Die Wahrheit: Rompelpompel Smombiebompel

„Was Sie aber eventuell noch nie gehört haben, ist das Wort ‚Bompel‘. Ich zumindest kannte es nicht…“ Bekenntnisse eines Autors auf Sprachsuche.

Was ein Portemanteau-Wort ist, wissen Sie vielleicht. Ein Kofferwort. Das Wort „Brunch“ zum Beispiel. Ein Kunstausdruck aus zwei Worten, „breakfast“ und „lunch“, dergestalt amalgamiert, dass sie einen neuen Begriff bilden. Weitere Beispiele: Motel, Brexit, Eurasien.

Was ein Smombie ist, haben Sie womöglich auch schon mal von einer Tagesschausprecherin oder so erklärt bekommen. Am ehesten anno 2015, als „Smombie“ zum Jugendwort des Jahres gekürt wurde. Es setzt sich zusammen aus Smartphone und Zombie und beschreibt Leute, die im Gehen dermaßen gebannt auf den Flachfernsprecher glotzen, dass sie volle Fontanelle an den nächsten Ampelmast donnern – was zwar schmerzhaft, aber lebensrettend sein kann!

Denn: Der Smombie sieht freilich nicht, dass die Fußgängerampel auf Rot steht, und besser ist’s doch, der Smombie kracht in den Mast als ein steise heranrauschender Xiaopeng-SUV in den Smombie. „Steise“ habe ich selbst erfunden, um die pleonastische Redewendung „still und leise“ abzulösen. Und Xiaopeng ist ein chinesischer Elektrofahrzeughersteller. Lernen Sie schon mal, das auszusprechen. Die Zeiten von BMW und Konsorten sind passé.

Was Sie aber eventuell noch nie gehört haben, ist das Wort „Bompel“. Ich zumindest kannte es nicht. Wenn’s Ihnen was sagt, sind Sie beschlagener als ich, aber ich bin laut vieler Internetmenschen ja auch ein reichlich minderbemittelter Klappspaten. „Klappspaten“ ist übrigens kein Portemanteau-Wort, sondern ein stinknormales Determinativkompositum wie zum Beispiel „Brokkolisuppe“ oder „Determinativkompositum“.

In der Tat: Das Determinativkompositum „Determinativkompositum“ ist selbst eines und damit ein sogenanntes Homolog – ein Wort, das selbst ein Beispiel dessen ist, was es beschreibt. Wie zum Beispiel das Wort „achtzehnbuchstabig“ oder das Wort „Wort“, das ja selbst ein Wort ist.

Auffällig ist jedenfalls: Presseberichte über „Bompeln“ häuften sich im Jahre 2016, kurz nach dem Jugendwort­triumph des Smombies. Demnach war’s gut für die Bompelindustrie, dass sich „Smombie“ damals gegen das zweitplatzierte „merkeln“ durchgesetzt hat. Gemerkelt wird heute eh nicht mehr, stattdessen übernimmt die „Schampel“, sprich die Scholz-Ampel, die sich ihrerseits wiederum durchgesetzt hat gegen die von Laschet präferierte „Schwampel“ („Schwarze Ampel“, total bescheuert.)

Die Bompel jedenfalls, um hier zum Schlusspunkt zu kommen, ist ein Portemanteau. Hervorgegangen aus der Verschmelzung von Boden und Ampel – ein auf Grasnarbenhöhe angebrachtes Leuchtsignal. Das lässt tief blicken. Und bedeutet dem Smombie schmerzfrei, dass er stante pede die Füße stehen lassen sollte. Tut er’s nicht, so heißt’s Rompidibompi, weg ist der Smombie. Merksatz für die Verkehrserziehung: Ohne Bompel hängt der Smombie überm nächsten VW-Kombi.

Die Wahrheit auf taz.de

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Cornelius W. M. Oettle kam in der kältesten Novembernacht des Jahres 1991 in Stuttgart zur Welt und weiß nicht, warum. Zur Überbrückung seiner Lebenszeit schreibt er als freier Autor für alle, die sich ihn leisten können. Seine Tweets aber sind und bleiben gratis.

ist die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit. Sie hat den ©Tom. Und drei Grundsätze.

kari

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.