piwik no script img

Deutscher Umweltpreis geht an zwei FrauenZuordnungsforschung und Holzbau

Um das Klima zu retten, muss vieles passieren. Vorbildlich machen das die Forscherin Friederike Otto und die Bauunternehmerin Dagmar Fritz-Kramer.

Bauen mit Holz ist ein wichtiger Beitrag zur Klimaneutralität des Sek­tor­s:­ Holz­hoch­haus im Allgäu Foto: dpa

Osnabrück/Lübeck epd | Mit 500.000 Euro gehört er zu den höchstdotierten Auszeichungen im Bereich Ökologie, die in Europa vergeben werden: Den Deutschen Umweltpreis 2023 teilen sich die Klimaforscherin Friederike Otto (41) und die Holzbau-Unternehmerin Dagmar Fritz-Kramer (52).

Otto habe innerhalb kürzester Zeit die Zusammenhänge zwischen Extremwetter und Klimaerwärmung untersucht, erklärte die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) am Montag in Osnabrück. Fritz-Kramer mache mit ihrem Familienbetrieb in Erkheim im bayrischen Landkreis Unterallgäu seit Jahrzehnten vor, wie Klima- und Umweltschutz durch Fertigholzbau bei Häusern, Wohnungen und Sanierungen gelingen könne. Der Preis wird am 29. Oktober in Lübeck von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überreicht.

„Beide Preisträgerinnen beweisen jeweils in ihrem Metier mit herausragender Tatkraft, dass wir keine Zeit im Kampf gegen die Klimakrise verlieren dürfen“, sagte DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. So gelinge Otto und Fritz-Kramer etwas Entscheidendes: „Sie sind echte Inspiration und Motivation, aus den bereits unübersehbaren Folgen der Erderwärmung zu lernen und deshalb Tag für Tag noch mehr Umwelt- und Ressourcenschutz umzusetzen, damit der Planet lebenswert bleibt.“ Die Stiftung vergibt die jährlich verliehene Auszeichnung zum 31. Mal.

Führend in der Attributionsforschung

Die in London tätige Friederike Otto gründete 2015 gemeinsam mit dem mittlerweile verstorbenen Niederländer Geert Jan van Oldenborgh die Initiative World-Weather-Attribution. Sie gehört zu den führenden Vertreterinnen der sogenannten Zuordnungsforschung.

Mit ihrer Kommunikation von Studien direkt zum Zeitpunkt eines Extremwetters wie den diesjährigen Hitzewellen lägen wissenschaftlich fundierte Fakten vor, „noch während die Auswirkungen des Geschehens in Medien, Politik und Gesellschaft diskutiert werden“, sagte Bonde. Das schnelle Veröffentlichen der Studienergebnisse habe bahnbrechenden Einfluss auf den Diskurs über Folgen und Maßnahmen wegen des Klimawandels.

Treiberin der Bauwende

Dagmar Fritz-Kramer und ihre Mitarbeitenden sind nach den Worten des DBU-Generalsekretärs mit ihrem überragenden Beitrag zum energieeffizienten und ökologischen Bauen ein „echter Motor für Branche und Bauwende“. Der Betrieb setze sowohl beim Neubau als auch bei Sanierungen und Aufstockungen von Gebäuden zentral auf den Baustoff Holz. Holz sei „ein exzellenter Klimaschützer“, weil es große Mengen an Kohlenstoff speichere und so die Bildung von klimaschädlichem Kohlendioxid verhindere, betonte Bonde. „Das ist fast so, als ob man einen zweiten Wald aus Häusern baut.“ Das sei „genau die richtige Strategie, damit der Gebäudesektor klimaneutral wird, um so die internationalen Klimaziele zu erreichen“.

Der Deutsche Umweltpreis wird von der Stiftung seit 1993 jährlich für Leistungen verliehen, die in vorbildhafter Weise zum Schutz der Umwelt beitragen. Bislang wurden 76 Einzelpersonen oder Teams ausgezeichnet, unter ihnen die Meeresbiologin Antje Boetius, der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber, der frühere Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) und der Tierfilmer Heinz Sielmann.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • Das sind sehr erfreuliche Nachrichten!



    Holzbau ist, in der Tat, die Zukunftsweisende Bautechnik.



    Der CO2 Speicherung steht der erhöhte CO2 Aufwand zur Herstellung von Beton und Anderen Werkstoffen gegenüber.



    Zudem trägt diese Bauweise dem kommenden Problem Hitzeschutz Rechnung.



    Darüber hinaus entstehen Konstruktionsbedingt baubiologisch wertvolle Wohnungen, die auch schnell bezugsfertig ( ohne Raumfeuchte) sind.



    Eine Vorfertigung ist im industriellen Maßstab möglich und auch für den sozialen Wohnungsbau läge hier großes Potenzial.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Ich wiederhole mich hier abermals:



    Es gibt bisher keine Bilanzierung der Kapazitäten für Holzproduktion in gesamtökologisch nachhaltiger Weise. Woher nehmen die Preisverleiher ihre Bewertung? Welche Expertise liegt der Bewertung zugrunde. Eine Werbeveranstaltung, - und weil gut gemeint auch noch journalistisch belobigt ohne kritischen Blick.

  • "Das sei „genau die richtige Strategie, damit der Gebäudesektor klimaneutral wird, um so die internationalen Klimaziele zu erreichen"

    Das ist definitiv nicht die richtige Strategie! Warum? Wenn wir das komplette Baugewerbe auf Holz umstellen, wo kommt das ganze Holz her? Es gibt garnicht genug Holz dafür, die Abholzung würde wieder zunehmen, vorwiegend Regenwälder, weil unsere Wälder sollen ja erhalten bleiben.

    Die richtige Strategie (und die wird auch von manchen kleineren Projekten schon angewand) ist zu schauen, welche Baumaterialien finden sich VOR ORT, Lokal und mit möglichst kurzen Transportwegen. Das kann Holz sein, muss aber nicht. Rein auf Holz zu setzen wird niemals die Lösung sein zumal es auch garnicht bei allen Bauwerken eingesetzt werden kann und der Kostenfaktor immer noch die größte Rolle bei den meisten Gebäuden spielt. Hier von einer Bauwende zu sprechen ist ebenfalls weit hergeholt, von einer Wende sind wir im Baubereich noch weit entfernt, da wie bereits erwähnt die Kosten bei den meisten Projekten die größte Rolle spielen.

    Ich halte es sowieso für fragwürdig einer Bauunternehmerin einen Umweltpreis zu verleihen, bauen ist niemals umweltfreundlich und auch niemals CO2 neutral und wird es auch niemals sein.

  • Der Holzbau ist keine ökologisch verträgliche Lösung und der "neue Wald" in Form von Holzgebäuden ist ein echtes Problem für die Biodiversität, ohne die wir ebenfalls nicht überleben können. Wo bitteschön soll das viele Holz denn herkommen???

    • @Axel Donning:

      "Der Holzbau ist keine ökologisch verträgliche Lösung"



      Welche Bauweise wäre denn dann "ökologisch verträglich"?



      "Wo bitteschön soll das viele Holz denn herkommen???"



      Vielleicht aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern? Die dann, im Gegensatz zu Urwäldern, echte CO2-Senken wären?

      • @sollndas:

        Ökologisch verträglich wäre es, erheblich stärker den Bestand zu nutzen und weniger neu zu bauen. Beton kann übrigens auch CO2 - neutral hergestellt werden:

        www.holcim.ch/de/n...lex-am-bodenseeton

        Aber nun zum Holzbau und der Frage, wo das Holz herkommen soll, bzw. zum Irrtum, wonach "nachhaltig bewirtschaftete Wälder" CO2 - Senken seien, wogegen Urwälder das nicht wären. Das ist natürlich Unsinn, zumal es einfach nicht genug Holz aus "nachhaltig" (was ökologisch nicht wertvoll heissen muss) bewirtschafteten Wäldern dafür gibt. Wird zuviel geerntet, ist es nicht mehr nachhaltig! Urwälder weisen eine gigantische Biomasse auf, die auch ein Kohlenstoff - Speicher darstellen. Nur ein Teil dieser Biomasse verrottet; ein großer Teil wird der Atmosphäre entzogen, indem der Holzmulm langfristig im Boden endet. Zudem bieten "geplünderte Wälder" keinen guten Lebensraum für eine vielfältige Fauna und Flora mehr.

        • @Axel Donning:

          "...ein großer Teil wird der Atmosphäre entzogen, indem der Holzmulm langfristig im Boden endet..."



          Besonders "langfristig" in tropischen Regenwäldern, die ja als ausgesprochen humusarm gelten??? Außer an den Stellen, an denen sich dank menschlichem Einfluss Terra preta gebildet hat...



          Leider ist der "Holzmulm" selbst eine CO2-Quelle. Da ist die Frage, was das CO2 länger aus der Luft weghält: Ein Gebäude, das für eine Lebensdauer von 50 - 100 Jahren gebaut wird, oder das Totholz im Wald, das nach 10 Jahren verrottet ist.



          "Wird zuviel geerntet, ist es nicht mehr nachhaltig!"



          Binsenweisheit. Aber wenn gar nicht geerntet wird, ist der Wald keine CO2-Senke mehr; dann haucht er das CO2, das er tagsüber mühsam aufgenommen hat, nachts wieder aus [1]. Irgendwo zwischendrin dürfte ein Optimum liegen.



          [1] de.wikipedia.org/w...diagram-german.svg