Diesel- versus E-Lkw: Daimler für Diesel-Dresche
Der Chef der weltgrößten LKW-Sparte fordert, dass das Fahren von Lastwagen mit Verbrennungsmotor teurer und das mit Elektroantrieb billiger wird.
BetreiberInnen von Lkw-Flotten bräuchten stärkere Anreize, um auf umweltfreundlichere Antriebe umzustellen. Ein Anreiz-Straf-System auf der Basis von CO2-Emissionen sei dringend notwendig. Nach Angaben eines Daimler-Sprechers kämen etwa Steuervergünstigungen und Mauterlässe in Frage.
Der Europäische Rat und das Europäische Parlament haben vor kurzem Vorgaben zur Reduzierung von CO2-Emissionen von Nutzfahrzeugen beschlossen. Im Vergleich zu heute sollen Lastwagen bis zum Jahr 2025 15 Prozent weniger CO2 ausstoßen – und 30 Prozent weniger bis 2030. Sollten die Hersteller das nicht schaffen, drohen ihnen hohe Strafen. „Das ist ein Ziel, das man mit Dieselmotoren nicht mehr erreichen kann“, sagte Daum. Zurzeit sei der Betrieb von Dieseln aber billiger als der von E-Lkw.
Daimler ist der größte Nutzfahrzeughersteller der Welt. 2018 hat die Sparte 517.300 Fahrzeuge produziert, einen Rekord. Allerdings steckt die Produktion von E-Trucks noch in den Anfängen – auch bei der Konkurrenz. Im vergangenen Jahr hat der Konzern wenig mehr als 100 E-Lkw hergestellt und ist damit nach eigenen Angaben in Europa, Nordamerika und Japan führend. Bis 2023 will Daimler alle Nutzfahrzeuglinien wahlweise als E-Modell oder Diesel anbieten.
„Martin Daum hat im Prinzip recht“, sagte Michael Müller-Görnert vom ökologischen Verkehrsclub Deutschland der taz. Konventionelle Antriebe müssten teurer, E-Mobilität günstiger werden. „Die Politik muss diese Forderung aus der Industrie aufgreifen“, sagte er. „Es nützt ja nichts, wenn E-Fahrzeuge nicht genutzt werden, weil der Betrieb viel teurer ist als der von konventionellen.“
Erste Anreize gibt es bereits: E-Lkw sind in Deutschland von der Maut befreit. Laut Bundesverkehrsministerium ist damit eine Ersparnis von rund 5.000 Euro pro Jahr und Fahrzeug verbunden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Schäden durch Böller
Versicherer rechnen mit 1.000 Pkw-Bränden zum Jahreswechsel
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“