Die Wahrheit: Ein Wagen fehlt
Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Heute darf sich die verehrte Leserschaft an einem Poem über verlorene Züge erfreuen.
Die Bahnhofsanzeige auf blauem Grund
in weißen Lettern: der Zug nach Stralsund.
Doch oben ein weißer Balken, und blau
steht drinnen: „Ein Wagen fehlt.“ Ach schau.
Ich poste das Bild mit dem fehlenden Wagen,
gleich ist das Internet voller Fragen.
„Sollte der erste der fehlende sein?
Dann führe die Lok nämlich ganz allein!“
„Wo kam der Wagen denn abhanden?
Und dürfen behalten, die ihn fanden?“
„Sind Menschen drin, in dem fehlenden?
Die Ärmsten! Die durch und durch Elenden!“
Doch irgendwo auf einer Nebenstrecke
ist Party hinter der Brombeerhecke.
Denn in den Waggons – hier stehen sie -
herrscht Utopismus und Anarchie.
So baut die Bahn – man weiß nicht, warum –
klammheimlich unsre Gesellschaft um.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen