Die Wahrheit: Krasse Compilation

Bundeskanzlerin Angela Merkel wird Youtube-Star und hat noch viel mehr hippe Ideen in ihrem krassen Medienkalender.

Angela Merkel im Profil und ein Kameramann

Die Kanzlerin wanzt sich ganz bestimmt nicht an die netzaffine Jugend an, neiiiiiiiin! Foto: Reuters

Am heutigen Freitag wird Angela Merkel dem Youtuber Florian „LeFloid“ Mundt ein Interview geben. Ist das nun die endgültige Bankrotterklärung an die Würde einer Regierungschefin oder billiges Ranwanzen an die doofe Jugend? Die Webgemeinde ist jedenfalls begeistert, und #NetzfragtMerkel soll nur die erste von zahlreichen weiteren Aktionen sein, bei denen wir die Bundeskanzlerin auf Youtube feiern dürfen. Die Wahrheit präsentiert schon jetzt den krassen Medienkalender der Kanzlerin.

12. Juli: Frisch von der Westbalkanreise zurück, präsentiert Merkel ihr erstes Haul-Video. Sie hat nämlich tolle Souvenirs mitgebracht, die sie ihrer Fanbase nicht vorenthalten will: leckere Baklava mit Pistaziengeschmack, einen Wackelkopf-Miniatur-Tito, einige Dosen-Ćevapčići, einen Sonnenbrand, eine gefälschte Rolex für Joachim sowie eine neue Stirnfalte, die sie sich beim Thema Srebrenica-Massaker eingefangen hat :(

20. Juli: In ihrem sehnlichst erwarteten Unboxing-Video öffnet Merkel das brandneue Rettungspaket für Griechenland. Witziger Twist: Es ist leer.

1. August: Die Kanzlerin uppt einen Follow-me-around-Clip. Kultverdächtig bereits der Einstieg: „Hallo Leute, heute zeige ich euch beziehungsweise Ihnen, wie ein ganz normaler Tag von mir als Kanzleramtsinhaberin vonstattengeht im Wesentlichen. So.“ In knapp drei Stunden folgen wir der So­cial-Media-Expertin vom Gemüsemarkt ins Büro, vom Reichstag in die Saturn-Filiale, wo sie sich erklären lässt, wie man die „Rautenansicht“ der GoPro aktiviert. Leider kommt das Video nur mäßig gut an. „Das hat Jan Böhmermann schon viel besser mit Hitler parodiert“, heißt es in den Kommentaren, welche daraufhin ausgeschaltet werden.

18. August: Angie54, wie sich der Politstar inzwischen nennt, überrascht mit einem mehrteiligen Schmink-Tutorial. Die meisten Klicks bekommen die Episoden „Smokey Lefzen: so geht’s“ und „Der Hundeblick – wenn’s in der GroKo Beef gibt“. Als Bonus zeigt uns Angie54 diverse Abschmink-Tutorien (zum Beispiel: „Ehe für Homosexuelle“, „Offener Arbeitsmarkt für Geflüchtete“).

In ihrem Video öffnet Merkel das brandneue Rettungspaket für Griechenland.

3. September: Ein Let’s Play war lange fällig! Jetzt zockt die Kanzlerin unter dem Youtube-Alias „Merkh“ den „Haushalts-Simulator 2015“ auf dem PC und filmt sich dabei. Ihre bissigen Anmerkungen (“Wehr-Etat zu hoch? Das muss ein Bug sein …“) unterstreicht sie durch den Einsatz der bei anderen Let’s-Playern beliebten „Scare-Cam“: Wenn sich die Augenbrauen der geschockten Gamer-Braut beim Blick auf die Schuldenuhr um einen Millimeter nach oben bewegen, fühlt man sich, als würde man selber vor dem Monitor sitzen.

10. September: Nachdem sie bereits wellenschlagende Trends wie Planking, Owling oder die Ice-Bucket-Challenge verpasst hat, möchte Merkel endlich einmal ein eigenes Web-Phänomen erfinden. Beim sogenannten „Out-sitting“ platziert sich die CDU-Frau auf einen Bürostuhl, verschränkt die Arme und wartet darauf, dass das Video vorbei ist. Sehenswert: In einem Outtake fragt Merkel ihren Digitalminister Dobrindt mehrmals: „Bin ich jetzt viral?“ Eine Antwort kennt der aber auch nicht.

29. September: Angela Merkel lädt ein zwanzigminütiges Song-Medley hoch, bestehend aus ihren Lieblingsliedern von Helene Fischer, Dean Reed, Marteria, Walter Scheel und den Rolling Stones – so steht es zumindest in der knappen Videobeschreibung. Sehen dürfen wir das Filmchen leider nicht, dank der Gema. „In was für einem Land leben wir eigentlich?“, twittert am nächsten Tag Merkels Regierungssprecher Steffen Seibert. „Gegen diesen #Rechtewahnsinn müsste mal irgendwer was tun!“

3. Oktober: Zum Tag der Deutschen Einheit zeigt die ewige Kanzlerin ihre selbstironische Seite und postet eine Fail-Compilation. Von den zahlreichen Ministerrücktritten über den schleppenden Atomausstieg bis zur Spionage-Affäre und dem Osloer „Dekolleté-Gate“: Kein Fettnäpfchen wird in der hektisch geschnittenen Collage ausgelassen. Kommentiert wird das Ganze von dem befreundeten Youtube-Starduo „DieArschlochis“ (Peter Tauber und Jens Spahn). 900.000 Views!

Die Wahrheit auf taz.de

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

ist die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit. Sie hat den ©Tom. Und drei Grundsätze.

kari

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.