Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Trump bleibt ein ausgewildertes Unterhaltungsformat. Schafe pflegen dagegen eine vergleichsweise humane Lebensweise.

Ein Schaf auf einer Wiese

Ein Schaf – vergleichsweise eine humane Lebensweise Foto: dpa

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?

Friedrich Küppersbusch: Mit dem Auto an die Küste, Strandspaziergang, zurück: Auto aufgebrochen, Rucksäcke weg, Geld, Papiere, Tickets, bäh!

Und was wird besser in dieser?

Irische Polizei: „Tja“. Irische Nachbarn: „No doubt. The thiefs must have been Brits“.

Der Außenminister der Vereinigten Staaten, Rex Tillerson, sagt, die Drohgebärden zwischen USA und Nordkorea seien kein Grund für schlaflose Nächte. Schlafen Sie gut?

Der Korrespondent des irischen Radiosenders RTE beantwortete ebendiese Frage mit einer Gegenfrage von vorausleuchtender Klarheit: „Ist dies der Kampf der Kulturen oder der Kampf zweier erschütternder Frisuren?“ Trump bleibt ein ausgewildertes Unterhaltungsformat, und jedenfalls im deutschen Jagdgesetz dürfen wildernde Haustiere 400 Meter von der letzten menschlichen Behausung beschossen werden. Vermutlich sind eines Tages Veganer Trumps letzte Beschützer. Dieses Vorderbühnenspektakel nutzt denen, die eine Konfrontation China/USA für ein attraktives Geschäftsmodell halten. Kein Interesse an einem solchen Konflikt haben Russland und Europa. Das führt zur nächsten Frage: Taugt „Putin-Versteher“ noch als Schimpfwort in einer Welt voller Trump­-Erklärer?

Viele Insektenarten sterben aus, weil die Pflanzenvielfalt zurückgeht. Kann man in der Wespen- und Stechmückensaison daran auch was Gutes finden?

Für den späten Urlauber sei gern auch hier „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ von Yuval Noah Harari empfohlen. Seiner Darlegung nach sprang die Schöpfung ungefähr in dem Moment aus ihrem Gleis, als sapiens die Landwirtschaft erfand. Die „unberührte Natur“ erweist sich als disziplinierter Zoo von Resten, die das Tier Mensch nicht beim Degenerieren stören. „Macht euch die Erde untertan“ ist nackte Verbrecherphilosophie und Selbstschlachtruf. Man liest, bekommt schlechtes Gewissen bei jeder wilden Brombeere am Wegesrand und möchte den Schafen für ihre vergleichsweise humane ­Lebensweise danken. Ruinieren auch Sie sich den Urlaub! Lesen Sie dieses Buch! Oder klatschen Sie damit ein paar Wespen platt.

Apropos Insekten: Kaffee, Müsli, Orangensaft, weich gekochtes Ei – wäre das im Moment gerade ein Frühstück, das Sie ansprechen könnte?

Wenn es tatsächlich sprechen kann: eher nein.

In der Türkei wurden am Donnerstag neun Journalist*innen verhaftet. Ihnen wird zur Last gelegt, eine Messenger-App genutzt zu haben, die unter Verdacht steht, Teil der Kommunikationsstruktur der Gülen-Bewegung zu sein. Wie lang soll das noch so weitergehen?

Die oppositionelle kemalistische Partei CHP weist seit Monaten darauf hin, dass über 100 Abgeordnete von Erdoğans Regierungspartei AKP einen Account bei diesem Messengerdienst gehabt hätten – zur Zeit des „Putsches“. Das Erdoğan-Regime sei also mal mindestens live informiert gewesen – womöglich sogar selbst beteiligt, so der Anhauch dieses Hintergrunds. Es geht also weiter, bis Erdoğan seine eigene Partei verhaftet. Professionelle Diktatoren allerdings fangen vorher einen Krieg gegen einen frei gewählten äußeren Feind an.

Die ungarische Regierung nimmt Änderungen in den Lehrplänen vor. Ist es wichtig, dass Schüler*innen etwas über Vaterlandsliebe und Wehrkunde lernen?

Wer unter euch den Verbindungsoffizier der Bundeswehr aus dem Schulunterricht sperrte, der werfe den ersten Stein!

Der Duden wurde um 5.000 Wörter ergänzt, hauptsächlich mit solchen aus den politischen Debatten der letzten Jahre. Haben Sie ein neues Lieblingswort?

Duden. Sein wülstiger Kamerad, der Brockhaus, etwa steht bestenfalls noch im Duden, nicht mehr hingegen im Bücherregal: Wikipedia killed the Gutenberg-Star. Klassische Nachschlagewerke, die von Fachmenschen und einer Redaktion verfasst werden, schauen sich selbst mit Lichtgeschwindigkeit beim Veralten zu. Beim Duden hingegen kommt zu der fachlichen und sprachlichen Expertise auch eine bisher noch exklusiv menschliche Qualität hinzu: schiere Willkür. „Tüddelkram“ und „futschikato“ als neue Wörter einzuführen – so etwas trauen sich nur Humanoide. Ein Rechner, der auf solche Ideen kommt, würde als Tetrissklave strafversetzt.

Und was machen die Borussen?

An irischen Bau­stellen wachen Menschen mit ­bunten Schildern über Stop-and-go. Ein junger Mann weist auf mein schwarzgelbes Kopftuch, raunt „Dschurgaine Klouppe“ und winkt den Dortmunder ­Radfahrer durch.

Fragen: SISI, AW

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.