Die Wahrheit: Neun-Euro-Fahrgast Null
Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Heute darf sich die geneigte Leserschaft an einem Poem über der ersten Billigbahnfahrer erfreuen.
Das wird, so habe ich entschieden,
ein Vatertag vom Feinsten sein.
Ab morgen wird mein Haus gemieden,
ich ziehe in der Flora ein.
Nur eine Woche muss ich hausen,
dann fängt’s Neun-Euro-Ticket an,
sodass ich außer dauernd draußen
in Bus und Bahnen leben kann.
Das Ticket ist Ersatz fürs Wohnen.
Dank öffentlichem Nahverkehr
hilft es, mein Haushaltsgeld zu schonen.
Ich zahl ja keine Miete mehr!
Mal nehm ich eine Weserfähre,
mal einen vollen Schülerbus
und kompensiere das Prekäre
mit landschaftlichem Sehgenuss.
Es gilt nur, eine Bahn zu finden,
die möglichst bis nach Mitternacht
– und sei’s von Bielefeld bis Minden –
verlässlich noch die Runde macht.
Vom Fahrer müde übersehen,
hab ich den ganzen Zug allein
und kann in Ruhe schlafen gehen,
um morgens Fahrgast Null zu sein.
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