Die Umwelt und ihre Partner: Dienstreisen zu Kraftwerken

Der Klimafonds zieht nach vier Jahren Bilanz: 170.000 Tonnen CO2 wurden gespart. Doch die Unterstützung aus Firmen und Behörden könnte größer sein.

Bremens Mercedes Werk ist ein Umweltpartner auch ohne dafür zu zahlen Bild: dpa

BREMEN taz | In „Alten Eichen“ haben sie jetzt ein eigenes Blockheizkraftwerk. Das klingt unspektakulär, ist für die 1596 gegründete Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung in Bremen-Horn aber ein großer Fortschritt. Sie sparen so jährlich 7.000 Euro für Strom und Wärme – Geld, das nun wieder für die „eigentliche Arbeit“ da ist, wie Geschäftsführer Matthias Spöttel sagt. Außerdem verbrauchen sie nun 95 Tonnen Kohlendioxid (CO2) weniger im Jahr.

Gut 90.000 Euro investierte die gemeinnützige Sozialeinrichtung, die jahrhundertelang vor allem ein Waisenhaus war. 40.000 Euro kostete allein das Blockheizkraftwerk, der Rest floss in andere Maßnahmen drumherum. In sechs bis sieben Jahren, so die Rechnung, amortisiert sich das Ganze.

Den Anstoß für das Projekt gegeben hat der Bremer Klimafonds der „partnerschaft umwelt unternehmen“, die mit einem Energieberater nach „Alten Eichen“ kamen. Der analysierte die Gebäude und Energieverbräuche und unterbreitet daraufhin eine ganze Reihe von kleinen und größeren Vorschlägen. Allein die Kosten für den Strom, so das Gutachten, seien in den letzten Jahren jeweils um zehn Prozent gestiegen. Am Ende förderte der Klimafonds das neue Blockheizkraftwerk mit rund 6.000 Euro, weitere rund 4.000 Euro gab es für das ebenfalls von „Alten Eichen“ betriebene Bürgerzentrum Neue Vahr.

Seit vier Jahren gibt es den Klimafonds schon, nun wurde erstmals Bilanz gezogen: 14 gemeinnützige soziale und kulturelle Einrichtungen aus Bremen und Bremerhaven wurden gefördert. Zusammen sparen sie 24.500 Euro an Heizkosten und rund 170.000 Tonnen an CO2-Emissionen. Hinzu kommen nochmal 850 Tonnen Kohlendioxid, die in renaturierten Moorlandschaften gebunden sind. „Das Ergebnis kann sich sehen lassen“, findet Diana Wehlau aus dem Umweltressort, die Projektleiterin.

Mit durchschnittlich 10,6 Tonnen Treibhausgasen im Jahr liegen Einwohner Deutschlands laut Umweltbundesamt (UBA) deutlich überm weltweiten Pro-Kopf-Aufkommen von rund 6,8 Tonnen.

Auf Heizung und Strom entfallen dabei zusammen genommen 2,6 Tonnen im Jahr, auf das eigene Auto 1,4 Tonnen.

Bus & Bahn gehen mit 0,1, der Flugverkehr mit 0,9 Tonnen in die Bilanz ein. Weitere 1,4 Tonnen werden für Ernährung und 3,2 Tonnen für den sonstigen Konsum verbraucht, rechnet das UBA vor. (taz)

Der Klimafonds hat all diese Maßnahmen mit insgesamt rund 83.000 Euro gefördert. Jede gemeinnützige Bremer Einrichtung, die hier Geld bekommen will, muss dabei – so wie „Alte Eichen“ – auch eigene Mittel investieren. Der Fonds wiederum bekommt sein Geld von jenen lokalen Firmen und Institutionen, die schon mal irgendwie in Sachen Klimaschutz aktiv waren und bereit sind, 25 Euro pro Tonne „unvermeidbarer“ CO2 -Emission zu bezahlen. Was als „unvermeidbar“ gilt, ist aber so streng nicht geregelt, sondern beruht eher auf Selbsteinschätzung.

Die „partnerschaft umwelt unternehmen“ listet insgesamt 157 Mitgliedsunternehmen auf – Airbus und der Becks-Konzern gehören dazu, die Bremer Straßenbahn und der halbstaatliche Logistik-Konzern BLG, die Stahlwerke, Rheinmetall oder Atlas Elektronik. Aber nicht alle von ihnen zahlen auch in den Klimafonds ein. So ist beispielsweise auch das Mercedes-Werk in Bremen Teil dieser „Umweltpartnerschaft“ – aber den Bremer Klimafonds unterstützt die Daimler AG finanziell nicht. Der örtliche Carsharer Cambio hingegen bezahlt im Jahr 750 Euro in den Fonds ein.

Auch das Umweltressort finanziert ihn mit – es kompensiert damit die als „unvermeidlich“ eingestuften Dienstreisen. Angesichts der politischen Sparvorgaben nahm deren Zahl in den letzten Jahren ab. Dennoch kamen 2010 rund 75 Tonnen CO2 zusammen, also knapp 1.900 Euro. 2013 waren es dann noch 53 Tonnen – macht etwa 1.300 Euro für den Fonds.

Allerdings ist das Umweltressort – nach eigenen Angaben – das einzige Ressort, dass sich so am Bremer Klimafonds beteiligt. Dabei wäre es auch für die anderen Behörden einfach: Die Software für die behördlichen Dienstreisen erstellt nämlich auf Knopfdruck auch gleich eine dazu passende Klimabilanz. Aber manche Ressorts sparen das offenbar lieber gleich mit ein.

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