Die Wahrheit: Selbstanzeige
Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit-Seite. Heute darf sich die Leserschaft an einem Poem in Form einer romantischen Selbstanzeige erfreuen.
Schatz, die Beichte fällt mir schwer, / jahrelang hab ich gelogen. / Du, ich habe dich betrogen: / Ich hatte Kapitalverkehr! //
Ich hab es mit der Schweiz getrieben, / ich steckte tief in Luxemburg. / Auch in Vaduzens Bankenburg / bin ich oft über Nacht geblieben. //
Wenn du im Morgengrau’n noch gähntest, / bin zu den Caymans ich geschwommen. / Wenn du mich auf der Arbeit wähntest, / bin ich im Banktresor gekommen. //
Betrog dich steuerfrei in Laken / voll Aktien und Staatsoptionen. / Begehrte Steuerniedrigzonen / und schnackselte mit Schwarzgeldkraken. //
Ich mopste mir die Birne weich / mit Zypern und mit Panama. / Ich bin nicht stolz drauf, was geschah: / Ich tat’s sogar mit Österreich. //
Glaub mir, es war nur Steuerflucht. / Mit dir hatte es nichts zu tun. / Es war wie ein Hormontaifun: / Es war die Fuck-your-money-Sucht. //
Doch jetzt ist Schluss – und völlig offen / leg ich dir meine Sünden dar. / Jetzt weißt du, wer ich wirklich war. / Sag, darf ich auf Vergebung hoffen? //
Wenn ich dir dies Geständnis sage, / wirst du mir dann nochmal verzeihn? / Echt!? Wirklich? Du bist wieder mein? / Wie schön! Nur schnell noch eine Frage: //
Sag, kannst du mir ’nen Fuffi leihn? //
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