Die Wahrheit: Heimliche Kiwis regieren Australien
Neues aus Neuseeland: Streit mit dem Nachbarn. Denn im Känguru-Staat darf man mit doppelter Staatsbürgerschaft nicht Parlamentarier sein.
R egierungskrisen hat Australien ja oft. Bei den Crocodile Dundees, die Asylsuchende gern in desolate Insel-Camps sperren, geht’s halt etwas rüder zu als bei uns. Sorry, das war jetzt ein fieser Tiefschlag, denn mein Blick ist subjektiv getrübt durch meine doppelte Staatsbürgerschaft. Genau die war beim großen Bruder gerade das große Problem. Beinah flog das Parlament auseinander – wegen Aussies, die nebenbei Kiwis sind.
Zuletzt tauchten vermehrt Fragen nach der Herkunft von Australiens 226 Abgeordneten auf. Denn die Verfassung besagt, dass man im Känguru-Staat mit einer doppelten Staatsbürgerschaft nicht Parlamentarier sein darf. Vorige Woche platzte dann die Bombe: Nicht irgendein Hinterbänkler, sondern der stellvertretende Premierminister persönlich hat sich, ohne es zu wissen, mit falscher Blutsbande im hohen Amt eingenistet.
Barnaby Joyce heißt der Mann der Schande. Ob er außer einem „true blooded Aussie“ auch ein Kiwi sei, wollten Medien in den letzten Wochen von ihm wissen. Joyce spottete und pöbelte dagegen an. Er ist nicht gerade als Feingeist bekannt, aber jetzt erklärt sich, was all seine rotgesichtigen und wutentbrannten Auftritte in Wirklichkeit waren: nichts anderes als ein Haka.
Neuseelands Regierung bestätigte auf Nachfrage, dass Mr. Joyce tatsächlich die neuseeländische Staatsbürgerschaft besitzt. Sein Vater wurde in Neuseeland geboren und wanderte wie Hunderttausende nach ihm 1947 nach Australien aus. Diese Enthüllung war ein Skandal. Ist der stellvertretende Premierminister, der gern im Cowboy-Look auftritt, unrechtmäßig im Amt? Muss deshalb etwa auch Premier Malcolm Turnbull seinen Hut nehmen?
Es kam zu diplomatischen Verstimmungen zwischen den Nachbarstaaten. Jacinda Ardern, die neue Spitzenkandidatin der neuseeländischen Labour-Partei, war angeblich schuld. Neuseeland machte klar, dass Joyce erst mal seine Staatsbürgerschaft bestätigen müsse, um sie richtig zu besitzen. Woraufhin dieser auf der Stelle seine Kiwi-Wurzeln kappte und damit das Ruder noch mal herumriss.
Der eigentliche Skandal liegt aber im Bereich der Bio-Security. Der zweithöchste Mann im Staate, der väterlicherseits streng genommen eine eingeschleppte fremde Spezies verkörpert, ist derjenige, der vor zwei Jahren das „Terriergate“ auslöste. Joyce hatte Hollywood-Star Johnny Depp und seiner damaligen Frau Amber Heard untersagt, ihre beiden Hunde „Pistol“ und „Boo“ einreisen zu lassen, als Depp dort „Pirates of the Carribeans“ drehte. Joyce drohte gar, die Köter einschläfern zu lassen, die im Privatjet unbemerkt durch die Zollkontrolle gerutscht waren.
Das Paar musste 1.000 Dollar Strafe zahlen und ein offizielles Reue-Video drehen, das sie zum YouTube-Gespött machte. Letzte Woche twitterte Amber Heard, die die Hunde nach der Trennung behielt: „Um Herrn Joyce in der Stunde der Not beizustehen, habe ich ihm eine Kiste feinster neuseeländischer Kiwis geschickt, in der Annahme, sie bestehen die Bio-Sicherheitsgesetze.“
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