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Diskutieren gegen MastfabrikenKäse und Kongress in der Kirche

Gegen Massentierhaltung und die Agrarindustrie: Vom 2. bis 5. Oktober findet in Berlin der erste „Wir haben es satt“-Kongress statt.

Auf die Demos folgt nun der erste Kongress: „Wir haben es satt“-Aktivisten Bild: Die Auslöser Berlin

BERLIN taz | Tierfabriken haben die Aktivisten satt. Monokulturen auch. Und Gentechnik erst recht. Sie wollen die Landwirtschaft nachhaltig verändern. Wie das gelingen soll, wird dieses Wochenende beim „Wir haben es satt-Kongress“ in der Emmaus-Kirche in Berlin-Keuzberg diskutiert. „Was wir ablehnen, da sind wir uns einig“, sagt Jochen Fritz, „Wir haben es satt“-Sprecher. „Nun geht es darum, Alternativen vorzustellen.“ Auf dem Forum soll der Dialog zwischen BäuerInnen und VerbraucherInnen vertieft werden – denn da treffen Milchbauern auf VeganerInnen.

Den Kongress organisiert die Kampagne „Meine Landwirtschaft“. Das Bündnis besteht aus 45 Natur-, Tier- und Verbraucherschutzorganisationen sowie Initiativen, die sich um Entwicklungszusammenarbeit und Erwerbslose kümmern. Unter dem Motto „Wir haben es satt“ veranstaltet das Bündnis bereits seit vier Jahren Demonstrationen gegen die Agrarindustrie – eine der größten fand im Januar mit rund 20.000 TeilnehmerInnen in Berlin statt. Für den viertägigen Kongress hat das Bündnis acht Forderungen aufgestellt: so etwa das Recht auf Nahrung weltweit, artgerechte Tierhaltung ohne Antibiotika und Freiheit für die Saatgutvielfalt.

Hauptsächlich geht es um eine „zukunftsfähige Landwirtschaft“. Auf dem Programm stehen: Ein agrarpolitischer Talk mit CDU, SPD, den Grünen und der Linken, eine Arbeitsguppe zu Lobbying in der Agrarpolitik. Auch werden Vorträge zu einer nachhaltigen Landwirtschaft, die die ganze Weltbevölkerung ernähren könnte, gehalten. Zudem gibt es Diskussionen zu artgerechter Tierhaltung, zu veganer Landwirtschaft und zu Urban Gardening.

Es findet ein Erntedank-Gottesdienst statt und praktische Workshops, wie man selbst Käse herstellt. Der Kongress geht zusammen mit dem „Stadt Land Food“–Festival in der Kreuzberger Markthalle über die Bühne. „Um gutes Essen auch zu feiern“, erklärt Fritz. Die Organisatoren rechnen mit rund 400 Personen pro Tag. Nach dem Diskutieren ist vor dem Demonstrieren: Am 17. Januar 2015 gehen die „Wir haben es satt"-Aktivisten wieder gegen Massentierhaltung auf die Straße. Weil sie die Agrarindustrie auch im neuen Jahr noch satt haben werden.

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2 Kommentare

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  • Wir sind satt und wollen jetzt Spiele – würde besser passen.

    Bio ist kein Ausweg sondern eine ökologische Katastrophe. Laut AMI lag der Bio-Anteil 2013 bei „fetten“ 3,77% vom Umsatz. Bei im Schnitt wohl doppeltem Preis liegt der Mengenanteil dann bei ca. 2%. Und dafür werden 6% der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Bio bewirtschaftet.

    Komplett Bio ließe die landwirtschaftliche Produktion um 2/3 sinken. Mit dem Ergebnis, dass wir nicht etwa weniger essen sondern massiv die Lebensmittelmärkte der 3. Welt leer kaufen.

    Nur gut, dass die Masse nicht auf diese mediale Öko-Propaganda in Endlosschleife hereinfällt, denn ein Mengenanteil von 98% lässt sich kaum mit „zu wenig Geld“ begründen.

  • Dieser Kongress wird .wieder vollständig an uns vorübergehen . Alles bleibt beim Alten hier im Emsland/Oldenburgermünsterland . Es wäre sinnvoll mal ins Zentrum der Probleme zu gehen. Schöne Grüße aus der Provinz.