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Die goldenen Trendregeln des neuen JahresBeen there, ate that

Plant-Based Pasta und „Regenerative Food“ sind nicht nur im Kommen sondern längst da. Es gilt: Ve­ga­ni­ze it! Und auch: Frittiert mehr Hühner.

Fried Chicken ist schon länger Trendfood. Aber frittierte Hühnerhaut? Kommt 2023 groß raus Foto: Panthermedia/imago

L iebe Foodies und Trendhasen, ein frohes 2023 wünsche ich! Und als Trendscout auf Foodmission ist es natürlich meine heilige Pflicht, für euch die freshesten Foodtrends des frischen Jahres herauszudestillieren. Doch, ach – früher war das so viel leichter! Da zertifizierte der Internationale Congress für Speisen und Getränke jedes Jahr einige neue Lebensmittel, diese wurden dann bei den Weltausstellungen der staunenden Öffentichkeit präsentiert und sofort zum Klassiker. So wurde etwa im Jahr 1886 die Maggi-Würze erfunden, 1894 das Club-Sandwich, 1899 die Tomate und 1907 die Geschmacksrichtung „süß“.

Heute jedoch gilt auch für Lebensmittel die goldene Trendregel „Die Zukunft ist schon da, sie ist nur noch nicht gleichmäßig verteilt“. Entsprechend schmoren neue Entwicklungen oft Jahre in der Diskursküche, manifestieren sich mal hier, mal dort, und gilt den einen als neu, was andere schon lange kennen. Das merkt man auch am aktuellen „Food Report“ von Hanni Rützler, der im deutschsprachigen Raum so dominant ist, dass fast alle Artikel zum Thema ihn zitieren (merke: Foodtrend­scouts kochen auch nur mit Wasser, aber immerhin bringt es der Wassersommelier).

Rützler macht also drei Großtrends für 2023 aus: „New Glocal“ (was schlicht „wo es geht, essen wir regional Produziertes“ meint), „Regenerative Food“ (nachhaltige Landwirtschaft) und „Veganizing Recipes“ (tierlose Alternativen werden vielfältiger und leckerer). Und, jetzt mal ehrlich, da können wir aus der taz-Bubble doch nur müde kauen. Been there, ate that.

Passend zum Veganizing wird in den Trendvorschauen übrigens auch oft „Plant-based Pasta“ genannt, Nudeln aus Zucchini, Linsen, Kürbis – pflanzenbasiert halt. Und damit ganz anders als herkömmliche Nudeln, die ja bekanntermaßen aus dem Fleisch von Hartweizenschweinen hergestellt werden.

Weitere konkrete Trends für 2023: Yuzu (die japanische Zitrusfrucht). Tee aus Yaupon (eine koffeinhaltige Stechpalmensorte). Frittierte Hühnerhaut als Snack (und Teil des wesentlich größeren Fried-Chicken-Trend). Nach süß-scharf (Chili-Schokolade), süß-sauer (Ente) und süß-umami (Bratwurst mit Ketchup) kommt nun endlich süß-bitter (in Form von Chicorée-Zimtchnecken). Seafood-Cocktails (Tequila trifft Muschelsaft, Wodka trifft Olivensalzlake und Auster). Das Apéressert (eine kleine süße Schweinerei vor dem Menü). Die philippinische Yamswurzelart Ube (macht Essen lila). Avocados werden zur Dessert- und Cocktailzutat (und zum Öllieferanten). Und: die DIY- und Craft-Szene entdeckt Kartoffelchips (und nerdet ab über Röstgrade, Pflanzenöle und alte Sorten).

Drei dieser Trends habe ich mir aber nur ausgedacht, genau wie ein paar andere Kleinigkeiten in dieser Kolumne. Aber das habt ihr sicherlich schon längst selbt erkannte, nicht wahr, liebe Trendhasen?

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Michael Brake
wochentaz
Jahrgang 1980, lebt in Berlin und ist Redakteur der Wochentaz und dort vor allem für die Genussseite zuständig. Schreibt Kolumnen, Rezensionen und Alltagsbeobachtungen im Feld zwischen Popkultur, Trends, Internet, Berlin, Sport, Essen und Tieren.
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2 Kommentare

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  • Trendfooden mit dem Zukunftsinstitut - We want, we want Fjuter you!



    (Frei nach @Lowandorder)

    Und schon geht es los.

    Ein echt prima Artikel. Als Trendscout ein Autor, der nicht bloß auf die Trends des Trendfoods schaut, sondern auch mit sicherem Blick dahinter. Die richtige Brille dafür ist die Satire. Und mit ihr trifft er zielsicher in´s Schwarze. Oh Mann, das ist doch gleich was ganz anderes, wenn man "süß-umami" verkostet, anstatt ne´ Bratwurst mit Ketchup futtert. Das ist auf die Dauer ja auch soo nerdig. Na und erst die Yamswurzeln!!! Gedünstete Spitzen von der phillipinischen Yamswurzel, im cross fritierten Chickenskinmantel. Yamm Yamm.

    Ich hab mich kringelig gelacht.

    Aber wie ist das mit "taste it global, eat it lokal"? Das ganze Zeug muss doch rangeschafft werden. Fehlt das nicht zu Hause? Brauchen Europäer überhaupt Yamswurzeln? Um es frei mit den Drei Tornados zu sagen: Sind doch noch genug Sesambrötchen da…



    Aber der beste Knaller kommt mit dem Dessert: Icebomb surprise, sozusagen. Das ist alles "Die Wahrheit". Folgen Sie einfach dem Link zum Zukunftsinstitut, zum absoluten Food-Trend-Katalog seit Anno...

    Selten wurde Unternehmensjargon satirisch so gut entlarvt.

    Und mehr noch: Michael Brake ist der Entdecker zweier neuer Tierarten im Reich des "zoon satyricon". Der Trendhase und das Hartweizenschwein. Lateinerinnen und Lateiner, seit aufgerufen, diesen Tierarten einen würdigen lat. Namen zu geben. Der auf "Michaelis Brakus" endet - natürlich. Was für wunderbare Namen! Bei Höge und Ringel - sie sollen im Satirischen Tierreich immer eine Heimat haben.

  • Avocados überfluten schon seit Jahren die Speisekarten hier. Selbst in den Sushi-Theken im Supermarkt gibt's die Reisröllchen nur noch mit dem grünen Zeuch (leider nicht Wasabi) ...