Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Die Zeitungen freuen sich über den neuen Bahn-Chef und Wolfsburg ist eine feine Stadt. Zumindest diese Woche.
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der letzten Woche?
Friedrich Küppersbusch: Nordkorea testet Atomrakete.
FRIEDRICH KÜPPERSBUSCH kommt am 19. April zum taz-Kongress nach Berlin. Dort diskutiert er über die taz von morgen - und der nächsten 30 Jahre. Infos unter www.taz.de/30jahre.
Was wird besser in dieser?
Umbenennung von Kim Jong Il in Ill Young Kim.
Schmidt und Pocher hören auf. Ist das traurig? Und: Wird Pochers Show bei Sat.1 gut?
Hätte mir auch einen Pocher-Abschied in der zünftigen Breitcordhose des wandernden Mundwerksburschen vorstellen können. "Muss i denn zum Schädele hinaus", um spielerisch seinen Abschied aus der Thingstätte der Hochbegabtenförderung zu versinnbildlichen. Höre unter KollegInnen Vorfreude auf Schmidt wie Pocher jeweils pur. Na also.
Der Nato-Gipfel ist vorbei. Eine Bilanz?
Der Chef der deutschen Polizeigewerkschaft fordert ein "europaweites polizeiliches Konzept gegen gewaltbereite Demonstranten" nach Ausschreitungen gegen den Gipfel. Ja nun, was ist die Nato anderes als eine organisierte europaweite Demonstration von Gewaltbereitschaft? Richtig, eine weltweite, die sich nun über ein reines Militär- in ein Globalisierungs-Klimawandel-überhaupt-Bündnis transformieren soll. Mit anderen Worten ists dann praktisch bewaffneter Umweltschutz, wenn nach Ukraine und Weißrussland die ersten Moskauer Vororte in die Nato gelockt werden. Bis einer weint! - Oder, sagen wir mal, die Nato wird zur Fernlenkversion der EU, die es nicht hinbekommen hat, sich von den Amerikanern zu emanzipieren. Eine maßvoll wehrhafte EU wäre mir lieber als eine anmaßend generalisierte Nato.
Fritz Schramma, CDU-Oberbürgermeister in Köln, will sich nicht mehr zur Wahl stellen. Wird die SPD die alte Hochburg zurückerobern?
Die SPD war in den Gremien der KVB prominent vertreten, und ihr Spitzenkandidat Jürgen Roters wohnt in Düsseldorf. Das glaube ich, wenn ein Schalker OB in Dortmund wird. Der Kölner Express hat für die CDU die halbe Familie Adenauer durch und sich die Absagen prominenter Berlinflüchtlinge wie Bosbach und Heinen geholt.
Rüdiger Grube wird neuer Bahn-Chef. Was ist von ihm zu erwarten?
Aufschwung für feuilletonistische Überschriften im Wirtschaftsteil - im Vergleich zu Helmut "Wer anderen zu einem Grube rät" Mehdorn. "Grubenunglück" (nächste Jahresbilanz der Bahn), der Kinderfahrausweis ("Grübchen"), eben "Grubenbahn" und der nächste Börsengang zutreffend als Grubes Unfug.
Am Donnerstag wollen georgische Oppositionsparteien gegen Präsident Michail Saakaschwili demonstrieren. Wird der alte Konflikt wieder aufflackern?
Im Kontrast zum im Westen verbreiteten Wunsch, Putin als ganz schlimmen Finger zu sehen, kann sich jeder schwerzüngige Rockerpräsident zum Putin-kritischen Friedensfürsten ausrufen. Ich habe keine Ahnung, wer da was mit wem spielt. Die Nato will bis an die russischen Landesgrenzen. Hätte der Warschauer Pakt versucht, Kanada aufzunehmen, wären die Amerikaner kurz vor einem Nuklearschlag gewesen.
Samstag wurde die Bestattung des "Big Brother"-Stars Jade Goody im TV übertragen. Ist das pietätslos?
Ja, sonst wäre es nicht so gut bezahlt. Und darum ging es der Verstorbenen mit Blick auf ihre jetzt halbwaisen Kinder. Finde ich okay.
Am Montag besucht Barack Obama zwei Tage die Türkei. Was ist davon zu erwarten?
Konzessionen. Die Türkei wollte den Dänen Rasmussen nicht als Nato-Generalsekretär akzeptieren, weil der im Karikaturenstreit nicht gekuscht hat damals. Obama hat Erdogan nun doch milde gestimmt - mit "wichtigen Garantien für die Türkei". Bin gespannt, welche.
Die NPD steckt in der Krise. Die Heimattreue Deutsche Jugend wurde verboten, Udo Voigt steht wegen Hetze gegen Patrick Owomoyela vor Gericht, und nun muss die Partei auch noch 2,2 Millionen Strafe zahlen. Das Ende?
Es wäre ein würdigeres als noch ein vergeigtes Verbotsverfahren. Eine HDJ klingt schon, wie sie gemeint ist, bei der Nationalmannschaft hört der Spaß auf, und beim Geld ist der Bürger empfindlich. Es ist eine besser argumentierte und damit nachhaltigere Auseinandersetzung. Auch wenn viele BND-Mitarbeiter dann arbeitslos werden.
Am Rande des G-20-Gipfels in London winken Banker den Demonstranten mit Geldscheinen zu. Ist das empörend?
Fand ich lustig, es bekam mit den Gewaltbereiten auf der anderen Seite plötzlich etwas von einem Fetischgipfel.
Lukas Podolski ohrfeigt Michael Ballack. Zu Recht?
Ja, Ballack konnte sich so mit einer besonnenen und souveränen Reaktion als Germanys next top trainer empfehlen.
Und was macht Borussia Dortmund?
Wir erwägen, Felix Magath nett und Wolfsburg eine feine Stadt zu finden. Nur mal so dieses Wochenende, aber doch.
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