Die Wahrheit: Kai aus der Kiste
Kein Gerücht: Der Berliner Oberbürgermeister Kai Wegner überholt Merz als Kanzlerkandidaten der CDU. Doch wo steckt Merz?
Wer schon kann das von sich behaupten, dass er/sie/es „Berliner mit Leib und Seele“ ist? Dazu ist Berlin zu spröde, zu unsexy und dann aber wieder so knorke gut, dass kein Blatt, also kein Leib und schon gar keine Seele, dazwischen passt.
Nur bei Kai Peter Wegner, dem Regierenden, dem Bürgermeister dieses muggeligen Molochs, und geboren am 15. September 1972 zu Berlin-Spandau, verhält es sich anders. Er ist nach eidesstattlicher Versicherung, Wegner muss es wissen, ausgebildeter Versicherungskaufmann, „Berliner mit Leib und Seele“, obwohl er aus Spandau kommt, was für Berliner außerhalb von Spandau heißt: „Keen Berliner“. Aber nun gut, „Berlin ist für mich mehr als nur eine Stadt, in der wir leben“, schreibt Wegner in seinem hauseigenen Internet.
Wo Wegner recht hat, hat er recht, aber heißt das wirklich, Wegner kann von Berlin-Spandau aus Kanzler? Denn darauf würde es nach den vorgezogenen Neuwahlen hinauslaufen. Nach den sich in der CDU/CSU überschlagenden Ereignissen genau zwei Wochen nach dem Ampel-Licht-Aus, mündet nun alles in Wegner, den Sohn eines Bauarbeiters und einer Einzelhandelskauffrau, der einst die Hans-Carossa-Oberschule in der Streitstraße im Spandauer Ortsteil Hakenfelde besucht hatte.
Und jetzt das! Kanzlerkandidat aus dem Nichts und ohne Küchenbüffet wie Robert Habeck. Aber warum, und was ist mit Söder? Die Spandauer Pressestelle des gebürtigen Spandauers Wegner gibt sich professionell auskunftsbereit, mit anderen Worten: über den Verbleib von Friedrich Merz, der bis eben noch als gesetzter CDU-Kanzlerkandidat galt, ist auch in Spandau nichts bekannt. Außer, dass Merz einen Doppelgänger hat und leibhaftig in einem tibetischen Schweigekloster (Wahrheit vom 20. 11. 24) derzeit von der Öffentlichkeit ferngehalten wird. Warum? Um sich nicht zu blamieren, heißt es aus dem politischen Döner-Umkreis von Söder in der Bayerischen Landesvertretung in Berlin-Mitte.
Schönes Spandau
Und jetzt das also: Statt Friedrich Merz samt Markus Söder, Kai Wegner ganz allein! Der schöne Spandauer! Was wohl aus seiner Aktuellen wird, der Berliner Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch? Wird sie Deutschlands First Lady und die erste Bettina Stark-Watzinger der CDU?
Fragen, viele Fragen. Fest steht zur Stunde nur: „Berlin bedeutet Heimat, Faszination und Freiheit“, so Wegner in einem kurzen Exklusivtelefonat mit der Wahrheit. Deshalb plane er „mit einem zweiten Home-Office-Sitz in Spandau“. Erste Arbeiten an einem Spandauer Kanzleramt, das „die Form eines platzsparenden Topladers haben wird, anstelle der Kanzlerwaschmaschine nahe dem Berliner Hauptbahnhof“, begännen kommende Woche.
Ebenso soll, laut Kanzler in spe Wegner, der ehemalige Spandauer Flugplatz Gatow in den „Hellen Bergen“ und „auch wieder mit militärischem Teil“, in Betrieb gehen. Ein Überflug- sowie Landeverbot habe er bereits vorsorglich für Hobbypilot Merz verfügt. Na dann, Glück auf, Kanzler Kai!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen