Die Wahrheit: Kuchenmassenstreik
Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Heute darf sich die geneigte Leserschaft an einem Poem über den 1. Mai erfreuen.
Es kam in unsrem Kuchenteig
Am 1. Mai zum Massenstreik.
Fast jede Zutat kreischte Lieder
Und legte ihre Arbeit nieder.
Das Mehl schrieb griffig provokant
In feinen Lettern an die Wand:
„Dem Klassenfeind den Durchblick rauben!“,
Um gleich drauf alles vollzustauben.
Die Eier meinten vehement,
Sie blieben heute ungetrennt.
„Der Repression geht’s an den Kragen.
Statt uns wird sie zu Schaum geschlagen!“
Die Butter war nicht streichzart weich,
Sie war vor Zorn ganz kreidebleich.
Laut drohte sie beim Revoltieren,
Komplett die Wohnung anzuschmieren.
Dann rief der Zucker mit dem Salz
In weißer Eintracht: „So, jetzt knallt’s!
Die Knechtschaft wird brutal beendet,
Das Schwarz-, statt Backpulver verwendet.“
Noch nie verhielt sich ein Dessert
So herzhaft revolutionär,
Weshalb wir auch nicht weiter rauften
Und einfach einen Kuchen kauften.
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