Deutsche Bank und Commerzbank: Arbeitnehmer gegen die Bankenfusion
Beschäftigte sprechen sich gegen das Zusammengehen von Deutscher Bank und Commerzbank aus. In der Zeit um Ostern soll entschieden werden.
Rund um die Ostertage soll laut Insidern Klarheit darüber hergestellt sein, wie es weitergeht. Mitte März hatten die Geldinstitute mitgeteilt, dass sie die Möglichkeit eines Zusammenschlusses ausloten, dabei aber auch betont, dass die Bildung eines neuen Finanzkonzerns auch noch scheitern könne. Seitdem vergeht kaum ein Tag ohne Spekulationen. Sogar das Führungspersonal der neuen Bank soll schon feststehen. Demnach würde der jetzige Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Christian Sewing, auch das künftige Institut leiten. Commerzbank-Boss Martin Zielke soll laut Spiegel Sewings Stellvertreter werden.
Betriebsräte und Gewerkschaften sind dagegen, weil sie weniger Jobs vermuten. Sie argumentieren, „zwei Kranke ergeben zusammen keinen Gesunden“: Auch ein fusioniertes Bankhaus sei im internationalen Vergleich zu schwach, um gegen die Konkurrenz zu bestehen. Ein Beispiel: Während die Deutsche Bank im vergangenen Jahr erstmals seit 2014 ein Plus von 341 Millionen Euro einfuhr, machte die Bank of America laut Zahlen vom Dienstag 6,87 Milliarden Dollar Gewinn – im vergangenen Quartal.
Doch es gibt auch Befürworter der Fusion: Generell sei die „Konsolidierung“ der Bankenbranche in Europa für die Deutsche Bank „ein wichtiges Thema“, hatte Sewing im März in einem Brief an die 90.000 Beschäftigten des Geldhauses geschrieben. Wenn sich „Gelegenheiten bieten“, müsse man sie nutzen. Die Commerzbank könnte eine solche Gelegenheit sein.
Sewing will „eine globale Bank“
Bei wichtigen Kennzahlen ist die Konkurrenz aus Frankreich, Großbritannien und den USA den deutschen Großbanken enteilt. Dennoch betont Sewing das Ziel, „eine globale Bank“, basierend „auf einer führenden Position im Heimatmarkt Deutschland“, zu sein. Letzterem käme Sewing mit der Commerzbank näher. Mit über 2.000 Filialen, mehr als 30 Millionen Kunden und dem lukrativen Onlinegeschäft der Commerzbank wäre der neue Bankriese im „Retailbanking“, also dem Massengeschäft mit Sparbriefen, Baufinanzierungen und Altersvorsorge, auf Augenhöhe mit den regionalen Sparkassen.
Auch im Firmenkundengeschäft ergänzen sich beide Häuser. Commerzbank-Chef Zielke sieht sich hier als „Marktführer“. Sein Haus wickle rund 30 Prozent des deutschen Außenhandels ab. Auch im besonders profitablen Auslandsgeschäft und der Vermögensverwaltung für Superreiche dürfte eine größere Bank höhere Schlagkraft entfalten. Eine Vereinigung bietet nicht nur Chancen auf wachsende Erträge, sie würde auch Kosten senken, da es an vielen Stellen „zu erheblichen Überschneidungen von Stärken“ käme, sagt Jan Duscheck, Bankexperte von Verdi.
Finanzanalysten halten daher den Abbau von bis zu 30.000 der insgesamt etwa 140.000 Arbeitsplätze beider Geldinstitute für möglich.
SPD-Finanzminister Olaf Scholz würde das sogar mittragen. Er redet seit Monaten von einem „nationalen Champion“ und gilt als Antreiber des Projekts. Die Bundesregierung ist mit knapp 16 Prozent an der Commerzbank beteiligt.
Der DB-Gesamtbetriebsrat zweifelt weniger am betriebswirtschaftlichen Sinn eines Zusammenschlusses als an dessen Machbarkeit. Tatsächlich scheitert jede zweite Fusion in der Praxis, sind sich Ökonomen weitgehend einig. „Gerade aus der bis heute nicht abgeschlossenen Postbank-Integration sollte die Erkenntnis gewachsen sein, dass eine Übernahme der Commerzbank möglicherweise wirtschaftlich begründet, aber deshalb noch lange nicht machbar, das heißt erfolgreich umsetzbar ist“, heißt es in einem Schreiben der Arbeitnehmervertreter an Vorstandsboss Sewing. Seit einem Jahrzehnt beschäftigt die unvollendete Übernahme der Postbank den Konzern.
Hinsichtlich ihrer Arbeitsplatzsicherheit geben sich die Bankbeschäftigten allerdings ohnehin keinen Illusionen hin: Rund 83 Prozent meinen, dass selbst ohne Übernahme der Commerzbank in den nächsten drei Jahren viele Arbeitsplätze verloren gehen werden.
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