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Die WahrheitGold schwimmt sogar auf dem Wasser

Ralf Sotscheck
Kolumne
von Ralf Sotscheck

Es leckt: Ständig versickert ein Drittel des irischen Wassers irgendwo im Erdreich. Die Manager von Irish Water haben jetzt ihre eigene Lösung entwickelt.

F reitag war Frühlingsanfang. Jedenfalls nach dem keltischen Kalender. Imbolc, wie das Frühlingsfest heißt, liegt zwischen der Wintersonnenwende und der Frühjahrs-Tagundnachtgleiche. Leider hält sich das Wetter nicht an den Kalender. Es ist saukalt, die Temperaturen liegen unter dem Gefrierpunkt, obwohl die Insel eigentlich für ihr langweiliges Klima mit vernachlässigenswerten Temperaturunterschieden im Lauf eines Jahres bekannt ist.

Wenn es friert, gibt es kein Wasser. Wenn es zu lange nicht regnet, gibt es auch kein Wasser. Und wenn es friert, aber nicht regnet, gibt es erst recht kein Wasser. Jerry Grant, der Direktor des halbstaatlichen Unternehmens Irish Water, sagte, unvorhergesehene Wetterbedingungen seien ein Problem, besonders für die Hauptstadt. Wer kann auch ahnen, dass es im Winter manchmal kalt wird?

Allein im Großraum Dublin liegen Rohre in einer Länge von 9.000 Kilometern. Das ist mehr als die Entfernung der Insel nach Peking. Leider sind die Rohre undicht, mehr als ein Drittel des Wassers versickert und kommt in den Haushalten nicht an – täglich immerhin 658 Millionen Liter. Irish Water hat aber keineswegs die Absicht, die aus viktorianischen Zeiten stammenden Rohre zu flicken. Das würde die Wasserknappheit nicht beheben, so ein Sprecher.

Stattdessen will man den Shannon in den Midlands anzapfen, den längsten Fluss der keltischen Inseln, um von dort das Wasser ins 170 Kilometer entfernte Dublin zu pumpen. Das Projekt kostet 1,3 Milliarden Euro. Dafür können dann 330 Millionen Liter täglich in die Hauptstadt fließen. Komische Rechnung: Man verliert täglich 658 Millionen Liter, gibt aber Milliarden aus, um 330 Millionen Liter zu gewinnen?

Cool fresh Irish Water

Ursprünglich ist Irish Water gegründet worden, um die Wassergebühren einzutreiben. Davon hat man nach massiven Protesten Abstand genommen. Nun widmet man sich dem eigentlichen Zweck des Unternehmens. Trotz steigender Verluste hat sich Irish Water voriges Jahr Bonuszahlungen von insgesamt 3,2 Millionen Euro genehmigt. Die elf Manager kamen zudem in den Genuss einer exklusiven Krankenversicherung sowie von Zuschüssen für ihre Autos. Außerdem hat man mehr als 20.000 Euro für Fitnesstrainer ausgegeben, die die Angestellten in der richtigen Benutzung der 45.000 Euro teuren Geräte unterweisen. Warum auch nicht? Wenn man schon seine Aufgaben als öffentlicher Versorgungsbetrieb nicht erfüllt, muss man die Angestellten wenigstens beschäftigen, sonst geben sie sich dem Alkohol hin.

Man hat ihnen auch Computer spendiert, mit denen sie eine wunderschöne Grafik produziert haben. Darauf ist der Shannon zu sehen, und von dem führt eine gelbe Linie nach Dublin. Das ist die geplante Wasserleitung. Die Grafik ist wirklich sehr anschaulich. Den Zusatzbonus haben sich die Manager redlich verdient.

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Ralf Sotscheck
Korrespondent Irland/GB
Geboren 1954 in Berlin. 1976 bis 1977 Aufenthalt in Belfast als Deutschlehrer. 1984 nach 22 Semestern Studium an der Freien Universität Berlin Diplom als Wirtschaftspädagoge ohne Aussicht auf einen Job. Deshalb 1985 Umzug nach Dublin und erste Versuche als Irland-Korrespondent für die taz, zwei Jahre später auch für Großbritannien zuständig. Und dabei ist es bisher geblieben. Verfasser unzähliger Bücher und Reiseführer über Irland, England und Schottland. U.a.: „Irland. Tückische Insel“, „In Schlucken zwei Spechte“ (mit Harry Rowohlt), „Nichts gegen Iren“, „Der gläserne Trinker“, "Türzwerge schlägt man nicht", "Zocken mit Jesus" (alle Edition Tiamat), „Dublin Blues“ (Rotbuch), "Mein Irland" (Mare) etc. www.sotscheck.net
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  • Kein Zweifel: In Sachen Geldverschwendung kann die sogenannte Öffentliche Hand mit jedem privat geführten Konzern locker mithalten. Wundert mich nicht. Es sind schließlich die selben Eigenschaften, die Menschen hier wie da zum Führen befähigen.