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Die EM bei den Öffentlich-RechtlichenExtrem-Plauderismus

Zwischen den Spielen wird bei ARD und ZDF viel geredet. Während die ARD ihren Prince hat, fällt das Zweite doch stärker ab.

Der Prince von Monza: Zuletzt spielte ARD-Experte Boateng in Italiens Serie B Foto: imago-images

D er Bommes sagt verlässlich Prince zu ihm. Und wenn der Prince dem Bommes dann antwortet, wird es immer hübsch anekdotisch. Der Prince, der eigentlich Kevin-Prince Boateng heißt, aber trotzdem ein Glückskind ist, erzählt von seinem Koch, den er neulich dem großen Ronaldo ausgeliehen hat – oder vom finnischen Torhüter Hrádecky, der nach Spiel und Training die eine oder andere Flasche Bier trinkt, dabei aber nicht nur an sich denkt.

„Ist ja bekannt“, sagt der Prince und schaut dann ganz unschuldig – bling, bling – in die Kamera. An seiner Seite: ein grundsympathischer Stefan Kuntz und eine Almuth Schult, die sich manchmal über den Prince scheckig lacht („Der Hummels, der ist so lange im Game …“). Haha.

Fußballtalk, das ist in der ARD eine lockere, völlig harmlose und alles Scharfkantige umschiffende Plauderei, die im Bommes-Universum („Gefragt, gejagt“, „Tietjen und Bommes“) nur eine weitere Sternschnuppe ist, die beim Eintritt in die Sphäre von Elaboration und Tiefenschärfe zu verglühen drohte. Man erwartet nicht viel, das bekommt man aber in der Bommes-Runde verlässlich und halbwegs erträglich geliefert. Beim ZDF kann man sich da nicht so sicher sein.

Halbseniler Schwadroneur?

Einerseits scheinen sich die Experten, vor allem der etwas stocksteif wirkende Per Mertesacker nicht wohl zu fühlen in ihrer Rolle (oder liegt es an diesem furchtbar unergonomischen Möbel?), andererseits nennt Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein den Niederländer Denzel Dumfries schon mal „Daley“ und Kommentator Béla Réthy findet, es müsste nach einem Einwurf Abseits geben.

Ihm zur Seite sitzt nun bisweilen der ehemalige Kicker Sandro Wagner, der beim Streamingdienst DAZN gut im Schnack ist und seine Aufgabe als ZDF-Co-Kommentator offensichtlich darin sieht, Réthy in die Rolle eines halbsenilen Schwadroneurs zu drängen, die einst bei Sky der unvergessene Fritz von Thurn und Taxis innehatte.

Ein Teil der rituellen Kritik an Réthy wird heuer auch wieder umgelenkt auf Kommentatorin Claudia Neumann, die sich aber im Vergleich zu vergangenen Turnieren verbessert hat und das Bashing eh an sich abperlen lässt. Sie besingt zwar Szenen gesteigerter Spannung im unangenehmen Tremolo, aber ihr unterlaufen gefühlt nicht mehr so viele Fehler wie früher. Neumann wird unterstützt von Ex-Fußballerin Ariane Hingst als Expertin.

Hingst gibt viel Richtiges zum Besten, tut das aber mit einer aufgeregten Beflissenheit, die gewöhnungsbedürftig ist. Man könnte auch sagen: Ihr fehlt die Coolness. Aber das kann ja noch werden. Der Prince gibt auch hier den Style vor. In seinem leichten Getto-Slang spricht er uns alle an. Es muss eh noch viel weggeplaudert werden bis zum 11. Juli, ertragen wir’s tapfer!

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Redakteur
Seit 1998 mehr oder weniger fest bei der taz. Schreibt über alle Sportarten. Und auch über anderes.
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2 Kommentare

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  • Die Plauderei ist fast so schlimm wie bei einer Landtagswahl. Viel Gerede, ohne dass etwas gesagt wird.

  • Ich schaue eigentlich nur die Spiele und lese einen Tag später einige Kommentare. Die Pause zwischen den Spielen nutze ich für andere Dinge. Die Live-Kommentatoren haben über 90 Minuten natürlich auch einige Schwachstellen.