Die Wahrheit: Drohnenpilot denkt über Gott nach
Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Heute darf sich die Leserschaft an einem Gedicht über die Abgründe eines Flugsubjekts erfreuen.
Unbemannte Flugkörper haben Piloten. Der
Pilotensitz in dem der Pilot sitzt, fliegt nicht mit.
Der Sitz kann tausende Kilometer entfernt sein.
Ein ganzer Ozean passt dazwischen.
Den Steuerknüppel erreicht der Pilot
von seinem Sitz aus. Ob er beim Hantieren
mit dem Stock Vergnügen empfindet
weiß niemand. Er sagt es keinem.
Der Pilot rollt nach der Abschieß-Arbeit
auf sein Tor, das langsam öffnet, zu. Sitzt
im Autositz, hält seinen Arm raus weil
der Hund kommt.
Fährt aufs Grundstück. Seine nicht
abgeschossenen Kinder spielen Ball.
Seine Frau im Liegestuhl beherrscht
die Anzahl ihrer Drinks nicht.
Eine Muslima, denkt der Pilot, hätt ich
eine Muslima, die dürfte nicht trinken.
Er nimmt ein Bier aus dem Kühlschrank.
Wir sind am Leben, denkt er noch,
weil wir den richtigen Gott loben.
Aber ohne Alkohol wären wir Wilde.
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