Die Wahrheit: Technik, Technik
Dieser Text wird Ihnen von ÖBB präsentiert: Unterwegs schreiben, wenn der Strom ausfällt und wieder da ist und wieder ausfällt und wieder …
T echnik, Technik. „Diese Kolumne wurde live in einem Zug der ÖBB, der Österreichischen Bundesbahnen, geschrieben“, ist natürlich eine Information, die nicht wirklich weiterhilft. Auch, dass man im tschechischen Brünn, heute Brno, einen Unterschied zwischen Bahnsteig und Gleis macht und dass dieser Unterschied beinahe dazu geführt hätte, dass der Kolumnist seinen Zug und also diese Kolumne verpasst hätte, bringt Ihnen jetzt nicht wirklich viel. Bahnsteig 1, Gleis 3 ist etwas anderes als Gleis 1, man hätte es wissen können. Oder Gleis 3 an Bahnsteig 1, wie auch immer.
Vorher aber hieß es warten und sammeln um die zahlreichen elektronischen Anzeigetafeln herum, denn die Tschechen machen bis kurz vor knapp ein Geheimnis aus der Gleisverteilung. Immerhin, im Bahnhof gab es einen Food-Store, bei dem man mit EC-Karte zahlen konnte, vollelektronisch, und die Worte „Hot Dog“ und „Latte“ funktionieren international. Ich war lange nicht so glücklich.
Teile dieser Kolumne drohten aber doch im elektronischen Nirwana zu verschwinden, weil die Steckdose, mit der mein Laptop verbunden war, des leeren Akkus wegen, anscheinend analog zur Zuggeschwindigkeit funktionierte. Jedenfalls fiel immer mal wieder der Strom aus, genauso wie das Internet. Kann auch sein, dass zu viele Passagiere Strom wie Netz nutzen wollten im Zug, der nicht alle gleichzeitig bedienen konnte, oder alles von Netflix blockiert wurde, man weiß es nicht.
Technik, Technik. Immerhin, mein Handy konnte PDFs speichern und lesen, und der Schaffner hatte dieses tolle Gerät, mit dem er die Fahrkarte scannen konnte. Was mein Handy seit kurz vor Brünn nicht mehr so gut konnte, war Musik abspielen. Statt wohliger Klänge aus den musikindustriellen Untiefen des 20. Jahrhunderts gab es Störgeräusche, als ob die Musik über ein Modem aus den nuller Jahren abgespielt wurde. Etwas zu viel Avantgarde. Dann lief es plötzlich wieder. Dann fiel es wieder aus. Steckte die tschechische Bahn dahinter? Oder das WLAN? Wo ist der Entstörungsdienst, wenn man ihn mal braucht?
Ah, Halt in Břeclav, altdeutsch Lundenburg und eben nicht Breslau. Strom war weg.
Dann fuhr der Zug wieder an, die nächste Grenze war rasch passiert, und ich wurde zum dritten Mal elektronisch kontrolliert. Ohne Technik klappt einfach nichts mehr heutzutage, auf diese These läuft diese Kolumne hinaus. Ohne Strom, ohne Netz auch keine Zeitung, das sollte Ihnen klar sein. Egal, ob Sie gerade altehrwürdig raschelndes Papier in der Hand halten oder nicht. Da draußen in den Bahnhöfen dieser Welt gibt es niemanden, der in einer freien Sekunde nicht auf sein Telefon schaut. Und zu Hause studiert vermutlich niemand mehr die Zeitung auf dem Klo.
Neulich unterhielt ich mich mit einer Kollegin, die schlichtweg gar nichts mehr auf Papier liest. Bücher vielleicht noch, Zeitung nicht. Was aber, fragte ich sie, wenn einmal der Strom ausfällt? Wie zum Beispiel
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Preiserhöhung bei der Deutschen Bahn
Kein Sparpreis, dafür schlechter Service
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Housing First-Bilanz in Bremen
Auch wer spuckt, darf wohnen
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Künftige US-Regierung
Donald Trumps Gruselkabinett