Urteil so schnell kam“, sagt Richard Gehr: „Und es ist richtig. Trump ist ein schlimmer Mann und ein Vergewaltiger, im Umgang mit Frauen und auch sonst kennt er keine Grenzen.“ Der Journalist glaubt aber, dass dieses Urteil noch lange nicht das Ende von Trumps Wahlkampf und seiner weiterhin möglichen Kandidatur ist.
Das Strafmaß wird am 11. Juli verkündet, nur wenige Tage vor der geplanten Nominierung Trumps als Präsidentschaftskandidat für die Wahl am 5. November. Gehr geht davon aus, dass Trump trotz allem nominiert wird. Und noch mehr: „Seine Chancen, die Wahl zu gewinnen, stehen 50 zu 50“, sagt Gehr.
Susan Bernofsky, Autorin und Literaturübersetzerin, saß an ihrem Schreibtisch in Manhattan, als sie im Internet vom Urteil las – und die Jubelrufe aus dem Haus gegenüber vernahm. Sie sagt: „Mein erster Gedanke war: Das geschieht Trump recht, er hat so viel verbrochen.“ Ihr zweiter Gedanke, schiebt sie hinterher, holte sie zurück in die Realität: „Das Urteil wird nichts ändern, die Leute, die Trump gut finden, werden ihn wählen.“
„Wo ist das Feuerwerk?“, fragt Christian Torres, ein Anwalt, der in der Bronx wohnt und eine Kanzlei in Midtown hat, nach der Urteilsverkündung.
Trump hingegen trat nach der Verkündung des Urteils mit erhobener Faust aus dem Trump Tower, wo ihn etwa 500 Anhängerinnen und Anhänger erwarteten, und rief: „Ich bin unschuldig.“
Nach der Verurteilung von Trump hatten sich Dutzende Schaulustige vor dem Gericht in New York versammelt. Einige von ihnen feierten am Donnerstag das Urteil. So hielt eine Frau ein Schild mit der Aufschrift „Trump convicted“ (Trump verurteilt) in die Höhe und tanzte, auf dem Schild eines Mannes stand „guilty“ (schuldig), auf dem eines anderen „Lock him up“ (sperrt ihn ein).
Andere Menschen lieferten sich hitzige Diskussionen mit Unterstützern von Trump. Auch zahlreiche Medienvertreter und ein Großaufgebot der Polizei waren anwesend. Der Park gegenüber des Gerichtsgebäudes war seit Beginn des Prozesses als – von der Polizei explizit ausgewiesener und bewachter – Versammlungsort für Schaulustige und Demonstranten genutzt worden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag