Die Wahrheit: Hi-Hi-Hilfe! Alles über die Beatles
Wer alles schon hat, und erst recht von den Beatles – der oder die kriegt ein Beatles-Lego-Set geschenkt. Macht 2.933 Einer-Steine: Help, help, help!
I nzwischen weiß ich mehr über die Beatles als die Beatles selbst über sich. Vor allem, weil nur noch zwei von ihnen leben. Mehr Beatles-Devotionalien habe ich auf jeden Fall.
Zusätzlich zu den Puzzlen (Johns Haare auf dem „Rubber Soul“-Cover! Hat mich sieben Tage gekostet), dem Beatles-Tablett, den Beatles-Hampelmännern, der Beatles-Matroschka-Puppe (Paul ist in John, George in Paul, Ringo in George und eine kleine rote Gitarre in Ringo), dem Beatles-Plastik-Yellow-Submarine, einem Yellow-Submarine-Tee-Ei, Beatles-Socken, einem Beatles-Wimmelbuch (beim Bed-in oder im Cavern Club, ich hab auf der Bühne geguckt) und sämtlichen Platten, Bootlegs und Büchern wurde ich neulich mit einem Beatles-Lego-Set beschenkt. Es besteht aus 2.933 Einer-Steinen. Man kann damit Beatles-Gesichter nachstecken, allerdings nicht alle: „1 Picture – 4 Options“ steht auf der Schachtel. Es gilt also, sich zu entscheiden.
Und das fällt mir schwer: Eigentlich würde ich gern John stecken, aber das würden ja alle machen. Paul sieht auf dem Beispielbild doof aus. Ringo ist sympathisch und lebt noch – aber ich tendiere zu George, dem stillen Beatle. Der bekam eh zu wenig Aufmerksamkeit. Zudem kann man mit den gelblichen Steinen hervorragend seine Zähne nachbilden.
Wenn das Bild fertig ist, misst es beeindruckende 40 mal 40 Zentimeter. Doch ich frage mich, inwiefern reife Legobauer ernst genommen werden können: Sollten Legosteine bei uns nicht ausschließlich im Staubsaugerbeutel zu finden sein? Und die Dinger tun so weh, wenn man barfüßig drauftritt.
Oder eine nackte Frau
Vielleicht, um diese Zweifel prophylaktisch zu zerstreuen, haben die Hersteller die Rückseite der Schachtel mit einem erwachsenen Stimmungsfoto verziert. Darauf sitzt ein grauhaariger Beatles-Fan mit Barber-Bart, schwarzem Rolli und Kopfhörern auf einem Sessel und hält versonnen ein Plattencover in den Händen. An der Wand hinter ihm stehen eine Designerlampe und ein Retro-Ventilator auf einem einfachen, aber handwerklich einwandfrei verarbeiteten Holzregal, vermutlich um die Verbundenheit mit den „guten Dingen“ von früher anzudeuten. Daneben lehnt eine Akustikgitarre, ein Gitarrenverstärker ragt sinnfrei – denn für die Akustikklampfe ist er jawohl nicht bestimmt – ins Bild. Und an der Wand des Mannes hängen, geschmackvoll in einer Reihe ausgerichtet, die gesteckten Beatles-Gesichter.
Je länger ich das Foto betrachte, desto größer wird meine Abneigung gegen den graumelierten Mann mit seinem getrimmten Bart, dem kindischen Hobby und angeberischen Gitarrenverstärker. Sind wir Beatles-Fans so? Sind wir alte Designerlampensammler, die sich Deko-Verstärker in die Altbaubude stellen? Hören wir Musik nur über Kopfhörer? Und dann auch nur Beatles? Igitt.
Ich werde aus den 2.933 Teilen lieber ein Katzenbaby stecken. Oder eine nackte Frau. Oder ein Bild des gut aussehenden Rappers Marteria. Der hat auch viel bessere Zähne als George.
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