Die Wahrheit: Gefahr im Stall der Stars
Nach der Entführung von Lady Gagas Lieblingen: Hollywoods Schoßhündchen sind bedroht. Nein, nicht George Clooney. Echte Tiere!
Seit Tagen und gewiss für die nächsten Wochen und Monate richtet die Welt ihre Augen und Ohren auf die Ex-Royals Meghan und Harry, die, von den gemeinen Medien verfolgt und einem Leben in ständiger Öffentlichkeit entfliehend, endlich Zuflucht in einem heimeligen Gespräch unter sechs Augen mit der Talkmasterin Oprah Winfrey gefunden haben, das – um der Intimität des Augenblicks gerecht zu werden – vom Fernsehen übertragen wurde.
Doch lenkt dieses Drama der Ärmsten der Reichen den Blick ab von einem weitaus erschütternderen Ereignis, das sich schon Ende Februar zugetragen hat – der Entführung von Lady Gagas Hunden. Das dramatische Petnapping mit Waffengewalt hat bereits jetzt weitreichende Konsequenzen, wie die Gründung der Security-Firma PetProtection zeigt.
Die Schockwellen des unmenschlichen Akts reichen weit in die Villen der Schönen und Reichen der großen Show-Metropole, wurde doch Lady Gagas Hundesitter bei einem Schusswechsel erheblich verletzt. Zwar sind alle Beteiligten inzwischen wieder weitgehend genesen, aber die Kleintierhalter von Los Angeles müssen ihre lieben Engel nun besonders schützen lassen. „Auch das noch!“, geht ein großer Seufzer durch die Riesenstadt. Als hätte man sonst nichts zu tun!
Vom letzten Partner hat man sich ja schon erfolgreich öffentlich getrennt, die Kinder sind in einem Nobelinternat in der Schweiz kaserniert und die Überlegung, den einzigen Menschen, der einen wirklich versteht, den Manager, zu heiraten, stellt sich dann doch immer wieder finanziell als zu gefährlich heraus. Nein, die ganze Liebe und Zuneigung der Prominenten aus Film, Fernsehen, Insta und Telegram fließt heute in ihre Haustiere. Aber eben diesen kleinen Lebensabschnittspartnern droht nun Gefahr.
Streichelzoo der Stars
„Pet-Protection ist ein Wachstumsmarkt“, sagt einer, der es wissen muss. Clint Cover sorgt für die Security des Star-Streichelzoos. Der 150-Kilo-Koloss betreibt in Santa Barbara, Kalifornien, eine Sicherheitsfirma, die sich ausschließlich um Tiere kümmert.
„So etwas wie bei Gaga wäre uns nicht passiert. Unsere Dogsitter sind nahkampferprobt, in allen Kampftechniken erfahren und haben meist einen längeren Aufenthalt im Irak, Afghanistan oder in einem Bundesgefängnis hinter sich. Wir haben es sowieso täglich mit Stars zu tun – darunter sind wilde Bestien … und manche der Tiere sind auch nicht sehr angenehm.“
Details sind ihm kaum zu entlocken, denn Diskretion ist Teil des Jobs. Nur so viel verrät der ehemalige Footballspieler der L. A. Rams doch: „George Clooney hat achtzehn Jahre lang mit einem Hängebauchschwein zusammengelebt, heute ist er verheiratet. Aber viele unserer Kunden schaffen diesen emotionalen Sprung nicht.“
Und so passiert es, dass Cover – Spitzname: „der Rammbock“ – manchmal nicht genau weiß, wer da vor wem geschützt werden muss. „Ich hab schon Anfang des Jahrhunderts den Schauspieler T. aus der Umarmung seiner Gorilladame befreien müssen, andererseits hab ich mal einen entlaufenen Koyoten in das Anwesen der Sängerin M. zurückgebracht. Den Blick des Tieres werde ich nie vergessen. Das war pure Angst. Die Dame hat ja schließlich auch zu Hause ihre Musikshows geprobt.“
Den Fall der Hunde von Lady Gaga findet er vor allem aus einem Grund ungewöhnlich. „Hunde sind in den seltensten Fällen unser Auftragsgebiet. Erstens werden sie kaum entführt, weil sie beißen können, und zweitens, welcher Star, der heute noch etwas auf sich hält, hat überhaupt Hunde?“
Eine Kröte für Leonardo
Und tatsächlich geht der Trend weg vom „besten Freund des Menschen“: Iggy Pop hat einen Kakadu, Nicole Kidman ein Alpaca, wobei die Fachpresse noch unschlüssig ist, wer von beiden die bessere Frisur und wer das größere schauspielerische Talent hat. Nach Leonardo di Caprio wurden bereits eine Spinne und ein Käfer benannt, und er selbst besitzt eine Spornschildkröte. Die können bis zu achtzig Jahre alt werden. Sollte er also wie Clooney erst nach dieser Beziehung heiraten wollen, hat er es auf ein langes Junggesellenleben abgesehen.
„Solche Kröten sind extrem gefährdet“, meint Clint Cover. „Still, robust und bei Gefahr verziehen sie sich in ein natürliches, leicht transportierbares Gehäuse. Ideal für eine Entführung.“ Das große Artensterben sieht der Pet-Protector dagegen gelassen: „Solange es Stars gibt, muss man sich keine Sorgen machen. Wie ihre Vorbilder in Hollywood werden die Fans schon bald statt dem SUV ein Spitzmaulnashorn vor dem Haus stehen haben.“
So könnten ganze Spezies vor dem Aussterben gerettet werden. Auch wenn der Einkaufsritt auf dem Nashorn etwas schwieriger wird als die Fahrt zum Supermarkt mit der Familienkutsche. Doch da müssen jetzt alle durch. Lady Gaga sei Dank.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Scholz bezeichnet russischen Raketeneinsatz als „furchtbare Eskalation“