Diskriminierende Werbung: „Pinkstinks“ gegen Sexismus
NGOs wollen per Gesetz geschlechterdiskriminierende Werbung verbieten lassen. Aber Wirtschaft und Parteien signalisieren Ablehnung.
BERLIN taz | Die Mutti hat das richtige Spülmittel, das Luder bewirbt das neue Handy, und mit dem Deo Axe können sich minderbemittelte Männer vor ebensolchen Frauen überhaupt nicht mehr retten. So weit, so normal, die durchschnittliche sexistische Werbewelt. Wer sich beschwert, erwirkt im Höchstfall eine Rüge vom Deutschen Werberat, der sich der „Frauenwürde“ verpflichtet fühlt – so formuliert er es in seinen Schreiben.
Deutschlands größte Frauenorganisationen wollen das nun ändern. Das antisexistische Bündnis Pinkstinks hat einen Gesetzentwurf entwickelt, der sexistische Werbung verbieten soll. Unterstützt wird das Vorhaben u.a. vom Deutschen Frauenrat, Terre des Femmes und dem Deutschen Juristinnenbund und damit den drei wichtigsten Frauenrechts-NGOs in Deutschland.
Die Autorinnen des Gesetzentwurfs argumentieren, dass Geschlechterstereotype zu Diskriminierungen führten. „Die Darstellung von ’Männlichkeit‘ bedient oft Vorurteile hinsichtlich geringer sozialer Kompetenz und Aggressivität. Frauen werden hingegen als weniger kompetent und autoritär als Männer dargestellt; nicht selten auch als bloße Dekoration, stark sexualisiert und/oder für den Haushalt zuständig“, heißt es in ihrer Begründung, die sie gestern auf der Website werbung.pinkstinks.de veröffentlichten.
Werbung diene der Beeinflussung und sei keineswegs von der Meinungsfreiheit gedeckt, so die VerfasserInnen. Sie schlagen vor, im Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb, das auch die Werbung reglementiert, einen Paragrafen 7 a einzufügen. Darin soll geschlechtsdiskriminierende Werbung verboten werden. Als Geschlechtsdiskriminierend wird definiert, was ein „Über-/Unterordnungsverhältnis“ der dargestellten oder angesprochenen Geschlechter darstellt, den Geschlechtern bestimmte soziale Rollen zuordne, sexuelle Anziehung ausschließlich als Wert von Frauen darstelle oder Frauen „auf einen Gegenstand zum sexuellen Gebrauch reduziert“.
Ein Beispiel sei der Kampagne zufolge etwa das Axe-Plakat, in dem eine nackte Frau brünstig einen Astronauten bespringt. Mario Barth, der in der Media-Markt-Werbung sagt: „Neu für Frauen: mehr einkaufen, weniger ausgeben!“ wird ebenso angeführt wie ein Hotel, das mit einem weiblichen Unterleib mit der Aufschrift „24 h open“ wirbt. Männerdiskriminierend sei etwa die Almdudler-Werbung: „Auch Männer haben Gefühle: Durst!“
Was gilt als sexistisch?
Der deutsche Werberat, das Selbstkontrollorgan der Werbewirtschaft, lehnt das Vorhaben ab. Sprecherin Julia Busse sagte der taz: „Der Staat muss hier nicht den Tugendwächter spielen.“ Das Verfahren des Werberats, sexistische Werbung zu rügen, sei erfolgreich, meint Busse: „In 96 Prozent der Fälle wurde diese Werbung dann auch eingestellt.“ Zudem sei unklar, was als sexistische Werbung gelte.
Die Regierungsparteien reagieren bisher ablehnend. Die Union spricht gar in einer Anleihe bei Thilo Sarrazin von „Tugendterror“. Während die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen das Vorhaben unterstützt, gab sich die Gesamtpartei zurückhaltend, als die Aktivistinnen sie fragten.
Grüne und Linke wollen dringend eine gesellschaftliche Debatte, aber noch kein Verbot. „Ob jetzt die Änderung des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb der Weg der Wahl ist oder ob es andere Möglichkeiten wie Rahmenkriterien gibt, müssen wir gründlich prüfen“, sagte Ulle Schauws, frauenpolitische Sprecherin der Grünen, der taz. „Der Werberat hat sich in den letzten Jahren jedenfalls nicht unbedingt als Bollwerk gegen Diskriminierung hervorgetan.“ Der Gesetzentwurf soll dem Justizministerium als Petition überreicht werden. Er kann online unterzeichnet werden.
Leser*innenkommentare
Eilige Intuition
Bei vollem Verständnis für die Problematik behaupte ich mal ganz ungeschützt in Erwartung eines Shitstorms: Das hat einen Hautgout von "Scharia-Polizei".
4845 (Profil gelöscht)
Gast
Werbung knöpft immer an menschliche Bedürfnisse an und Sex ist nun mal ein sehr grundlegendes und allgemeines Bedürfnis. Warum dies also aus der Werbung (und aus der Öffentlichkeit) verbannen? Was man von entsprechender Werbung hält, nun das sei jedem selbst überlassen.
4845 (Profil gelöscht)
Gast
"Sexistsiche Kackscheisse" so so, aber Fäkalsprache ist in Ordung?
Dhimitry
Im Gunde ist das Vorhaben zu unterstützen. Aber nur wenn sehr genau festgelegt ist, was erlaubt ist und was nicht.
Eine Formulierung wie "den Geschlechtern bestimmte soziale Rollen zuordne", klingt sehr nach Gummiparagraphen, der nur zu Rechtsunsicherheit führen würde.
der_nun_wieder
Männerdiskriminierend sei etwa die Almdudler-Werbung: „Auch Männer haben Gefühle: Durst!“ ... ähm, was soll denn daran diskriminierend sein?? witzig ist es!!
90191 (Profil gelöscht)
Gast
Wer sich mit den Reklame-Protagonisten identifiziert oder vergleicht, ist ja wohl selber schuld. Haben diese Leute kein Selbstbewußtsein? Komme ich mir, weil ich ein Mann bin, vielleicht vor wie einer dieser gelackten Vollidioten mit gezupften Augenbrauen und Undercut-Deppenfrisur auf Reklameplakat X? Fühle ich mich unter Druck, so sein zu müssen wie der? Dann wäre ich allerdings ein armseliges Würstchen, wenn mich so ein schablonenhafter Hochglanz-Popanz und seine realen Nachäffer auch nur halbwegs beeindrucken könnten. Vielleicht möchte sich die Damenwelt hier mal ein wenig Selbstbewußtsein aneignen und einen feuchten F... drauf lassen, was infantile Reklamefuzzis sich aus den Fingern saugen, nur damit sie vom Chef nen Lolli bekommen. Aber ich sehe schon: Der Feminismus steckt nach Jahrzehnten immer noch in den Kinderschuhen.
Thomas_Ba_Wü
Guter Kommentar.
Ein starkes Selbstbewusstsein hilft wahrscheinlich am meisten gegen den "Alltags-Sexismus"
Da ist eine studierte Journalistin, bei einem der drei großen Nachrichtenmagazine ztuständig für die (damals) eine von 5 Parteien zuständig - und dises Alpha-Weibchen schafft es nicht einen Abend an einer Bar ohne Flirtpolizei und Trauma zu überleben?
pippilotta_viktualia
Hachja,wenn ich das nächste Mal Minderwertigkeitskomplexe ob der porenlosen,ewigjungen, surrealistischen H6M Bikini-Werbung schiebe, oder mir wieder mal klar wird, dass Handyverträge und Frauen in Bikinis untrennbar(!) zusammengehören, dann denk ich daran.
Mensch,wir Frauen sind auch einfach nicht hart genug.Ist doch total harmlos,wenn man immer wieder als wehrloses,dauerhaft geiles, unterwürfiges Dekorationsobjekt dargestellt wird,hat doch sowieso keinen Einfluss auf das Frauenbild in der Öffentlichkeit.
Und die Tatsache,dass selbst in "seriösen" Medien der Ausschnitt der deutschen Kanzlerin diskutiert wird, Volker Buffier jedoch unkommentiert seine Fratze durch den Landtag schiebt, weist kein bisschen darauf hin,dass Frauen "vielleicht" andauernd auf ihr Äusseres reduziert werden und ihre Kompetenz sich an ihrer Attraktivität bemisst.
Nein alles überhaput völlig zusammenhanglos.
Wir sind einfach nicht selbstbewusst genug.Wir sind einfach keine Männer.
Thomas_Ba_Wü
Wenn sie allen ernstes Minderwertigkeitskomplexe wegen eines Handywerbung schieben sollten sie zum Psychologen und nicht auf ne Demo.
Ironie mag ja recht witzig sein - in ihrem Fall gehts daneben. Einerseits kritisieren sie das gängige Schönheitsideal andererseits sind sie enttäuscht das in den "seriösen" Medien nicht diskutiert wird wie hässlich Buffier ist - ich glaube sowas nennt man heuchlerische Doppelmoral.
Und das Merkel auf ihr Äusseres reduziert wird und nicht auf ihre Kompetenz ist ja wohl der Knaller.
Ano Nym
@Thomas_Ba_Wü Vielleicht ist sie (inzwischen) hübscher als kompetent?
christine rölke-sommer
und wenn Sie nicht leben können, ohne dass Ihre feuchten träume auf jedem werbebanner flattern, dann... keine ahnung, vermutlich uneinsichtig täte die psychoanalytikerin sagen.
und Sie finden Buffier wirklich schön? dann machen Sie ihm endlich einen antrag statts an Ihrer gattin rumzuzoppeln!
4845 (Profil gelöscht)
Gast
Sex ist das natürlichste und normalste am Menschen. Es gibt ja genug dümmliche Werbung in der Hinsicht in Bezug auf Frauen und auf Männer. Aber wozu würden solche Verbote letztlich führen? Zu einer prüden Sexualmoral ähnlich dem victorianischen Zeitalter, halt nur unter einem "feministischen Vorzeichen"? Na danke auch...
90191 (Profil gelöscht)
Gast
@4845 (Profil gelöscht) Als ob wir nicht schon eine prüde Sexualmoral hätten.
4845 (Profil gelöscht)
Gast
@90191 (Profil gelöscht) Da haben Sie auch wieder recht. Zumindest herrscht dort eine ziemliche Doppelmoral. Aber soll das denn ewta noch schlimmer werden...?
90191 (Profil gelöscht)
Gast
Halten Sie sexualisierte Werbung für ein gesellschaftliches Kriterium sexueller Freiheit?
Ich halte sexualisierte Werbung für Werbung.
4845 (Profil gelöscht)
Gast
@90191 (Profil gelöscht) Es ist und bleibt Werbung. Und darin liegt der Punkt. Ob nun mit sexueller Anspielung oder nicht. So oder so nervt die meiste Werbung. Aber ich sehe keinen großen Nutzen darin es zu verbieten, eher einen Schaden.
Chalchiuhtlatonal
Tja, Meinungsfreiheit ist nicht irgendein Rechtsgut, das mit vielen anderen konkurriert, sondern steht bei den Grundrechten ganz weit oben. Eine gummiartige, immer wieder weit überdehnte abstrakte, nur durch Meinungsäusserung gefährdbare "Menschenwürde" kommt da weit später.
Ich bin in Zeiten des Ost-West-gegensatzes aufgewachsen und war immer stolz darauf, in einem Land zu leben, wo man sein Maul aufmachen durfte (daraus folgt dann auch öffentlicher Diskurs, Meinungsbildung, Demokratie), heute bin ich mir da nicht mehr so sicher.
Eine Vielzahl von einschränkender Sondergesetzgebung ist eines sich selbst sicheren, souveränen Staates und Gemeinwesens unwürdig. In dieser Hinsicht können wir uns vom Reich des Bösen, der USA, noch eine Scheibe abschneiden.
Joe Montana
In der Werbung wurden schon immer Tabus gebrochen - z.B. der AIDS-Kranke aus der Benetton-Werbung 1985. Nur so kann die Aufmerksamkeit der abgestumpften Betrachter erreicht werden. Das gleiche passiert in der darstellenden Kunst, im Kino oder Theater.
Dies zu erreichen ist auch eine Kunst (weshalb freie Werbetexter, -photgraphen etc. auch größtenteils Mitglied der Künstlersozialkasse sind). Sehe keinen Grund, hier einzugreifen und empfehle einfach wegzugucken, wenn es nicht passt. Brauch mir ja auch kein RTL2 anschauen...
88862 (Profil gelöscht)
Gast
@Joe Montana RTL2 kann ich abschalten, Werbung nicht. Ich weiß nicht, welcher Spot als nächstes kommt oder an welchem Plakat ich als nächstes vorbeifahre. Und ich bin nicht allein: Es gibt auch schützenswerte Kinder und Jugendliche, die in ihrer Persönlichkeitsentwicklung z.B. nicht von Magermodels zur Magersucht verleitet werden sollten.
aho90
Klar können Sie wegschauen... Sie wollen nur nicht, weil es sich besser anfühlt, sich empören zu dürfen. Im Internet kann man sich von so gut wie jedem Fernsehsender die Sendungen anschauen... ohne Werbung!
Eine ernsthafte Frage noch dazu: Wann haben Sie sich das letzte mal ein Werbeplakat wirklich angeschaut bzw. hat Sie danach noch zum Nachdenken bewegt? Und damit meine ich keinen kurzen Blick beim vorbeifahren/-gehen.
Joe Montana
Aber was darf denn dann noch gezeigt werden? Keine typischen Geschlechterrollen, Frauen in Pink, Männer im Baumarkt...?
Und wer bestimmt was moralisch vertretbar ist? Dürfen sich z.B. zwei Männer auf einem Plakat noch küssen? Dann hätten wir ja irgendwann russische Verhältnisse. Kann es doch auch nicht sein.
Bl.
"Meinungsfreiheit wird hier nur als Rechtsbegriff gedacht und nicht Wert einer demokratischen Gemeinschaft."
Ja, das liegt daran, dass die Meinungsfreiheit ein juristischer Begriff IST - wer hätte das gedacht - und als solcher in ein System mit den anderen Rechten in einer demokratischen Gemeinschaft gebracht werden muss. Es gibt ja nicht nur das Recht auf Meinungsfreiheit.
"Erklären Sie doch mal, warum eine Verletzung der Menschenwürde es rechtfertigt, das Menschenrecht auf freie Meinungsäußerung einschränken sollte?"
Das kann ich Ihnen erklären. Dass ich das überhaupt muss, ist ein anderes Problem. Der erste Satz unseres Grundgesetzes überhaupt besagt, dass die Menschenwürde unantastbar ist. Das heißt sie kann auch nicht von der Meinungsfreiheit verdrängt werden, weshalb sie sich auch auf offener Straße nicht von jedem beleidigen lassen müssen. Ganz einfach, oder? Die Meinungsfreiheit hingegen tritt u.a. hinter die Menschenwürde zurück, kann also durch sie eingeschränkt werden. Auch das steht im Gesetz.
Ich kann mir vorstellen, dass es für Sie schrecklich ist, dass die Menschenwürde anderer in Deutschland mehr wiegt als die Meinungsfreiheit. Auch würde ein Verbot sexistischer Werbung Sie ganz erheblich in Ihren Grundrechten einschränken und der Eingriff ist nahezu nicht zu rechtfertigen. Aber welch große Opfer bringt man nicht für "Werte unserer demokratischen Gemeinschaft".
Eprom
Und wenn sich Muslime und Christen nun durch Religionskritik oder die Evolutionstheorie beleidigt bzw. verärgert fühlen, dann würden Sie auch das Recht auf Meinungsfreiheit einschränken?
Hoffentlich nicht.
Und natürlich würde mich und andere die Einschränkung der Meinungsfreiheir hart treffen. Denn dann würde das Gefühl auf Selbstbestimmung, Identifikation und Partizipation Schaden nehmen, auf dem Demokratie aufbaut. Und das kann für niemanden Wünschenswert sein, besonders nicht für Minderheiten die von Demokratie profitieren.
Bl.
In Ihrem Beispiel verwechseln Sie jetzt das Recht auf die Achtung der Meschenwürde und die Religionsfreiheit. Die Verhältnisse zwischen Religionsfreiheit und Meinungsfreiheit sehen natürlich wieder anders aus. Im Übrigen habe ich nicht von MIR geredet, sondern von den Wertmaßstäben des Grundgesetzes, das Ihnen so am Herzen liegt.
Ich kann Sie aber beruhigen: Die Meinungsfreiheit wird auch nicht abgeschafft. In Ihrer Welt wird sich überhaupt nichts ändern. Im Grunde wird nur das bestehende Gesetz in die Realität umgesetzt. Solange Sie also Ihre Selbstbestimmung, Identifikation und Partizipation nicht aus dem Vorhandensein sexistischer Webung herleiten, sind diese Gefühle überhaupt nicht betroffen.
Eprom
Nein, es geht mir nicht um Religionsfreiheit sondern darum, das die Möglichkeit jemanden anderes zu beleidigen, gewahrt bleiben soll - auch wenn ihm das in seiner Würde trifft.
Meine Identifikation mit unserer Demokratie ziehe ich nicht aus dem Vorhandensein sexistischer Werbung, sondern aus dem Faktum, das ich mir nicht verbieten lassen will, was ich mir ansehen darf oder nicht.
Und wie gesagt, ich orientiere mich nicht an irgendwelchen Rechtsbegriffen sondern dem allgemeinen Wert der Meinungsfreiheit.
Ist mir also egal was wo wie in einem Gesetz steht, sondern es geht mir um die Begründung dahinter.
Bl.
Dann haben Sie eine einseitige Weltanschuung, die mit einem friedlichen Zusammenleben nicht vereinbar ist und daher auch nicht Grundlage unserer Gesellschaft werden kann.
Im Übrigen verbietet Ihnen niemand, irgendetwas anzusehen. Die Forderung geht gerade ins Gegenteil: Andere sollen nicht gezwungen werden, sich etwas anzusehen - insbesondere nicht Kinder.
aho90
@Bl. Umgekehrt fürchte ich, führt Ihre Weltanschauung zu einer grauen Welt, in der alle nur noch still, mit gesenktem Kopf herumlaufen aus Angst, irgendjemand anderes könnte sich "beleidigt" fühlen.
Eprom
@aho90 Korrekt, und wenn man das als aufwachsender im familiären Umfeld selbst erlebt hat, weiß man wie ätzend das ist und wie sich sowas auf die Psyche auswirkt.
Eprom
Nur dumm, das dann praktisch Kinder entscheiden, was für alle anderen, also die Mehrheit der erwachsenen Menschen ansehbar ist und was nicht.
Ich lasse mich nun mal nicht gerne von Kindern bevormunden.
88862 (Profil gelöscht)
Gast
Darf ich daran erinnern, dass wir in unserer Gesellschaft selbstverständlich Dinge verbieten, die wir für das Zusammenleben in unserer Gesellschaft für schädlich halten, das geht vom Strafrecht über die Straßenverkehrsordnung bis hin zu Regelungen gegen unlautere Werbung. Was wir als Mehrheitsgesellschaft nicht wollen, das werden wir nach demokratischen Spielregeln verbieten, was denn sonst?
willanne
@88862 (Profil gelöscht) Richtig, WENN es die Mehrheit der Bevölkerung so sieht, und damit ist auch schon alles gesagt!
Eprom
Es fehlt aber noch ein hinreichender Beweis, ob sexistische Werbung (oder in diesem Zusammenhang Videospiele, Bücher und andere Medien) tatsächlich die Entwicklung von Menschen so nachhaltig bestimmen.
Es geht nicht darum ob wir dies oder das für schädlich halten, sondern auch wissen das es so ist!
970 (Profil gelöscht)
Gast
@88862 (Profil gelöscht) Wieso sind dann Börsenspekulation und Löhne unter 10€ die Stunde noch erlaubt? Wieso gibt's dann Hartz IV? Ist die Mehrheit so bescheuert, oder kann es sein, dass ihr Demokratieverständnis zu positiv sieht, wie die Verhältnisse wirklich sind?
Bl.
Was genau ist Ihre Aussage?
Dass die bestehenden Missstände sich gegenseitig rechtfertigen?
Dass ich mir nicht aussuchen darf, wofür ich mich einsetze, sondern Ihrer Schwerpunktvorgabe folgen muss?
Oder dass die aufgezählten Verhältnisse gar keine Missstände sind?
970 (Profil gelöscht)
Gast
Wenn Sie den Kommentar von Uli Wössner unten dazu nehmen, dann ist meine Aussage: es wäre schön, wenn die Mehrheitsgesellschaft so funktionieren würde, dass sich vernünftige, menschenfreundliche und gemeinnützige Positionen durchsetzen. Es gibt aber zig Beispiele, die zeigen, dass die Mehrheitsgesellschaft Positionen unterstützt, die der Mehrheit schaden - oder nicht die Macht hat, politisch Entscheidungen herbeizuführen.
Gleich den Vorwurf auszupacken, ich würde es begrüßen, die Welt würde nach meinen Vorstellungen gestaltet werden - das ist typisches Internetkommentarverhalten. Unter den Artikeln herrscht Meinungskrieg statt Meinungsaustausch...
Ich empfinde übrigens sexistische Werbung als großes Übel, erlebe aber dabei Erlösung durch ein altes Verfahren, welches bereits Peter Lustig vorgeschlagen hatte: Abschalten!
ioannis
@88862 (Profil gelöscht) Es geht um das Maß. Eine Einschränkung der Freiheit, des Wortes, des Bildes, überhaupt der Äußerung soll nur unter engen und genau begründeten Voraussetzungen möglich sein. Und da gehört m.E. ideologischer Puritanismus nicht dazu.
88862 (Profil gelöscht)
Gast
@ioannis Nichtsdestotrotz wird die politische Mehrheit entscheiden ...
90191 (Profil gelöscht)
Gast
@88862 (Profil gelöscht) Nein. Es werden die Lobbyisten entscheiden.
CarlitosR
Haben die keine anderen Probleme? Mich regt der in der Werbung betriebene Etikettenschwindel und Beschiss der Verbraucher viel mehr auf. Das fängt bei den Fake-Abbildungen auf Lebensmittelverpackungen an und geht weiter über Fernsehspots, in denen 20-jährige, mit Photoshop bearbeitete Frauen Reklame für Cremes gegen Runzeln oder für Diätprodukte machen.
D.J.
Gast
"Werbung diene der Beeinflussung und sei keneswegs von der Meinungsfreiheit gedeckt..."
Womit sie zeigen, dass das keineswegs ganz absurde Anliegen in den Händen der falschen Leute ist (um es Netiquette-gemäß zu formulieren)
Meinungsäußerungen dienen immer der Beeinflussung. Immer. Von daher: Mich schaudert es vor den Argumenten dieser Leute. Gebt denen ein Zipfelchen Macht, und der Weg in eine ultrarepressive Gesellschaft ist geebnet. Blebt uns bloß fern.
D.J.
Gast
"Werbung diene der Beeinflussung und sei keneswegs von der Meinungsfreiheit gedeckt..."
Womit sie zeigen, dass das keineswegs ganz absurde Anliegen in den Händen der falschen Leute ist (um es Netiquette-gemäß zu formulieren)
Meinungsäußerungen dienen immer der Beeinflussung. Immer. Von daher: Mich schaudert es vor den Argumenten dieser Leute. Gebt denen ein Zipfelchen Macht, und der Weg in eine ultrarepressive Gesellschaft ist geebnet. Blebt uns bloß fern.
Widerspenstiger
Männlein und Weiblein werden sich auch dann noch so identifizieren, eine entsprechende sex. Identität leben, wenn dieser Rollenbilder aus der Werbung verschwunden sind. Das feministisch-genderistische Projekt, die Geschlechter zu zerstören (Dissens: "Es geht uns um die Zerstörung von Identitäten") wird scheitern. Alles was bleibt ist eine als leidvoll erfahrene Desorientierung.
88862 (Profil gelöscht)
Gast
Frauen auf ihre Sexualität reduzieren, das ist eine Missachtung der Persönlichkeit und eine Verletzung der Menschenwürde. Ich habe unterschrieben.
Eprom
Erklären Sie doch mal, warum eine Verletzung der Menschenwürde es rechtfertigt, das Menschenrecht auf freie Meinungsäußerung einschränken sollte?
Das tut es nämlich auf keinen Fall.
88862 (Profil gelöscht)
Gast
@Eprom In der Werbung geht es meiner Meinung nach nicht um freie Meinungsäußerung, sondern um gezielte Beeinflussung der Gesellschaft. Da darf die Gesellschaft doch hoffentlich mitreden und regeln setzen!
aho90
Richtig!
Ähnlich bei Wahlwerbung bzw. Wahlprogrammen... die sollen ja auch die Gesellschaft beeinflussen! Sollten dort Positionen vertreten werden, die von der Mehrheit (?) nicht geteilt wird, sollte die entsprechende Partei gezwungen sein, dies aus ihrem Programm zu nehmen... oder gleich die Partei verbieten!
Eilige Intuition
Bei Kopftüchern sind Sie aber ganz anderer Meinung.
Merkwürdig.
Eprom
Mitreden & kritisieren dürfen Sie, aber hier wird versucht etwas zu verbieten.
Es wird also nicht versucht, eine Einstellungsänderung durch Argumente und Diskussionen herbeizuführen, sondern durch Verbote.
Eprom
"Werbung diene der Beeinflussung und sei keineswegs von der Meinungsfreiheit gedeckt, so die VerfasserInnen."
Typisch. Meinungsfreiheit wird hier nur als Rechtsbegriff gedacht und nicht Wert einer demokratischen Gemeinschaft.
So kann man sich dann jeglicher Diskussion darüber entziehen, ob man hier nicht einfach Dinge verbietet, die einem nicht passen - und das alles mit dem Hinweis auf das Gesetzt.
Meinungsfreihet als Wert und Meinungsfreiheit als Rechtsbegriff sind aber nicht das Gleiche. Diese Leute wollen nicht einsehen, das sie mit dieser Aktion die Meinungsfreiheit einschränken - und zwar darum, weil sie die allgemeine Mehrheitsbevölkerung für zu dumm halten, und man deshalb das Medien regulieren muss, um die Gesellschaft vor moralischer Zersetzung zu bewahren.
Das ist die neue Inquisition die diesmal im Namen von Fairness und Respekt daherkommt.
willanne
"Männerdiskriminierend sei etwa die Almdudler-Werbung: `Auch Männer haben Gefühle: Durst!´"
Also, ich bin ein Mann, wenn ich mich dann mal ganz persönlich dazu äußern darf (bin mir da in diesen Debatten nicht sicher, als Mann bekommt man da ja immer schnell Sprachverbot), ach was, ich machs jetzt einfach mal, also, räusper: Ich fühl mich durch so nen Spruch nicht diskriminiert, im besten Fall ist er witzig, im schlechtesten überlese ich sowas einfach, der hier liegt irgendwo dazwischen. Bei meinen Freunden dürfte es sich, wie ich deren Humor kenne, ganz überwiegend genauso verhalten.
Also, ich wage jetzt mal das, was diese Damen (und die zwei oder drei Herren) von den Unterstützer*innen-Inis, die da versuchen, uns alle mit hineinzuziehen, so möglicherweise noch nicht getan haben, ich frag einfach mal hier im Forum (und ich schätze das ist in der Hinsicht zu meinen Lasten nicht sehr repräsentativ): Wer von den Männern hier fühlt sich durch die Almdudlerwebung diskriminiert und wem gehts wie mir?
Bin gespannt!
ioannis
Warum klingt alles aus der Ecke so ekelhaft nach Wohlfahrtsausschuß und Inquisition?
90191 (Profil gelöscht)
Gast
"Frauen werden hingegen als weniger kompetent und autoritär als Männer dargestellt; nicht selten auch als bloße Dekoration, stark sexualisiert und/oder für den Haushalt zuständig."
Was hat der Haushalt damit zu tun? Man tut, als ob Hausarbeit nicht ein wertvoller und fundamental notwendiger Aspekt der Gesellschaft wäre. Dasselbe gilt ja heutzutage auch für das Handwerk mit seinem Loserimage. Na gut, machen wir halt eine reine Akademiker-Gesellschaft, wo sich alle Leute verdammt wichtig vorkommen und den ganzen Tag lang in Anzug oder elegantem Kleid mit Aktenmappen und Laptops unterm Arm vor spiegelnden Glasfassaden rumhuschen und verdammt wichtige Dinge besprechen, wie etwa die künftige Farbgebung des Toilettenpapiers. Wir sind Ally McBeal.
willanne
@90191 (Profil gelöscht) Großartig!
Lilly Maier
Aktuelles Beispiel: Großplakate der Fürstenberg Brauerei, auf der zwei Typen zu sehen sind, einer trägt einen Sixpack Fürstenberg Bier, der andere eine Frau. Ansage: "Jeder hat sein Päckle zu tragen".
774 (Profil gelöscht)
Gast
Ohne nackte Frauen gibt es in Deutschland nur noch den nackten Wahnsinn.
reblek
Die ARD findet sexistische Werbung auch prima. Vor der "Tagesschau" läuft regelmäßig eine für "Almased".
Age Krüger
Ich würde hier auch gerne mal eine Aufstellung der Kosten sehen, die sexistische Werbung verursacht.
Davon ausgehend sollte man sie entsprechend besteuern.
90191 (Profil gelöscht)
Gast
Besteuern? Damit die höheren Kosten wieder auf den Käufer abgewälzt werden?
Wie wär´s einfach mit verbieten?
Age Krüger
@90191 (Profil gelöscht) Verbraucher, die aufgrund sexistischer Werbung Produkte kaufen, gehören ebenso mit höheren Kosten bestraft wie diejenigen, die eine solche Werbung anbieten.
ioannis
@90191 (Profil gelöscht) Wie wärs mit Verbietebolde verbieten?
90191 (Profil gelöscht)
Gast
Wäre Ihnen dadurch irgendetwas genommen?
Der heutige Bürger ist ein seltsam Wesen: Er läßt sich seine Rechte eins nach dem anderen zugunsten seiner Ausbeuter abluchsen und wirft sich auch noch in die Bresche, wenn man den Ausbeutern auf die Finger klopft. Der heutige Bürger hält die Freiheit des Marktes für seine persönliche. Erweist sich doch die jahrzehntelange Gehirnwäsche als außerordentlich erfolgreich.
Callimero/Sombrero
Schon gehört?
Es gibt jetzt auch:
Pom-Bär, only for girls (rosa-pur) and
Pom-Bär, only for boys (harte boys, da "extra scharf")
Einfach nur Shariawiderlich!
... verdammtes Mittelalter...
Sonnenblumen
Warum sind die katholische Kirche, Moslemverbände, Landfrauen und andere züchtige Tugendwächter nicht mit dabei? Würde passen. Wenn man (frau/mensch) auf der Website die Negativbeispiele anschaut wird klar, dass es nicht um Extremfälle geht, sondern um ein tugendpolitischen Rundumschlag - alles verbieten, was einem selbst nicht gefällt.
Erfreulich, dass die Grünen und die Linken sich da nicht reinziehen lassen.
aho90
Wenn ich mich richtig informiert habe, gehört das Plakat zu der Firma Blush Lingerie, welche Unterwäsche für den "gewissen" (sexuellen) Gebrauch von Frauen herstellt. Wie genau soll jetzt dafür Werbung gemacht werden, die "unsexistisch" ist?
Leider habe ich hier das Gefühl das "Sexismus = Darstellung der gelebten Sexualität von Frauen" gesetzt wird? Was ist daran weniger sexistisch? Sexualität ist ja wohl nichts, wofür sich Frau schämen muss?
Könnte mir das mal jemand erklären?
aho90
@aho90 Darf man auch fragen, warum das Bild jetzt einfach entfernt wurde?
4845 (Profil gelöscht)
Gast
Nicht verbieten, einfach ignorieren!
Alena
Liebe taz,
unterstützt wird die Petition nicht nur von "den drei großen" sondern auch von vielen kleinen NGOs und Initiativen (z.B.: uns! AnyBody Deutschland).
Dass ihr nicht unbedingt alle aktuell 13 Unterstützer*innen-Inis aufzählen wollt, das können wir natürlich verstehen. Aber dann setzt doch vor "die drei großen" wenigstens ein "u.a." - dann fallen wir und die vielen anderen tollen Organisationen nicht ganz hinten runter. :-)
Vielleicht könnt ihr die zwei Buchstaben noch einfügen?
Merci beaucoup und allerherzlichste Grüße
die AnyBodies
www.endangeredbodies.org
D.J.
Gast
"Unterstützer*innen-Inis"
Ich möchte mich nicht zu Ihrem Gender-Sternchen äußern, dazu ist genug gesagt.
Nur als Hinweis: Nach einer Weile habe ich eine Vermutung, was "Inis" sind. Nach einer Weile. Bedenken Sie aber und schreiben Sie daher besser solche Dinge aus: Ihre Welt samt ihrer Sprache hat so gut wie nichts mit der Welt da draußen zu tun.
Perdita Durango
Werbung ist doof. Aber das Internet macht alles besser: Für den Browser und für Telefone gibt es Werbeblocker. Die Glotze kann vom Kabelnet oder Satellitenempfänger getrennt und mit Netflix & Co. (oder noch besser, den wirklich guten, dafür aber leider immer noch nicht legalen Angeboten) gefüttert werden. Die Zeitungsverlage versuchen verzweifelt, mit epaper-Ausgaben ihr werbedoofes Geschäftsmodell zu erhalten. Sie werden natürlich scheitern. Das Radio spielt selbstverständlich nur die werbefreien Sender, was in Inhalt, Musik und Präsentation eine wahre Offenbarung quasi automatisch mit sich bringt. Bleibt noch die doofe Plakatwerbung allüberall. Nun ja, dann eben die Spraydose. Ihr habt es ja so gewollt. Strafbar ist es nicht, denn eine Sachbeschädigung liegt nicht vor, allenfalls als Teil der Notwehr zur Rettung der letzten Gehirnzellen. Oder, anlässlich des 15. Jahrestag der Revolution von 1989 in der DDR: "Werbefuzzis in die Produktion!"