Die Wahrheit: Sahra im Tagebuchland
„Cherax wagenknechtae“ und Pralinen mit Dosenfleisch – exklusive, ungeschminkte und hochaktuelle Einblicke in das Wesen der BSW-Gründerin.
Über Umwege sind der Wahrheit nach Gründung der Partei „Bündnis Sahra Wagenknecht – Vernunft und Gerechtigkeit (BSW)“ brisante Auszüge aus aktuellen, hochpolitischen Tagebuchblättern der alleinigen Co-Vorsitzenden zugespielt worden. Da es sich hier um streckenweise hart am Visionären schrammendes Material des letzten Monats handelt, und die Privatsphäre von Frau Wagenknecht selbstverständlich gewahrt bleibt, hat sich die Wahrheit zum brisanten Abdruck entschlossen.
1. Dezember 2023
Menno! In der chemischen Reinigung daheim in Merzig haben sie mir den Reißverschluss meiner Kostümjacke ruiniert. Meiner Lieblingskostümjacke! Die mit den kleinen Trotteln am Revers! Menno, aber im Saarland gibt es noch weitere chemische Reinigungen. Ich hab Oskar schon mit der Recherche beauftragt! „Wenn ich damit deine Parteigründung noch verhindern kann, bin ich dabei“, hat er gesagt. Er wird älter, der liebende Ehemann scheint stärker bei ihm durch. Süß. Und was meine taillierten Kostüme angeht, bin ich auf der sicheren Seite, ein beruhigendes Gefühl in diesen Zeiten, die mich aufwühlen! Weil, ich habe ja noch mehr als ein orangerotes Jäckchen, nämlich noch ein feuerrotes, ein himbeerfarbenes und ein rosafarbenes. Das wird. Auch das mit der Parteigründung.
5. Dezember
Menno! Wir sind doch noch gar keine Partei, das kommt doch noch! Gysi hat schon wieder durchgeklingelt und rumgeschrien, ich habe einfach eingehängt. Meine lieben Mitstreiter und ich haben uns jetzt für den zweiten Montag im neuen Jahr als Gründungstag entschieden, das klingt nach Aufbruch und Werktätigkeit! Hoffentlich machen uns keine anderen weltpolitischen Ereignisse am 8. 1. den Info-Rang streitig. Mit „Puti“ habe ich eben telefoniert. Er versucht, stiller zu halten an dem Tag in der Kiewer Rus. Dieser kleine Zündler! Ein Schelm, wer dort Böses denkt! Er hatte eben eine schwere Kindheit und Jugend. Ich hatte es auch nicht leicht. Von wegen Jena-Paradies. Nix da: Erst Jena-Göschwitz und dann Ostberlin-Mitte, puuh.
9. Dezember
Menno! Jetzt beschweren sich doch ständig irgendwelche Hanseln ob unserer Abkürzung BSW. Oskar kommt gar nicht mehr hinterher mit der Beschwerdeablage. Da ist das „Beamtenselbsthilfewerk“, das BSW aus Bayreuth. Die haben Angst, dass wir ihnen ihre „Vorteilswelt und die Rabattaktionen für treue Staatsdiener kaputtmachen“. Wir machen nix kaputt, auch nicht das Berliner „Pantoffeleck“. Wir wollen doch nur Macht! Oder der BSW-Solar: Der Bundesverband Solarwirtschaft hat mich wissen lassen, dass er meiner zukünftigen Partei BSW „das Licht ausdrehen wird“. Wieder solch gefährliche Grüne, also die Grünen sind wirklich die gefährlichste Partei, die es überhaupt gibt. Stimmt doch, menno!
11. Dezember
Und jetzt auch noch der BSW, der Bundesverband Schwimmbad! Ich mag nicht mehr. Ich will denen doch gar nicht an ihr „Gütesiegel Pool Plus für zertifizierte Schwimmbadfachhändler“! Echt jetzt, verstehen die das nicht? Auch das bsw gGmbH, das Bildungswerk der Sächsischen Wirtschaft gGmbh hat zu Oskar und mir nach Merzig besorgt depeschiert. Da hab ich dann aber höchstselbst ganz lieb zurückgeschrieben. Sachsen können nichts dafür, sind eben Sachsen.
12. Dezember
Nur die „Bunker-Schüttgut-Wagen BSW“ passen mir nicht in mein Parteikonzept, die muss ich zwischen den Jahren nochmal sacken lassen. Welche Rollen könnten die BSW-2000, BSW-6000 und BSW-11000 für die Zukunft Deutschlands spielen? Oskar ist diesbezüglich schon Feuer und Flamme. Aber ich will doch nur Frieden! Menno.
14. Dezember
Mein „Jahresrückblick der besseren Zeiten, willkommen bei Wagenknechts Wochenschau“, ist vorab auf dem öffentlich-rechtlichen Systemsender KiKA gelaufen! Menno, so war das nicht geplant, jetzt ist die Luft raus! Wer hat mich da verraten aus meinem Team? Gibt es etwa einen Sozialdemokraten in unseren Reihen? Mist, die sind also doch nicht geschlossen, hätte ich mir ja denken können, nach all dem Hickhack mit diesen neoliberal Durchgegenderten von der „Linkspartei“! Ja, es ist wirklich ein verrücktes Jahr, eins, das uns an der Vernunft der Menschen noch mehr zweifeln lässt … Ist notiert, der kluge Satz, den sage ich gleich in meiner nächsten Wochenschau.
17. Dezember
Vernunft! Ein schönes Wort, das muss als Zusatz hinter meinen Namen, und Gerechtigkeit auch, da ist das Wort Recht drin. Alles, was rechts, nein, recht ist: „Bündnis Sahra Wagenknecht – Vernunft und Gerechtigkeit.“ Ich hab’s, ich rufe Amira an! Und wenn es wuppt mit uns im Osten bei den Wahlen nächstes Jahr, und es wird wuppen, da kann Oskar noch so mit dem Glatzkopf schütteln, mein süßer Rentier, also, wenn es dann gewuppt hat, dann kommt mein Name weg. Dann nennen wir uns nach den Berliner Verkehrsbetrieben: BVG, Bündnis Verkehr und Gerechtigkeit! Ach, Quatsch, ich weiß gar nicht mehr, wo mir der Kopf steht, ich muss zum Friseur vor Parteigründung, also: BVG – Bündnis Vernunft und Gerechtigkeit! Aber nicht vor der vorgezogenen Bundestagswahl, denn dass diese „Regierung“ durch die Kraft des BSW hinweggefegt wird, ist klar.
Und Friedrich Merz ist ein fescher CDU-Doofi. Mit dem setz ich mich ins Benehmen, er im Janker, ich im Kostüm. Nur die Alice von der AfD nervt. Hilft ja nix, ich muss mal die andere Alice, die Schwarzerin fragen, wie wir da gemeinsam weiterverfahren. Positionen besetzen, Positionen besetzen, und wenn es die von der AfD sind, hilft ja nix!
An die Macht, gute Nacht – liebes Tagebuch, ich mach Weihnachtspause! Oskar dekoriert bereits unser Merziger Heim … Kontrolle, ob auch nichts fehlt, bei meinem süßen Rentier. Zwei deutsche Forscher haben doch glatt nach mir eine rotgefärbte Krebsart benannt: „Cherax wagenknechtae“. Die hängen wir auch an den Baum.
1. Januar 2024
Menno. Silvester war so fröhlich, es gab Pralinen mit Dosenfleisch noch aus Konsum-Beständen und Dornröschen-Sekt Jahrgang 1989. Und jetzt das: Wir haben glatt vergessen, Arbeiter – und ich sage bewusst nicht auch Arbeiterinnen, denn diese verweiblichte Gesellschaft, wo soll das hinführen, obwohl ich doch selbst eine Frau bin!, also, wir haben vergessen, Arbeiter in unsere Gründungsmannschaft des BSW aufzunehmen. Alles nur Unternehmer, Rechtsanwälte, Hochschulprofessoren, menno! Da heißt es nachbessern, wenn wir die ersten 450 Kunden in die Partei lassen. Dumm nur: ich kenne gar keine „einfachen Leute“, für die ich immer spreche. Menno.
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