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Die WahrheitDenkmal, ich komme!

Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Heute darf sich die Leserschaft an einem Poem über Neues auf den Sockeln dieser Welt erfreuen.

Foto: AP

Jetzt, da so viele Helden stürzen,

selbst Churchill auf dem Sockel bangt,

ob sie ihm die Zigarre kürzen,

wird klar: Die alte Ordnung wankt.

Da frag ich mich, wie steht’s dagegen

mit mir und meinem Heldentum?

Nie kämpfte ich mit Speer und Degen,

doch ist das nötig für den Ruhm?

Kaum einer dieser Reitergockel

hat seinerzeit der Welt genutzt,

der Kolonialherr auf dem Sockel

gehört ganz einfach weggeputzt.

Ich höre allerdings die Frage:

Wer soll statt Fürsten oben hin

und taugt in dieser Höhenlage

als zeitgemäßer Zugewinn?

Ich gebe zu, als stolzer Reiter

wär ich kein guter Kandidat.

Doch stünde ich als Blitzableiter

dem Staat samt Konterfei parat.

Ach, dass man mich in Bronze gösse,

vielleicht sogar zum Silbermann,

den bei Gewittern Strom durchflösse,

mit dem wer Orgel spielen kann!

Ich wäre auch ein Fall für Lego,

als Lohn für meinen Heldenmut,

doch sähe ich mein Alter Ego

gern neben dem am Zuckerhut.

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9 Kommentare

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  • 0G
    05158 (Profil gelöscht)

    Denkmalsschmelze

    Da steht nun Gustav der Verstopfte,



    aus Eisenguß, die Hand am Knauf.



    Jedwedes brave Herze klopfte



    und schlug zu jenem Standbild auf.

    Und da –? Er wackelt auf dem Sockel,



    man gab ihm einen kräftigen Schub.



    Die Adler, seine Ruhmesgockel,



    das kommt nun alles hin zu Krupp.

    Ein kleiner Hund ist der Entennte



    vermutlich brüderlich gesinnt.



    Er schnuppert an dem Postamente



    und hebt das Bein. Die Träne rinnt.

    Doch plötzlich sieht sein Aug nach oben.



    Der Fürst ist weg! Wer weiß da Rat?



    Sein Hinterbein bleibt zwar erhoben,



    doch tut er nicht mehr, was er tat.

    Du kleiner Hund, sei nicht verwundert.



    Man kanns verstehn. Du bist verdutzt.



    Denn seit dem Jahre Siebzehnhundert



    hat ER zum ersten Mal genutzt.

    Kurt Tucholsky

    • @05158 (Profil gelöscht):

      Padumm - Pardautz - da ist doch jedem aber sowas von klar.



      Wie wichtig einst der Majestäzbeleidigungs§ - war.

      • @Lowandorder:

        Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - merkt an -

        “ Ob Weser oder deutscher Rhein:



        "Lieb Vaterland, magst ruhig sein..."







        Ob Porta oder Deutsches Eck,



        das Preußentum geht niemals weg.







        Es wurden Glocken eingeschmolzen



        zu Kugeln und Geschützen.







        Jedoch ein Kaiserstandbild



        wird man als Denkmal schützen.“

        unterm——- Porta - …Schonn -



        “ BeschreibungDie porta Möbel GmbH & Co. KG ist ein deutsches Unternehmen, das unter den Namen porta, SB-Möbel Boss und Hausmann in Deutschland Einrichtungshäuser betreibt. Die Firmenzentrale befindet sich in der ostwestfälischen Stadt Porta Westfalica in Nordrhein-Westfalen. Wikipedia“

        Hipp Hipp Hurra

        • 0G
          05158 (Profil gelöscht)
          @Lowandorder:

          In Jena gab(gibt) es den Bismarckturm.



          Zu DDR Zeiten wurde er in Turm der Jugend ;-) umbenannt.Wir haben da erste Freundinnen getroffen,blöd gekichert, kleines Schlöckchen,geraucht(Marke Tourist) und von den Neuntklässlern aufs Maul bekommen.



          Heute heißt er wieder Bismarckturm.



          de.wikipedia.org/w...marckturm_Jena.jpg

      • 0G
        05158 (Profil gelöscht)
        @Lowandorder:

        Der Paragraph

        Gebt einem Paragraphen!



        Sofort ist er bereit



        Zu Wort, Disput und Streit,



        Zu richten und zu strafen;



        Doch nehmt ihm diese Stütze,



        Sofort verstockt sein Geist,



        Des Denkens Zug entgleist



        Und reißt ihn in die Pfütze.

        Ferdinand von Piloty (der Jüngere)

        • @05158 (Profil gelöscht):

          Der "Jüngere" ist Dank dieser Erkenntnis einen Schritt voraus

  • Aber, aber – warum so wehmütig? Es gibt DOCH neue Denkmäler!



    SputnikNews, Putins Propagandaorgan meldet (hoffentlich keine FakeNews): „Das wegen der Pandemie im März abgesagte Aufstellen einer Lenin-Statue in Gelsenkirchen soll am Sonnabend erfolgen. Die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands will auf ihrem Grundstück vor der Zentrale eine zwei Meter hohe Statue des Revolutionärs errichten. Im Schulterschluss mit der AfD setzten sich SPD, CDU und Grüne für ein Verbot ein“ de.sputniknews.com...tue-gelsenkirchen/



    Wer es noch nicht wusste oder schon wieder vergessen hat: Die „Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD)“ ist bisher bei fast allen Wahlen, an denen sie teilnahm, in der Gruppe „Sonstige“ gelandet. Angeblich wegen des ihr unterstellten Mottos: „Wir sind IMMER vorn, und wenn wir hinten sind, ist hinten vorn!“.



    Und Lenin, der die Ideen von Marx und Engels umsetzen und in der Sowjetunion ein „Paradies der Werktätigen“ schaffen wollte: Das schaffte er zwar nicht (auch seine Nachfolger schafften es nicht), aber er machte Stalin den Weg frei, dessen „Rotem Terror“ Millionen Menschen in den Straf- und Arbeitslagern (Gulag) zum Opfer fielen.

  • Na - hier ist der Poesie-Sockel ehrlich verdient.

  • Herrlich. Ich schick schon mal - den Piedestal. - 🥳 -



    Gut Gut. Zum Zuckerhut. Normal.