Deutsche Bischofskonferenz: Bischöfe und die AfD
Kurz vor der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz müssen sich die Bischöfe mit der Frage nach der Abgrenzung zur AfD beschäftigen.
Besonders im Fokus stand erneut der Missbrauchsskandal: Der Essener Bischof Franz Josef Overbeck informierte am vergangenen Dienstag, dass sich der Missbrauch in der katholischen Glaubensgemeinschaft erstmals auf einen Kardinal als möglichen Täter ausweitet. Der 1991 gestorbene Ruhrbischof Franz Hengsbach soll in den 1950er bis 1970er Jahren mehreren Personen sexuelle Gewalt angetan haben.
Overbeck bat um Entschuldigung für Fehler, die er im Umgang mit den Vorwürfen gegen Hengsbach gemacht habe. Er habe bereits 2011 durch das Erzbistum Paderborn von einem ersten Missbrauchsvorwurf gegen Hengsbach erfahren und nach einer Rückmeldung, dass die Vorwürfe nicht plausibel seien, nichts weiter unternommen. Für diese Falscheinschätzung entschuldigte sich Overbeck bei seiner Gemeinde. Die Verantwortlichen der Deutschen Bischofskonferenz äußerten sich bislang nicht zu den Vorwürfen gegen den allgemein in der katholischen Kirche hochangesehenen Hengsbach. Im Ruhrgebiet steht nun unter anderem von Betroffenenbeiräten und katholischen Reformgruppen die Forderung im Raum, dass mehrere öffentliche Plätze und Straßen, die nach Kardinal Hengsbach benannt sind, einen neuen Namen erhalten sollten. Vor dem Essener Dom wurde am frühen Montagmorgen ein Denkmal von Kardinal Hengsbach abgebaut.
Abgrenzung der Bischöfe nach rechts
Außerdem könnte in Wiesbaden über eine fehlende klare Abgrenzung der deutschen Bischöfe nach rechts gesprochen werden. So steht der Bischof von Regensburg, Rudolf Voderholzer in der Kritik, weil er beim „Marsch fürs Leben“ Seite an Seite mit einem Rechtsradikalen lief und dabei fotografiert wurde. Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend hatte zuvor zum Boykott der Demo aufgerufen. Die Deutsche Bischofskonferenz unterstützt die Teilnahme hingegen öffentlich. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, erklärte etwa in einem Grußwort, der Marsch betone den Schutz menschlichen Lebens insbesondere dann, wenn das Lebensrecht des ungeborenen, schwachen oder sterbenskranken Menschen in Wissenschaft, Politik oder durch andere Interessensgruppen infrage gestellt werde.
Ähnlich wie Voderholzer irritierte in der vergangenen Woche auch der Augsburger Bischof Bertram Meier mit Aussagen über die AfD. Gegenüber der Augsburger Allgemeinen sagte er am Mittwoch, man dürfe die AfD nicht nur als Partei der Protestwähler interpretieren und appellierte dafür, „Parteiprogramme zu studieren und sich mit einzelnen Kandidaten zu befassen.“ Auf Kritik stieß insbesondere der Satz „Wie die Kirche tritt etwa die AfD zum Beispiel für den Schutz ungeborenen Lebens oder die Ehe von Mann und Frau ein – und doch können wir als Kirche nicht unsere Sichtweise auf solche Überschneidungen verengen.“ Meier warb jedoch für einen differenzierten Umgang mit AfD-Mitgliedern in der katholischen Kirche: „Eine Parteimitgliedschaft allein ist kein Kriterium, Menschen auszuschließen. In solchen Fällen geht es darum, das Gespräch zu suchen. Wenn wir anfangen würden, Menschen auszugrenzen, drängen wir sie doch erst recht in eine vielleicht extreme Ecke.“
Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, hatte im August zuvor bemängelt: „Mitglieder unserer Kirche vertreten zunehmend restaurative Standpunkte, wollen das Althergebrachte betonieren und sind empfänglich für Hetze von rechts.“ Sie betonte, dass eine AfD-Mitgliedschaft mit einem kirchlichen Amt nicht vereinbar sei.
Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, äußerte sich am Sonntag ähnlich. Er sagte gegenüber der Bild es sei „problematisch, sich in der AfD zu engagieren und eine Aufgabe in der Kirche“ auszuüben. Das passe „alleine schon vom christlichen Menschenbild nicht zusammen“. So werde die Kirche „unglaubwürdig“.
Weiterführung des Reformprozesses
Auch wie es mit dem Reformprozess der katholischen Kirche weitergeht, ist weiterhin unklar und wird in Wiesbaden debattiert werden müssen. Denn konservative Bischöfe wie Rainer Maria Woelki aus Köln und auch Rudolf Voderholzer aus Regensburg blockieren den Beschluss des Synodalen Wegs, dass ein dauerhafter Synodaler Rat eingerichtet wird. Am 10. und 11. November soll sich dafür in Essen der Synodale Ausschuss konstituieren. Die Deutsche Bischofskonferenz hält daran bislang fest.
Die Anliegen und Beschlüsse des Synodalen Wegs wollen die Deutschen Katholiken eigentlich auch bei der Weltsynode, die vom 4. bis zum 29. Oktober in Rom tagt, einbringen. Papst Franziskus will dort über die Zukunft der Kirche sprechen. Die Vorbereitung der Weltsynode steht auf der Tagesordnung der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz. Für die Reformvorschläge des Synodalen Wegs zeigte man sich bislang in Rom allerdings wenig offen. Mit der Haltung des Vatikans begründen die vier deutschen Bischöfe um Woelki auch ihre Ablehnung eines Synodalen Ausschusses. Eine schnelle Beilegung des internen Streits der deutschen Bischöfe, ist daher unwahrscheinlich. (mit dpa)
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