Die Wochenvorschau für Berlin: Ihr Völker der Welt, schaut doch!

Blicke zurück in die Vergangenheit und der bange Blick nach vorn: Im Fernsehen steht die Stadt kurz vor dem NS-Abgrund, die Klimakrise kommt ins Museum.

Menschen in Liegestühlen schauen ins Grüne

Schaut mal, irgendwo da vorn, die Zukunft: Einblick in die Klima_X-Schau Foto: Stefanie Kösling

Dass die Menschen immerfort auf Berlin schauen, ist auch das Verdienst von Ernst Reuter. Schließlich forderte sie der damalige Oberbürgermeister Berlins dazu auf, als er mit entsprechendem Pathos deklamierte: „Ihr Völker der Welt… Schaut auf diese Stadt!“ Aber es war damals, 1948, schon eine klamme Zeit. In Stichworten nur: Die Spaltung der Stadt, die Berlin-Blockade durch die Sowjetunion, die Versorgung Westberlins durch die Luftbrücke … Alles also echt heftig, was man doch mitdenken sollte, wenn man am Freitag an den 70. Todestag von Ernst Reuter – er starb am 29. September 1953 – erinnert.

Aber geschaut wird weiter, unentwegt. Vor Kurzem war so das Bild, das Berlin nach außen wie nach innen abgibt, Thema einer hitzig aufbrausenden Debatte. Und in diesem Zusammenhang ist es allemal schön, dass die Stadt so groß und auch so vielfältig ist, dass bestimmt immer das als Beweis zu finden ist in ihr, was eine jeweilige Ansicht bestätigen mag.

Dass Berlin zum Beispiel nicht Deutschland ist.

Das übrigens muss unbedingt schon aus Gründen der Mengenlehre bestätigt werden. Es ist zwar Hauptstadt, aber so groß dann doch nicht, dass sich Deutschland darin erschöpfen könnte oder gar in Teilen davon wie Kreuzberg.

Aber man macht sich halt so seine Vorstellungen. Hat seine Bilder im Kopf. Und die kommen ja von irgendwoher. Die Vorstellung von den gar nicht so rundum glorreichen Goldenen Zwanzigern in Berlin dürften in den vergangenen Jahren dabei sehr von einer Fernsehserie geprägt worden sein mit den einigermaßen braunstichigen Bildern von der Weimarer Republik als einem Tanz auf dem Vulkan, mit großzügig in die Handlung eingestreuten Leichen: „Babylon Berlin“ natürlich, die Serie, die seit 2017 recht frei nach den Krimis von Volker Kutscher von einem Berlin erzählt, das mit seinem morbid feierwütigen Mythos bis ins heutige hinüberreicht. Also dem Bild, das man sich von Berlin macht. Und weil die Bilder ja stets aufs Neue bestätigt werden müssen: Am Sonntag um 20.15 Uhr geht es im Ersten wieder los mit „Babylon Berlin“. Es startet die vierte Staffel.

Ein Großteil der „Babylon Berlin“-Aufnahmen entstanden im Filmstudio Babelsberg, dem es so prächtig gerade nicht gehen soll laut Schlagzeilen im Sommer. Von einer drohenden Insolvenz war da die Rede, und dass kaum noch Dreharbeiten dort stattfänden, sagte auch der Regisseur Volker Schlöndorff dem RBB, und dass man dort vor allem an den im Babelsberger Studiobesitz befindlichen Immobilien interessiert sei.

Statt auf Traumfabrik auf Traumvillen zu setzen, verspricht ja allerdings auch ein schönes Geschäft.

Und damit willkommen zurück in der Wirklichkeit. Die man gar nicht immer wirklich wahrhaben will. Obwohl man doch weiß: Klimakrise zum Beispiel kennen alle. „Doch warum tun wir nicht, was wir wissen?“, ist eine entscheidene Frage, der ab Freitag im Museum für Kommunikation in der Leipziger Straße nachgegangen wird in der Ausstellung „Klima-X“.

Oder, um es mit Ernst Reuter zu sagen: Ihr Völker der Welt. Steckt nicht mehr eure Köpfe in den Sand!

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