Diesel-Skandal europaweit: Auch Italiener können Stinker bauen
Die Deutsche Umwelthilfe weist beim Fiat 500X stark erhöhte Stickoxid-Emissionen nach. Die Testergebnisse des Geländewagens seien katastrophal.
Die Testergebnisse bei diesem modernen Geländewagen mit Euro-6-Norm seien „katastrophal“, sagte Testberater Axel Friedrich am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung der neuen Untersuchung. Bei den Messungen dieses Fahrzeugs sei häufig sogar der Messbereich des Labormessgeräts für Stickoxide überschritten worden.
Bei allen Tests mit betriebswarmem Motor wies der Fiat demnach sehr hohe Stickoxidemissionen auf; der geltende Grenzwert wurde um das 11- bis 22-Fache überschritten. Nur bei den Messungen im kalten Fahrzeugzustand und mit einer speziellen Konditionierung am Vortag, die den Vorgaben für die offiziellen Tests entspricht, wurden relativ niedrige Werte nahe dem Euro-6-Grenzwert gemessen. Für die Tester war das nicht zu erklären, denn normalerweise sind Abgasemissionen bei kaltem Motor viel höher als bei warmen.
Volkswagen hatte bereits eingestanden, bei rund elf Millionen Fahrzeugen Abgastests manipuliert zu haben: Bei den offiziellen Tests wurden die Abgaswerte eingehalten; auf der Straße jedoch wurden illegalerweise die Abgasreinigungssysteme abgeschaltet oder heruntergefahren, um mehr Leistung aus den Motoren zu holen. Technisch ist eine effektive Abgasreinigung möglich, wie deutsche Premiummodelle auf dem US-Markt beweisen; sie ist nur etwas teurer als die bloße Optimierung der Motoren auf Labortests.
„Die gemessenen Emissionen des Fiat 500X stellen einen klaren Verstoß gegen das EU-Zulassungsrecht dar“, sagte DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch. Auch handele es sich um Verbrauchertäuschung, da die Verbraucher nicht das bekämen, was draufstehe. „In den vergangenen vier Monaten haben wir bei Opel, Renault, BMW und Mercedes stark erhöhte Stickoxid-Emissionen und zum Teil implizit eingestandene Abschalteinrichtungen aufgedeckt.“ Mit dem Fiat 500X reihe sich nun ein italienisch-amerikanischer Konzern in den Kreis schmutziger Dieselhersteller ein. „Damit mutiert der VW-Skandal endgültig zum Skandal nicht nur deutscher Hersteller.“
Für Axel Friedrich herrscht ein „mangelndes Unrechtsbewusstsein in der Industrie“. Die von der DUH festgestellten extremen Überschreitungen der Stickoxid-Emissionen seien technisch nicht plausibel und wiesen auf Abschalteinrichtungen hin. „Doch anstatt die vorgelegten Messungen zum Anlass für eine Überprüfung auf das Vorhandensein von Abschalteinrichtungen zu nehmen, kämpft die Bundesregierung für Aufweichungen zukünftiger Abgasgrenzwerte für Diesel-Pkw in Europa.“
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Überraschung bei U18-Wahl
Die Linke ist stärkste Kraft
Krisentreffen nach Sicherheitskonferenz
Macron sortiert seine Truppen
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
Ukraine-Verhandlungen in Saudi-Arabien
Wege und Irrwege aus München
RTL Quadrell
Klimakrise? War da was?