Die IAA kommt nach München: Das Paradies auf Erden
Der Umzug der IAA ist alternativlos. Schließlich hat die bayerische Landeshauptstadt schon immer ein Herz aus lackiertem Blech.
M ünchen ist schön. Die Isar schwingt ihr grünes Band durch diese Perle unter den Städten. Und wenn das Glockenspiel am Marienplatz erklingt, greifen Reisende aus aller Damen Länder zum Smartphone, machen Aufnahmen, auf denen noch ihr „Ahhh!“ und „Ohhh!“ zu hören ist, weil alles so schön ist an diesem wunderbaren Ort, von dem man nicht weiß, warum er auf Erden liegt und nicht im Paradies. Und dann ist da noch dieser Prachtbau, für den es nur ein Wort gibt: Märchenschloss. Seit 2007 strahlt die geschwungene Glasfassade der BMW-Welt vom Münchner Norden aus über die ganze Stadt in die Welt hinein.
Wer weiß, dass dieser Palast von König Auto noch vor Neuschwanstein die meistbesuchte Sehenswürdigkeit im Freistaat Bayern ist, wird sich wundern, warum es überhaupt Diskussionen darüber gegeben hat, wo sich die Internationale Automobilausstellung IAA nach ihrem Abschied aus Frankfurt ansiedeln möchte. München mag einen Oberbürgermeister haben, der Freistaat einen Ministerpräsidenten, doch wer nur einen halben Tag in der Landeshauptstadt verbringt, wird spüren, dass die Stadt vom Auto regiert wird.
Nirgendwo steht man so schön im Stau wie in München. Wem würde nicht das Herz aufgehen, wenn sich die Stadt im Glanz des frisch polierten Autolacks spiegelt. Hier schlägt es noch, das Herz für Autos, das stolzen Herrenfahrern andernorts von Jüngern einer schwedischen Schülerin brutal aus der Brust gerissen wird. Wenn der Ministerpräsident zum Mobilitätsgipfel ruft, tut er das aus Liebe, und Markus Söder überweist der notleidenden Automobilindustrie flugs 300 Millionen Euro. Auch die IAA bekommt vom Freistaat Geld. Wie schön es doch ist, wenn der automobile Sozialstaat Herz zeigt.
Während anderswo über so merkwürdige Dinge wie den öffentlichen Personennahverkehr gesprochen wird, setzt man sich in München schon testweise in Flugtaxis, um die in Dauerstaus schön aufgereihten Produkte deutscher Ingenieurskunst von oben betrachten zu können. Ganz München ist schon jetzt eine tägliche Automobilausstellung.
Die Bierstadt München feiert das Oktoberfest. Die Autostadt bekommt die IAA. Die Wiesn für das Auto ist endlich zu Hause angekommen. Finale dahoam.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Die Wahrheit
Der erste Schnee
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen