Digitalisierung und Überwachung: Wenn Roboter Sheriff spielen
In einem kalifornischen Einkaufszentrum geht ein Roboter auf Streife. Die KundInnen lieben ihn – trotz seiner Überwachungstechnik.
Bislang wurde der automatisierte Wachmann des Startups Knightscope an einigen wenigen Orten im Silicon Valley eingesetzt – etwa im Bürokomplex der kalifornischen Microsoft-Niederlassung. Jetzt ist er der erste Roboter, der in der Öffentlichkeit Sheriff spielen darf. Wie selbstfahrende Autos agiert auch er autonom.
Äußerlich ähnelt K5 dabei dem Astromechdroiden R2D2 aus Starwars. Das humorvolle Design ist laut Stephen McLaren von Knightscope gewollt, sagte er dem Guardian: „Wir hätten es auch anders machen können, aber man will ja die Leute nicht verschrecken, sondern dass sie die Technologie mögen. Wir wollten, dass er beruhigend wirkt. Wie ein Polizist soll er auf der einen Seite autoritär wirken, auf der anderen Seite alte Menschen und Kinder nicht ängstigen.“
Und tatsächlich scheint der Roboter bei den Leuten gut anzukommen. Viele wollen Selfies mit ihm machen und sogar Lippenstift-Spuren wurden bereits auf der weißen Oberfläche entdeckt.
Fragen des Datenschutzes
So harmlos der RoboCop nach außen hin wirken mag – in seinem Inneren steckt Überwachungstechnik auf dem neuesten Stand. Seine Software kann 300 Nummernschilder pro Minute scannen und mittels einer schwarzen Liste Personen mit Hausverbot ausfindig machen. Mikrofone können Stimmen oder Geräusche wie zerbrechendes Glas erkennen – und dann Alarm schlagen. Auch sensible HD-Infrarotkameras gehören zu seiner Ausstattung. Laut dem Onlinemagazin futurzone kann der Roboter außerdem Smartphones in seiner Umgebung orten.
Damit sammelt K5 sensible personenbezogene Daten, die in einer Cloud gespeichert werden. Per App kann das Sicherheitspersonal dann darauf zugreifen. Die Macher_innen betonen, dass die RoboCops menschliches Wachpersonal nicht ersetzen soll, sondern sie nur „zusätzliche Augen und Ohren“ seien. Für sieben Dollar pro Stunde kann man K5 mieten.
Der Einsatzort solcher Roboter muss sich in Zukunft nicht auf Einkaufszentren beschränken. Sie könnten auch auf öffentlichen Plätzen oder in Straßen patrouillieren. Dubai hat offenbar bereits Interesse daran geäußert: Ab 2017 könnten sie Polizist_innen bei ihrer Arbeit unterstützen oder Tourist_innen Auskunft geben. Solche Features können durchaus nützlich sein. Wenn die Geräte dann aber weiterhin Handys orten oder Daten sammeln, ist es nur ein weiterer Schritt in Richtung allumfassender Überwachung im Alltag.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
BGH-Urteil gegen Querdenken-Richter
Richter hat sein Amt für Maskenverbot missbraucht
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Sensationsfund Säbelzahntiger-Baby
Tiefkühlkatze aufgetaut