Die Wochenvorschau von Bert Schulz: Mit viel Köpfchen
Ende April läuten wir die Woche der Dickschädel und Könige ein. Mit dabei: Lenin, Thilo Sarrazin und der Regierende Michael Müller.
Es ist Ende April, doch Berlins Journalisten dürfen sich diese Woche fühlen, wie wenn Ostern, Geburtstag und Weihnachten zugleich wären: jede Menge Themen jeder Art. Zuallererst ist dies jedoch die Woche der Dickköpfe.
Denn da eröffnet am Mittwochabend für die Großkopferten und am Freitag dann für alle anderen eine Ausstellung, über deren wohl gewichtigsten Teil schon viel geschrieben, gesprochen und gestritten wurde: „Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler“. Zu sehen sein wird unter anderem jener Lenin-Schädel, der als Teil einer 1991 abgerissen 19 Meter hohen Skulptur am heutigen Platz der Vereinten Nationen thronte. Ob der Kopf, so losgelöst von seinem immer noch in der Berliner Erde verscharrten Resttorso, wirklich so (bild)mächtig wirkt, wie in dem Film „Good-Bye Lenin“ nachgestellt wurde? Man darf gespannt sein. Auf den Rest der Schau, über den bisher eher wenig diskutiert wurde, übrigens auch.
Dickschädel Sarrazin
Ein anderer Dickschädel macht sich schon seit mehreren Tagen in den Medien breit. Berlins einstiger Finanzsenator und Tatsächlich-immer-noch-SPD-Mitglied Thilo Sarrazin stellt sein neuestes Machwerk vor. Es heißt „Wunschdenken. Europa, Währung, Bildung, Einwanderung – warum Politik so häufig scheitert“, was wiederum nach einem frischen Aufguss altbekannter Sarrazin’scher Thesen klingt. Aber ganz sicher wusste er alles schon immer und besser und überhaupt.
Ist Michael Müller auch ein Dickkopf oder einfach nur nachtragend? Jedenfalls bekommt nicht nur der Exfinanzsenator seine Jubelschau, auch der amtierende Regierende Bürgermeister wird ordentlich gefeiert werden, das ist jetzt schon sicher. Am Samstag lässt sich Michael Müller auf dem SPD-Parteitag zum Landeschef wählen, nachdem er zuvor mit viel Köpfchen den bisherigen Vorsitzenden Jan Stöß zum Abdanken gedrängt hat.
König Müller
Und nicht nur das: Wo die Stimmung schon mal so gut ist, überreichen die Genossen ihm auch gleich die Krone, die ihn als Spitzenkandidaten ausweist. Die Wahlergebnisse dürften übrigens fast wie zu Lenins Zeiten ausfallen. Und mal sehen, wann sich Müller – der dann ja keinen weiteren Posten im Land mehr kriegen kann, weil er alle schon innehat – ein Denkmal setzen lässt.
Genug der staubtrockenen Männer, am Ende der Woche soll Politik Spaß machen – und zwar allen. Am Sonntag ist 1. Mai, da wird getanzt, getrunken, Bratwurst gegessen, demonstriert und irgendwie über Arbeit, das Leben und den ganzen Kapitalismus nachgedacht. Wie das auf dem künstlich repolitisierten Myfest in Kreuzberg genau aussehen wird, darüber zerbrechen sich einige derzeit noch den Kopf.
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