Die Wochenvorschau für Berlin: Regen, Sonne, Regenbogen
Kunst und Kundgebungen für den Umweltschutz, die Frage, wie wir eigentlich leben wollen, und der CSD: Vom Sommerloch ist in Berlin keine Spur.
Wasser soll es die kommenden Tage nicht zu knapp geben, zumindest in Form von Regen, der schon in den vergangenen Wochen überdurchschnittlich häufig vom Himmel fiel. Da das jedoch angesichts der Dürremonate zuvor nur der berühmte Tropfen auf den heißen Sandboden Brandenburgs ist, bleibt Wasser ein rares Gut.
Umso unverständlicher, dass das Land sein kostbares Nass an Konzerne verscherbelt, als würde es darin schwimmen. Berühmtestes Beispiel ist der US-Konzern Tesla, der in einem Trinkwasserschutzgebiet in einer der trockensten Regionen Deutschlands eine wasserintensive Großfabrik gebaut hat.
Während die Brandenburger*innen ihren Wasserverbrauch einschränken müssen, kann der Autobauer ungeniert Millionen Kubikmeter pro Jahr verbrauchen. Seit zwei Jahren verhandelt der Wasserverband Strausberg-Erkner mit Tesla über einen neuen Wasservertrag. Eine Einigung schien längst gefunden, nun gibt es aber neuen Streit, weshalb der Verband am Montag noch einmal außerordentlich tagt.
Weil Wasser aber für alle da sein sollte und nicht für einen rumhitlernden US-Milliardär, ruft das Bündnis „Tesla den Hahn abdrehen“ zum Protest auf. Ab 13 Uhr wollen die Aktivist*innen vor dem Wasserwerk in Strausberg dagegen demonstrieren, dass die Abwasser-Grenzwerte für Tesla erhöht werden sollen und damit die Wasserqualität schlechter wird.
Mützen für Laternen
Um Umweltschutz geht es auch am Dienstag, wenn in Mitte die neuen „Nightcaps“ der Künstlerin Alona Rodeh vorgestellt werden. Die will mit ihrem Kunstprojekt nicht gegen Wasser-, sondern gegen Lichtverschmutzung vorgehen. Denn das helle Licht der Straßenlaternen bedeutet für Insekten, Vögel, Amphibien oder Fledermäuse nicht nur großen Stress, sondern eine echte Gefahr.
Um das Ökosystem vor der künstlichen Beleuchtung zu schützen, hat die Künstlerin Mützen für Straßenlampen entwickelt, von denen einige bereits seit vergangenem Jahr im Brunnenviertel zu sehen sind. Die Hauben sehen nicht nur witzig aus, sie sorgen auch dafür, dass das Licht nur nach unten strahlt, wo es benötigt wird.
Wer wissen will, welche sechs weitere Kopfbedeckungen sich Rodeh nach „The Curly Girl Next Door“, „The Voyager“ oder „The Jockey“ ausgedacht hat, kann sich das ab 18 Uhr in der Kita „Omas Garten“ in der Swinemünder Straße 27 anschauen.
Kunst im Spannungsfeld sozialer, politischer und ökologischer Herausforderungen gibt es auch in der Weißensee Kunsthochschule zu sehen. Noch bis Sonntag präsentieren die Kunstabsolvent*innen gemeinsam mit dem Abschlussjahrgang der Ostkreuzschule für Fotografie in den ehemaligen Industriehallen ihre Abschlussarbeiten und rahmen diese mit Podiumsdiskussionen, Führungen, Lesungen und Workshops. Gemeinsame Fragestellung der über 60 Arbeiten: „Wie wollen wir leben?“
CSD, Queer Pride und Dyke*-March
Auf jeden Fall nicht leise, lautet die Anwort der queeren Community. Die setzt beim diesjährigen CSD mit dem Motto „Nie wieder still!“ am Samstag wieder ein buntes Zeichen für Vielfalt und gegen Diskriminierung. Los geht es um 11 Uhr mit einem Gedenken am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen. Um 11.30 Uhr führt dann die Parade von der Leipziger über die Potsdamer Straße, den Nollendorfkiez und die Siegessäule zum Brandenburger Tor, bei der in den vergangenen Jahren rund eine Million Menschen für die Rechte von Schwulen, Lesben, Transsexuellen und Transgendern, Inter- und Bisexuellen demonstriert haben.
Parallel dazu findet der Internationalistische Queer Pride statt, der ab 15 Uhr vom Südstern über den Hermannplatz zum Oranienplatz zieht. Am Vorabend gibt es auch in diesem Jahr einen Dyke*-March für lesbische Sichtbarkeit. Ob also Regen oder Sonne, Berlin wird so oder so unterm Regenbogen feiern.
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