Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
NRW-Bereitschaftspolizisten sind nicht zu beneiden. Bernie Ecclestone ist es schon, und EU-Strategen sollten zur Strafe mal ohne Abendessen ins Bett gehen.
t az: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: Die Auswahl an Antworten zu dieser Frage ist diese Woche zu groß.
Und was wird besser in dieser?
Jedenfalls dazu und überhaupt: künftig weniger Ranking-Shows.
Bernie Ecclestone zahlte 100 Millionen Dollar an den bayerischen Staat, damit das Korruptionsverfahren gegen ihn eingestellt wird. Was sollte mit dem Geld passieren?
Damit müsste man schon irgendwo in Bayern einen possierlichen Zwergstaat hochziehen können, der sich wirtschaftlich auf Freispruchhandel konzentriert. Und so dem Rest des Landes erlaubt, auch weiterhin Supermarktkassiererinnen für Pfandgutscheine zu verfolgen. In einem Rechtssystem kann beides zugleich nicht sein.
Noch mehr große Zahlen: Russische Hacker haben die Profildaten von 1,2 Milliarden Menschen geklaut, der Verfassungsschutz versandte in diesem Jahr mehr als 50.000 „stille SMS“, um Personen zu orten. Ignorieren oder wieder Briefe schreiben?
Hier zeichnet sich das Politikfeld der „gerechten Kommunikation“ schemenhaft ab. Könnte von den Grünen sein. Siehe: „ökologische Landwirtschaft“ und „nachhaltige Energie“. Darin, sich zum Horst zu machen und anschließend zuzugucken, wie die Themen langsam Mainstream werden, haben die Grünen doch viel Erfahrung. Ab die Post!
Putin verhängt Importverbote für Lebensmittel aus dem Westen. Die Polen essen aus Protest mehr Äpfel, die Griechen wissen nicht, wohin mit ihren Pfirsichen. Was wird sich ändern?
Nach Osten unverkäufliche Nahrungsmittel werden in der EU billiger. Man lege das neben die Sanktionen der EU gegen Russland: keine Finanzierungen, keine Energietechnik, keine Rüstungsgüter, keine „Dual use“-Güter. Und tue sich schwer, die russische Reaktion, eben den Lebensmittelstopp, nicht vergleichsweise milde zu finden. Alles zurück auf Anfang, oder, wie Volker Rühe sagt: „Die russischen Empfindlichkeiten sind vor der Krise zu kurz gekommen.“ Oder noch kürzer: Lebensmittelstopp auch für die EU-Strategen, einfach mal ohne Abendessen ins Bett und dann, am nächsten Morgen auf nüchternen Magen, neu reden.
Der US-amerikanische Sicherheitsapparat leckt wieder. Es soll einen neuen Whistleblower geben, dessen Dokumente verraten, nach welchen Kriterien man auf die No-Fly-Liste gesetzt wird. Kann uns das noch schocken?
Wenn der wirklich lecken würde, wüssten wir alle, wo er uns am besten lecken kann. Putin-Input: Russland gibt Snowden in der gleichen Woche drei Jahre Aufenthalt. Wer also Asyl sucht, weiß jetzt, wo er es bekommt. Dieser neue Aufenthaltsstatus erlaubt Snowden, auch ins Ausland zu reisen. Nun wird es für den Untersuchungsausschuss und die Bundesregierung sehr viel schwieriger, seinen Besuch hier zu verhindern.
In NRW sollen weniger Polizisten bei Fußballspielen mit geringem Konfliktpotenzial eingesetzt werden. Wo wäre ein Abzug der Einsatzkräfte wirklich sinnvoll?
NRW-Bereitschaftspolizisten beneide ich nicht um die große Auswahl, Nazi-Aufmärsche zu begleiten, besoffene Hools auseinander zu sortieren oder eben Liga-Unternehmen die Kosten zu senken. Nicht, dass denen einfach zwecks Naturerlebnis wieder schlimme Schlägereien bei Castortransporten helfen würden. Doch immerhin forderten damals rechte Politiker, AKW-Gegner mit Polizeirechnungen abzustrafen – die wiederum vorschlugen, das Großknöllchen an die AKW-Betreiber zu schicken. Die Vereine sollen mehr in die eigenen Ordnungsdienste investieren – bis dass die Polizei dann kritisiert, dort tummelten sich die schlimmsten Schläger. Schwer entwirrbar.
Lego produziert erstmals ein Set mit Wissenschaftlerinnen. Es ist innerhalb von Stunden ausverkauft. Eine Lösung für den Fachkräftemangel?
Trotz der schlagenden Erfolges hat Lego nicht das nächste Set „Angela Merkel und zehn männliche Konkurrenten, die von allein umfallen“ hinterhergeschoben. Die drei Frauen in den Studienrichtungen Dinos, Sterne und Chemie sollen bei einer Nutzerbefragung ein geplantes „Sherlock-Holms-Kit“ geschlagen haben. Zeichen der Zeit: der „TV-Übertragungswagen“ von Playmobil ist nicht mehr lieferbar; im achtköpfigen Team gab es eine Frau.
Und was machen die Borussen?
Kann sein, dass ich weiter oben noch gegen Polizeirechnungen an Fußballvereine war. Weiß nicht. Was die Bayern tun, um die Rivalität mit dem BVB hochzujuxen, könnte mich umstimmen.
(FRAGEN: VMO)
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