Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Hartmut Mehdorn wird immerhin nicht Papst. Die SPD verpennt Familienpolitik. Und das Personal der FDP schimmert sozialliberal.
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: Die Werte von Steinbrück.
Und was wird besser in dieser?
Die SPD könnte Trittin, Westerwelle oder von der Leyen aufstellen – die sind laut ARD-Trend beliebter.
Nun soll also Ex-DB-Chef Hartmut Mehdorn den Flughafen BER retten. Wieso soll es ausgerechnet mit diesem alten Mann funktionieren?
Zunächst frohlocket: Deutschlands einzige Führungspersönlichkeit wird nicht Papst. (Sonntagsmesse frühestens dienstags, Oblaten in Airberlin-Folie, Weihnachten wegen Enteisung im Frühjahr.) Zudem ist die Gefahr gebannt, dass er unter seinem Künstlernamen Mehmut Hartdorn „Tatort“-Kommissar wird. („Mord im leider stark verspäteten Orient-Express“.)
ist Journalist und Fernsehproduzent. Jede Woche wird er von der taz zum Zustand der Welt befragt.
Das Projekt BER ist also inzwischen das Dschungelcamp der Marktwirtschaft, vielleicht hatte Costa Cordalis keine Zeit. Mehdorn kann ganz gut Personal entlassen, Beförderungstarife komplizieren, von Datenskandalen nichts gewusst haben und 5 Millionen Euro Abfindung nehmen. Es lief also alles auf ihn zu.
Angela Merkel ist noch mal in sich gegangen und findet die Sache mit der Homo-Ehe jetzt doch nicht mehr so sexy. Politische Wechseljahre?
Da kann man der Schachgroßmeisterin beim Denken zugucken. Stellt man alle Ehen steuerlich gleich, macht man das nächste Fass auf: Benachteiligung der Familien ohne Trauschein. Hebt man auch die auf, wird es richtig teuer, und das Kindergeld muss weg.
Löst man diese ganze Chose, hat man ein längst fälliges gesellschaftliches Großprojekt. Ergebnisse: 1. Die SPD hat’s verpennt, Familiengerechtigkeit wird CDU heißen. 2. Vor der Wahl muss sie ihren Fundis gar nichts mehr abringen. 3. Die FDP kann sich als Schwulenpartei empfehlen, das ist eine weiche Zweitstimmenkampagne. Grüne könnten ebenso gut koalieren bei dem Thema. Schäuble kocht, und die eigentlich zuständige von der Leyen kann hinterher den Tisch dekorieren. Fazit: großes Merkeln.
Die East Side Gallery soll teilweise abgerissen werden und Luxuswohnungen weichen. Kapitalismus statt Kultur – warum sind eigentlich alle noch so überrascht?
Sie haben die Volkskammer abgerissen, um das Schloss des hohenzollerischen Kriegsverbrechers wiederaufzubauen, in 50 Jahren könnte man es auch wieder andersherum entscheiden. Schäuble residiert im Reichsluftfahrtministerium, das Sozialministerium hockt unter Goebbels’ Dach. Berlin ist das Pokalfinale der Architekturpolitik: Dorf trifft auf Weltstadt, und hoppla, das Dorf gewinnt.
Der DAX hat 8.000 Punkte überschritten. Es riecht nach Reichtum und Rekord. Nur eine Blase? Oder doch der richtige Zeitpunkt, sich von der Börse einen blasen zu lassen?
Oh, schmutzige Worte! Noch eins: Finanztransaktionssteuer!
Sie wachen auf und sind Sisyphos. Aber nicht auf dem Berg, sondern auf der Baustelle von Stuttgart 21. Eine himmlische Stimme fragt: „Willst du in Ewigkeit bauen oder abbauen?“ Wofür entscheiden Sie sich?
Man wird den Enkeln eine seltsame Geschichte erzählen von einem Kampf gegen Straßen und Autos, der in der Verhinderung eines Bahnhofs gipfelte. Zeit für ein Moratorium, ein paar Jahre Ruhe, eine neue Planung, einen Volksentscheid darüber, und dann machen.
Wann schauen Sie sich Dirk Niebels Mütze im Haus der Geschichte an?
Lindner und Kubicki statt Bahr und Niebel – das ist, was den Gaga-Anteil im FDP-Präsidium angeht, eine souveräne Nullsummenrochade. Mit Homburger flog eine Frau aus dem Präsidium, das hat der Stern nun davon. Während Brüderle vorne auf Nibelungentreue zur Union macht, schimmert das Personal sozialliberal. Wenn die FDP im nächsten Untergangstaumel Westerwelle exhumiert, ist auch Niebel wieder da.
Mit Manchester United ist die letzte englische Mannschaft aus der Champions League rausgeflogen. Bei Arsenal London ist es nur noch Formsache. Wieso scheitert die teuerste Liga der Welt dieses Jahr so grandios?
„Geld schießt keine Tore.“ Manchester City in Dortmund live gesehen: eingeschüchtert vom Spirit der Gegner und von der Wucht eines nicht versitzplatzten Stadions.
Und was machen die Borussen?
Bei WDR2 kommentiert Sabine Töpperwien (Bayern, Schalke). Schalte um auf Radio 90elf, da kommentiert Manni Breuckmann (noch viel mehr Schalker). Ein Derby zu verlieren ist hart, doch Ohrenkaries ist noch viel härter. FRAGEN:DLK
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