Die Wahrheit: Killerschafe
Neues aus Neuseeland: In die wollige Idylle von Aotearoa ist der pure Horror eingebrochen. Ein Zombie von Bock hat das Undenkbare wahr werden lassen.
W enn der schlimmste fiktive Horror aus Kino und Serien über Nacht real wird, dann steuert auch der schönste Arsch der Welt dem Untergang zu. Seit unsere heile grüne Welt vorigen Monat ein mörderisches Gemetzel brutalster Natur erlebte, das es in dieser Form noch nie gab, ist auch das letzte friedliche Paradies der Erde gefährdet. So schlecht stehen die Zeichen, wenn aus einem Zombiefilm plötzlich Wirklichkeit wird.
Er kam 2006 heraus und hieß „Black Sheep“. Ein legendäres Werk, das neuseeländische Filmgeschichte schrieb, weil es ein B-Movie mit minimalem Budget und endlosen Ressourcen an kruden Gags und Kunstblut war. Als „bester schlechtester Film“ ging die furchtlose Splatter-Komödie in die Annalen ein und errang Kultstatus unter Kiwis. Bis heute wird gerätselt, welche Drogen die Filmemacher damals konsumierten.
„Black Sheep“ handelt von einem fehlgeschlagenen genetischen Experiment skrupelloser Forscher. Es gipfelt darin, dass Schafe zu blutrünstigen Bestien mutieren und wie Werwölfe über unschuldige Bewohner einer Farm herfallen. Wer sich die anderthalb Stunden Agraralbtraum reinzieht, wird die grasenden Viecher, von denen es in Aotearoa 25 Millionen Exemplare gibt, nie mehr mit den gleichen Augen sehen.
Geklonte Schafe sind längst Realität: Es gab die legendäre Dolly in Schottland. Nicht im Labor entstanden, aber mit Superkräften ausgestattet war dagegen der neuseeländische Shrek. Geschickt verweigerte der kastrierte Merino sich jeder Schur und versteckte sich in Höhlen, bis er nach sechs Jahren eingefangen und zur Berühmtheit wurde. Da wog sein Zottelpelz imposante 27 Kilo. Shrek bekam zum Geburtstag eine Audienz im Parlament und wurde 2011 eingeschläfert.
Damit, dachten wir, seien die extremsten Auswüchse tierischen Unwesens im Lande vorbei. Doch dann wurde vor zwei Wochen ein grausiger Fund im ländlichen Waitākere gemacht. Ein älteres Ehepaar, beide über 80, lag frühmorgens tot auf einer Wiese – gemetzelt, ermordet. Beide waren Hobbyfarmer und hielten Hühner, Kühe und Schafe. Wie jeden Morgen hatte der Mann den Schafbock füttern wollen. Doch der griff ihn plötzlich an.
Seine Frau ging nach ihm gucken und erlitt das gleiche tragische Schicksal. Jemand, der ihr zur Hilfe eilte, wurde schwer verletzt. Als endlich die Polizei eintraf und sich der Wollbestie näherte, wurden die Beamten laut Polizeibericht ebenfalls „konfrontiert“. Nach einer „Risikoabwägung“ hatten sie keine andere Wahl, als den Täter zu erschießen. „Bisher sind die Todesumstände ungeklärt“, hieß es anschließend in der Presse.
Das lässt Schlimmstes vermuten. Was spielte sich in Wahrheit auf der entlegenen Farm ab? Was wird dem Land als nächstes drohen, wenn Flora und Fauna plötzlich zum Feind werden? Wie jeder Horrorfan spätestens seit „Black Sheep“ weiß: Bei echten Zombies funktioniert eine Pistolenkugel allein nicht.
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