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Die Gelage des RBBEin Prosit, ein Pro-ho-sit der Gremien-Gemütlichkeit

Die lustigsten Enthüllungen des Landesrechnungshofs: Beim RBB gab es 2022 einen unerwarteten Fokus auf Spieße, Sandwiches und teures Catering.

Mundgerecht für den RBB: Leckere Häppchen haben ihren Preis Foto: Oleksandr Latkun/imago

D eutschland hat ein völlig falsches Bild von Landesrechnungshöfen. Von wegen staubtrocken-graue Wichtel wälzen endlos Zahlen, bis sie vom Sensenmann mit der Quadratwurzel geholt werden. In Wahrheit produzieren sie mitunter die lustigsten Erkenntnisse der jüngeren Mediengeschichte.

Wie der Rechnungshof aus Brandenburg, der den RBB durchleuchtet hat. Es ging um den Skandal von 2022 und die Frage, was bei wem schief lief. Vor allem in den Aufsichtsgremien wie Rundfunk- und Verwaltungsrat, die auf ganzer Länge versagten.

Die Antwort ist so weihnachtlich wie unerwartet. Es waren die Kekse. Beziehungsweise das viele Essen und Catering. Wer sich den Bericht auf der Zunge zergehen lässt, merkt, dass die Heimat des Mottos „Hauptsach, gudd gess“ gar nicht das Saarland ist, sondern die märkische Streusandbüchse zwischen Havel und Oder. Wo es beileibe nicht nur um Streuselkuchen ging.

Denn nicht allein die damalige Intendantin Patricia Schlesinger ließ es sich mit Gästen und fragwürdig-dienstlichem Hintergrund in den eigenen vier Wänden munden. Auch die Gremien langten heftig zu. Genüsslich zählt der Bericht die schönsten Menüs auf.

So hatte 2017 die Bewirtung einer Sitzung des Verwaltungsrats gemeinsam mit dem Finanzausschuss des Rundfunkrats für die 27 Teil­neh­me­r*in­nen 3.570 Euro gekostet, „für laut Rechnung diverse Speisen & Getränke pauschal“. Macht 132 Euro pro Gaumen.

Spieße und Antipasti-Variationen

Die Sitzung dauerte gerade mal zwei Stunden. Ist die Runde vor lauter Essen überhaupt zum Arbeiten gekommen? Unter die Lupe genommen wurde die Zeit 2017 bis 2022. In der mietete der Verwaltungsrat gleich siebenmal einen schicken Club. „Dieser stellte für die Bewirtungen unter anderem eine Servicekraft, eine Barkraft und einen Koch gesondert in Rechnung.“

Für eine zweistündige Verwaltungsratssitzung 2018 mit 16 Personen machte das 1.408 Euro. Die konnten sich „u. a. Spieße, Antipasti-Variationen, belegte Brötchen sowie Kuchen und Gebäck“ schmecken lassen. Das hört sich bei 88 Euro pro Person nicht nach einem guten Deal an.

Die lustigste Episode spielt zur Coronazeit. Da tagte der Rundfunkrat virtuell, nur vier Personen waren am 9. Dezember 2021 in Präsenz da. Die bekamen „u. a. 23 Sandwiches, 20 Bouletten und 17 Obsttartes“ geliefert.

„Wer außer den vier genannten Personen noch an dieser Bewirtung partizipierte, war nicht aufklärbar“, heißt es im Bericht. Der nicht nur deshalb einen „groben Verstoß gegen die Grundsätze der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit“ feststellt. Das klingt doch wieder sehr nach Behörde. Als wäre allen der Appetit vergangen.

„Schade, auch eine Wiedergutmachung, bei der Gremien- und Geschäftsleitungsmitglieder die Mitarbeitenden bewirten, wird wohl nicht schmecken?“, meint die Mitbewohnerin.

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Steffen Grimberg
Medienjournalist
2000-2012 Medienredakteur der taz, dann Redakteur bei "ZAPP" (NDR), Leiter des Grimme-Preises, 2016/17 Sprecher der ARD-Vorsitzenden Karola Wille, ab 2018 freier Autor, u.a. beim MDR Medienportal MEDIEN360G. Seit Juni 2023 Leitung des KNA-Mediendienst. Schreibt jede Woche die Medienkolumne "Flimmern und rauschen"
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2 Kommentare

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  • Wer sich mal die Preisentwicklung beim Catering in den letzten Jahren anschaut, wird überrascht sein, wie günstig der rbb hier wegkam.

    Es ist absurd, was die zum Teil Rechnungshöfe monieren - die Preise für halbwegs vernünftiges Essen sind inzwischen astronomisch. Typisch deutsch ist es, zu glauben, man könne z.B. eine internationale Konferenz mit Wasser und zwei belegten Brötchen pro Teilnehmer verköstigen und ansonsten "mit Inhalten überzeugen." Das geht schlicht und einfach nicht - oder es war dann eben die letzte Konferenz mit internationalen Teilnehmern.

  • Das ist natürlich beides:



    Eine Erinnerung, dass es eine Prinzenrolle und Sprudel eigentlich auch tun. Gerade, wenn es nicht das eigene Geld ist und man ja auch Bezahlung erhält, von der mehr zu leisten ist.



    Und eine Masche im Strickwerk von "Alles Verschwender", die sich an Kleinem festhält, wo Großes schwerer zu ermitteln wäre. Verträge mit Externen, Anmietungen, ...



    Was bei privaten Anbietern abgeht, dürfte ebenso interessant sein - das zahlen dann noch mehr Werbeblöcke ins Hirn der Zuschauenden.