Devotionalienhändler über die Royals: „Ich hatte 20 Becher mit der Queen“

Robert Beeridge betreibt ein Geschäft mit britischen Büchern und Devotionalien in Hamburg. Der Besuch von Charles trifft ihn auf dem falschen Fuß.

Prinz Charles und seine Frau Camilla stehen winkend vor einem Hauseingang.

Viel Winken gehört überall dazu: Charles und Camilla im schottischen Dunfermline 2022 Foto: Andrew Milligan/dpa

taz: Mit welchen Gefühlen sehen Sie dem Besuch Ihres Königs entgegen, Herr Beeridge?


Robert Beeridge: Ich wusste vage, dass er kam. Es ist Pech für ihn, er kommt zu einem Zeitpunkt, wo es so viele andere Sachen gibt. Man hat zu viel Schmerz, Pandemie-Schmerz, Brexit-Schmerz, Schmerz in Russland.

Ich frage mich, ob die Begeisterung der Deutschen gerade vor dem Hintergrund noch größer ist, weil dieser Besuch so eine schön harmlose Ablenkung ist.

Ich finde, es ist schön, wenn Leute etwas haben, woran sie Freude haben können, das will ich nicht wegnehmen.

Hätten die Deutschen in der Tiefe ihres Herzens eben auch gern ein Königshaus statt nur die C-Promis aus dem Dschungelcamp?

Die kann man ja zumindest ausschalten und dann sind sie weg. Eine Königsfamilie ist eine langfristige Investition, man muss die Privilegien aufbauen und die Vernetzung und bestimmte Produkte werden „in“ wegen der Königin. Das kommt auch nicht über Nacht. Charles’ Macken – das hat Jahre gedauert.

Die Hamburger und Hamburgerinnen fühlen sich England sehr verbunden, eigentlich wären wir gern ein bisschen britisch.

Geschichtlich gesehen war das vielleicht vor 100 Jahren, da gab es viel englischen Einfluss in Hamburg und umgekehrt. Ich glaube, diese Verbindung mit Großbritannien ist seit den Bombenangriffen von 1943 etwas weniger. Dann haben wir die Besatzung, Hamburg wurde von den Engländern befreit, entnazifiziert. Wir haben einen guten Job gemacht. Viele berühmte Politiker waren in Hamburg stationiert.

Wer denn zum Beispiel?

Mein Vater war hier, mein Onkel war hier. Sie waren nicht berühmt. Wer, wer, wer? Ich müsste mal nachdenken.

64, gebürtiger Engländer, betreibt seit 1986 den Laden „British Foods and English Books“ in Hamburg-Altona.

Aber für die Gegenwart würden Sie den britischen Einfluss nicht mehr sehen?

Wie kann man das messen? An der Nachfrage nach Union-Jack-Fahnen? Seit Brexit ist das fast eliminiert. Nach dem Tod meiner Mutter hatte ich 20 Becher mit der alten Queen – Queenie-Souvenirs – und ich habe nur eine Person gefunden, die drei wollte, sonst niemanden. Ich habe noch richtig schöne, viktorianische Teile, aber die Nachfrage ist gesunken.

Meine Vermutung wäre, was natürlich schade ist fürs Geschäft, dass die Nachfrage nach Artikeln mit Charles geringer sein wird als die mit der Queen.

Man kann immer eine Flagge kaufen, das ist relativ neutral. Guck mal, ich habe diese Becher hier, die ich seit Monaten verkaufen wollte …

… oh, das ist Charles 1989 und Diana. Aber das ist vielleicht auch ein unglücklicher Moment, wenn er nun mit Camilla kommt.

Ja, das ist die Ironie. Wenn ich die verkaufen könnte …

Wenn Sie das Besuchsprogramm für Charles und Camilla bestimmen könnten und nicht der Hamburger Senat, was würden Sie ihnen zeigen?

Planten un Bloomen, en blue, das wäre schön, oder den kleinen Botanischen Garten in Flottbek, das wäre auch schön.

Warum?

Charles ist so naturverbunden. Ich würde ihm bestimmt nicht meinen Laden zeigen. Nee – ich könnte ihm das zeigen und sagen: „Das ist, was Brexit mir angetan hat.“ Deshalb muss ich zurück nach England gehen und ein Parasit des National Service werden, weil ich mir die private Krankenversicherung nicht mehr leisten kann. Danke, ­Brexit! Ich werde sie ausbluten. Diese Leute haben mich so viel Geld gekostet. Ich bin stinksauer auf alle Engländer, die sagen, dass sie Brexiteers sind.

War das Königshaus nicht eher zurückhaltend, zumindest hat man doch in die Hutfarben der Queen am Tag ihrer Rede viel hineingedeutet.

Ich würde sagen, dass sie die Einheit klugerweise mehr in den Vordergrund gestellt haben als ein Mister Boris Johnson. Er wollte gewinnen, er hat gewonnen, es ist ihm scheißegal, er verdient sein Geld. Ich muss sagen, ich habe mit der Monarchie nichts am Hut, aber Charles macht es unter sehr schwierigen Bedingungen – was musste er schlucken – schon sehr viel besser als vorher. All die Jahre hat er gewartet. In früheren Zeiten hätte der Sohn die Mutter ermorden lassen. Shakespeare-Tragödien in diesen Königshäusern: ein bisschen Gift hier und da. Mein Gott, die Queen, sie war 70 Jahre da, es ist eine schwierige Nummer, ihr zu folgen.

Die Queen hatte sich bei einem Besuch zwei Pferde gewünscht – wenn Sie jetzt ein Geschenk für Charles auswählten, was würde es sein?

Ein politisch korrektes Geschenk für ihn. Ein Baum, ein sehr exotischer Baum oder ein Wald, den er weiter verwalten könnte? Ja, ich glaube, er braucht nichts persönlich. Mein Gott, dass die Queen Pferde wollte: Sie hatte so viele Pferde. Ich hätte es so gemacht, dass sie ein Pferd bekommt, das in einem Therapiezentrum benutzt wird als das Queen’s-Pferd der Stadt Hamburg.

Werden Sie beim Treffen von Bürgerinnen und Bürgern mit Charles und Camilla auf dem Rathausmarkt dabei sein?

Nein, definitiv nicht, aber meine Nachbarin will hin. Sie braucht ein paar Fahnen. Glücklicherweise habe ich noch welche, und sie will ein paar nehmen, um mit ihrer Nichte hinzugehen. Für die Kinder, für bestimmte Leute, sind das Benchmarks in ihrem Leben. Sie waren dabei.

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