Die CDU in der Landtagswahl Sachsen: Verloren und doch gewonnen
Jede dritte Stimme ging in Sachsen an die CDU. Das ist deutlich weniger als im Jahr 2014, aber trotzdem ein Erfolg. Es hätte schlimmer kommen können.
Der zweitstärkste Beifall brandete auf, als die FDP-Prognose mit 4,5 Prozent den Nichteinzug der Liberalen signalisierte. Offenbar ist den meisten CDU-Anhängern die schwarz-gelbe Koalition der Jahre 2009 bis 2014 in unangenehmer Erinnerung geblieben. Bekümmertes Raunen dann aber doch bei der so nicht erwarteten Höhe des AfD-Ergebnisses.
Davon ließ sich Ministerpräsident Michael Kretschmer bei seinem Auftritt mit der gesamten Landesspitze eine Viertelstunde später nicht beeindrucken. „Das freundliche Sachsen hat gewonnen“, sagte er und genoss dabei sichtlich den Beifall. Von Sachsen gehe die Botschaft aus, dass es „eine große Mehrheit von Menschen gibt, die positiv für dieses Land eintreten“. Kretschmer war aber auch die Erleichterung darüber anzumerken, dass die CDU bei dieser „besonderen Wahl“ doch noch stärkste Partei wurde und zum siebten Mal einen Regierungsauftrag für Sachsen erhalten hat.
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„Stärkste Kraft für Sachsen“: Mit Riesenplakaten ihres Spitzenkandidaten und mit diesem Slogan hatte die sächsische Union in der letzten Woche noch kräftig geklotzt. Im Internet platzierte die CDU eine kurze Videobotschaft Michael Kretschmers. Sie bot an, dass jeder neu gewonnene Wähler eine persönliche Nachricht von ihm erhält. Kampf um jeden Einzelnen. Mit einem gewissen Erfolg. Im Schlussspurt lag die Union vorn, nachdem die Umfragen wochenlang ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der AfD signalisiert hatten.
Aus Sicht der CDU ist das Ergebnis zumindest eine bescheidene Belohnung für den extremen Einsatz vor allem ihres Frontmannes und Ministerpräsidenten. Den Dialog mit jedem Bürger auch an den entferntesten Orten des Landes pflegten Kretschmer und sein Kabinett schon seit seinem Amtsantritt im Dezember 2017. Der relative Erfolg der Union könnte aber auch dem klaren Abgrenzungskurs gegenüber der AfD und dem Rechtsextremismus insgesamt zugeschrieben werden. Kretschmer ist es gelungen, hier stärker als seine Vorgänger Position zu beziehen und dennoch konservative Wähler nicht zu verschrecken. Auch seine Nähe zum Merkel-Kurs ist anders als erwartet nicht abgestraft worden.
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Einfacher ist eine Regierungsbildung in Sachsen unter erneuter Führung der CDU mit dem voraussichtlichen Wahlergebnis trotzdem nicht geworden. Für eine Kenia-Koalition mit Grünen und SPD könnte es trotz des enttäuschenden Ergebnisses der potenziellen Partner wahrscheinlich reichen. Insbesondere mit den Grünen dürfte aber heftig gerungen werden. „Wir gehen mit Demut an die Arbeit“, ließ der voraussichtlich alte und neue Ministerpräsident den Ernst der Situation ahnen. Schwarz-Blau dürfte damit endgültig kein Thema mehr in Sachsen sein.
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