Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Der Cyberangriff auf den Bundestag, Erinnerungen an die Schulzeit und enthemmtes Generalgevögel zur Entspannung

Russlands Präsident Wladimir Putin

An allem Schuld. Foto: ap

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?

Friedrich Küppersbusch: Geht Griechenland, fallen die Heuschrecken über den nächsten Acker her.

taz: Was wird besser in dieser?

Egoismus sieht, die anderen Äcker halten Griechenland.

Löchrig wie Schweizer Käse: Auf das IT-System des Bundestages wurde ein Cyberangriff von „geheimdienstlicher Qualität“ verübt. Sofort werden östliche Geheimdienstkreise verdächtigt. Wissen Sie, wer es war?

Klar. Für Hackerangriffe, Flugzeugabstürze, gefälschte Satellitenfotos, unbefriedigende Ergebnisse bei Schlagerwettbewerben und wenn mal wieder keine Sau den Müll runterträgt, ist grundsätzlich der Iwan verantwortlich. Der Presse steht es frei, über alle erreichbaren Negativschlagzeilen die Spitzmarke „Der Russe nun wieder“ zu setzen. Im konkreten Fall begründet dies auch den Verzicht auf Kommentare wie „IT des Bundes – zu dumm, ein Loch in den Schnee zu pinkeln“. An der Sache sollte man bis auf weiteres nichts ändern, da auch aus dem Abgeordnetenbüro Merkel gefakete Mails verschickt wurden vom Trojaner. Damit steht es der Bundesregierung frei, ihre Außenpolitik später als „diesen Blödsinn aus Moskau“ für ungültig zu erklären.

Die Ermittlung um die Abhöraffäre des Handys von Angela Merkel wurden eingestellt, weil sich der Vorwurf „mit den Mitteln des Strafprozessrechts nicht gerichtsfest beweisen lassen“. Dann ist ja alles gut, oder?

Auf der Vorderbühne kann man sich aufregen: Der Bundesanwalt hat sich geweigert, den Zeugen zu vernehmen (Snowden, Moskau) und das entscheidende Asservat, eine Telefon-Mitschrift der NSA, zu besorgen (vermutlich von der russischen Post verschlampt). Auf der Hinterbühne allerdings überdeckt dies die weit spannendere Frage: Wäre es, wenn bewiesen, überhaupt strafbar? Oder würde bei der Gelegenheit nur publik, dass die bilateralen Verträge Bundesrepublik/USA selbst das hergeben, aus US-Sicht? Dann hieße der Vorgang: Der Generalbundesanwalt hat zwischen zwei Peinlichkeiten die kleinere ausgewählt. In dieses Bild gehören die Drohungen, ohne Kooperation könnte die Terrorgefahr in Deutschland erheblich steigen.

Der Bundesrat hat sich für die „Ehe für alle“ ausgesprochen. Kann das die Union noch kaltlassen?

Ich plädiere bei Ehen und Organspenden für die Widerspruchsregelung. Damit gelten erst mal alle als mit allen verheiratet, was ein enthemmtes Generalgevögel und damit eine wesentliche Entspannung der Innenpolitik mit sich brächte. Im begründeten Fall (Eremit, traditioneller Christdemokrat, Soziopath) kann man der Gesamtehe widersprechen und bekommt dann aber auch keine Spenderorgane. Leute, fragt mich doch.

In einer Woche findet in Ungarn die Europameisterschaft der nicht anerkannten Staaten statt. Teams wie Nordzypern, Lappland, Franken, aber auch Padanien oder eine Auswahl der Roma treten an. Wer gewinnt?

Okay, Punkt für euch. Darüber habe ich auch nach ausdauerndem Googlen nullnichts gefunden. Entweder das Ereignis gibt es nicht, oder die Fifa ist der bewaffnete Arm von Google. Oder umgekehrt.

In den Niederlanden zahlt das Arbeitsamt die Umschulung zum Hellseher. Soll Deutschland nachziehen?

Inzwischen dürften etwa die Hälfte der Anrufer bei „AstroTV“ Comedians sein, die noch einen lustigen Einspieler (“Telefonverarsche im on“) für eine Show brauchen. Deshalb sollten „spirituelle Telefonberater“ wie in Holland und TV-Komiker gemeinsam ausgebildet werden. Die Grenzen sind ohnehin fließend.

Die Schulpreis für die beste Schule Deutschlands geht nach Wuppertal-Barmen. Hätte Ihre Schule den auch verdient?

Hm, wir waren 44 Kinder in der ersten Klasse, samstags brachte der sehr väterliche und milde Klassenlehrer seine Fidel mit, und einigen LehrerInnen „rutschte gelegentlich die Hand aus“. Das war 10 Kilometer nördlich von Barmen und gefühlte 100 Jahre.

Hamburg tritt ab dem 1. Juli auf die Mietpreisbremse. In Berlin ist ein Mietenvolksentscheid geplant, der preiswerten Wohnraum fördern will. Müssen wir jetzt doch nicht alle in die Außenbezirke und aufs Land flüchten?

Selbst in einer bedingt gefragten Lage wie Dortmund rätsele ich, wieso jede Stadtrandwiese noch mit Reihenschuhkartons bebaut wird, ohne dass dafür jeweils ein Silo in der Nordstadt abgerissen würde. Bei insgesamt sinkender Einwohnerzahl.

Und was machen die Borussen?

Pause.

Fragen: LOU, MAF

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Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".

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