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Deutsche Abhängigkeit vom russischen GasDer nächste Winter kommt

Im Frühjahr wollten viele auf Russlands Gas verzichten. Nun geht die Angst um. Während sich die Ampel bestätigt fühlt, werfen ihr Fachleute Fehler vor.

Gas-Embargo? Angesichts der hohen Inflation befürwortet das nur noch etwa ein Drittel der Deutschen Foto: Olaf Schuelke/imago

Wenn es um politische Stimmungen geht, können vier Monate eine lange Zeit sein. Im März war der Krieg in der Ukraine noch keine drei Wochen alt und die Debatte in Deutschland kreiste noch nicht um die Frage, ob Russland wirklich wieder Gas durch die Pipeline Nord Stream 1 schickt – sondern darum, ob wir das russische Gas überhaupt noch wollen. Das ZDF holte für das Politbarometer ein Meinungsbild ein und das Ergebnis war klar: 55 Prozent der Befragten wollten ein Embargo, nur 39 Prozent waren dagegen.

Als einen Monat später das Forsa-Institut eine neue Umfrage durchführte, hatte sich das Blatt schon gedreht: Nur noch 43 Prozent der Deutschen waren jetzt für Sanktionen gegen russisches Gas. In der vergangenen Woche lag der Wert dann nur noch bei 32 Prozent. Noch nicht einmal mehr bei den An­hän­ge­r*in­nen der Grünen will eine Mehrheit auf russisches Gas verzichten, obwohl sie doch weder zu Wladimir Putin noch zu fossilen Rohstoffen einen ausgeprägten Hang haben.

Der nächste Winter kommt eben. Die Nachrichten aus dem Krieg klingen mittlerweile gewohnt. Dafür spüren die Deutschen die Inflation. Und nachdem Gazprom die Lieferungen erst drosselte und dann ganz unterbrach, sind die Vorstellungen über ein Deutschland ohne russisches Gas plötzlich sehr plastisch geworden.

„Es gab eine Reihe von namhaften Ökonomen und Ökonominnen, die gesagt haben: Ach, so ein bisschen weniger Wachstum, das macht nichts“, sagte Vizekanzler Robert Habeck vor Kurzem im Deutschlandfunk. „Jetzt, wo es konkreter wird: großes Schweigen.“

Sie bleiben dabei

Genugtuung klingt auch beim Kanzler durch. Er sei überrascht, sagte er neulich bei Maybrit Illner: Über all diejenigen, die noch vor ein paar Wochen den sofortigen Importstopp forderten und sich jetzt darüber beklagten, „dass es Konsequenzen geben könnte, wenn es so allmählich weniger wird“.

Die Regierung fühlt sich in ihrem Kurs bestätigt: Keine abrupte Abkehr vom russischen Gas, dafür Schritt für Schritt die Abhängigkeit reduzieren – um irgendwann verzichten zu können.

Wer bei Wis­sen­schaft­ler*in­nen, die im Frühjahr zu einem schnellen Embargo rieten, um ein Gespräch bittet, erntet allerdings gar nicht so viel Schweigen, wie von Habeck vermutet. Im Gegenteil, sie rufen alle recht schnell zurück – und sind sich auch noch sehr einig. Trotz der Umfragen, der Inflation, trotz der russischen Spielchen mit den Wartungsarbeiten an der Nord-Stream-Pipeline oder gerade deswegen: An ihren Positionen halten sie fest.

„Dass alles nicht so schlimm wird, hat nie jemand gesagt. Die Frage ist nur, ob es einen kalten Entzug gibt oder ob wir uns vorher lange quälen“, sagt Claudia Kemfert, Energieökonomin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Tatsächlich gingen von Beginn an alle wissenschaftlichen Modelle davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt bei einem sofortigen Energieboykott oder Lieferstopp sinkt. Umstritten war nur das Ausmaß: Manche sprachen von 12 Prozent, andere von 0,5 bis 3 Prozent.

Kemfert selbst war an einer Studie beteiligt, die im April zu dem Ergebnis kam: Wenn Deutschland so viel Energie wie möglich spare und außerhalb Russlands so viel zusätzliches Gas wie möglich besorge, „ist die deutsche Versorgung mit Erdgas auch ohne russische Importe im kommenden Winter gesichert“. Die Produktion in einigen Industriebereichen müsse dafür zurückgehen und betroffene Branchen entschädigt werden. Ein harter Einschnitt, aber machbar.

„Viele Maßnahmen, die jetzt erst angeschoben werden, hätte man schon damals ergreifen können. Hätten wir von Anfang an ein Gasembargo beschlossen, hätten wir inzwischen mehr geschafft“, sagt Kemfert heute.

Der Regierung zugute hält sie zweierlei: Sie hat die Gasversorgung schon jetzt diversifiziert, durch Flüssiggasterminals und Vereinbarungen mit neuen Lieferanten, obgleich einige davon ebenfalls autokratisch regiert sind. Statt zu 55 Prozent werden die deutschen Gaslieferungen laut Bundesregierung zum Jahresende nur noch zu 30 Prozent aus Russland kommen. Und: Die deutschen Gasspeicher sind mit über 60 Prozent mittlerweile relativ gut gefüllt – zugegebenermaßen auch deshalb, weil weiter Gas aus Russland floss.

Die Regierung hat ihren Plan ohne den Wirt gemacht. Aus Putins Sicht ist es sinnvoll, das Gas als Instrument einzusetzen, solange man es noch hat

Janis Kluge, Stiftung Wissenschaft und Politik

Demgegenüber stünden aber die Versäumnisse. „Wir fangen erst jetzt an, beim Verbrauch wirklich zu sparen“, sagt Kemfert. Zwar liegt der Rückgang beim Gasverbrauch witterungsbereinigt schon bei 10 Prozent, unter anderem deshalb, weil sich die Produktion angesichts hoher Preise für Unternehmen zum Teil nicht mehr lohnt.

Gezielte Maßnahmen der Regierung, um schnell noch mehr einzusparen, kommen aber erst jetzt – etwa ein Auktionsmodell, bei dem Betriebe fürs Gassparen Prämien erhalten. Und erst an diesem Donnerstag kündigte Habeck an, dass private Swimmingpools künftig nicht mehr mit Gas beheizt werden dürfen und in Foyers von Bürogebäuden die Heizungen ausbleiben müssen.

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Ein zweites Versäumnis: Beim Ausbau der erneuerbaren Energien hätte die Politik nach Ansicht von Kemfert noch mehr Tempo machen können. „Es wäre zum Beispiel möglich gewesen, die Genehmigungsverfahren so zu beschleunigen, wie man es bei den Flüssiggasterminals gemacht hat“, sagt sie.

Ähnlich klingt Rüdiger Bachmann, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der US-Universität Notre Dame: „Auf der Angebotsseite ist viel passiert, die Speicher sind heute voller. Auf der Nachfrageseite wurde aber wertvolle Anpassungszeit verloren.“ Strategisch sei man auf jeden Fall im Nachteil: Die deutsche Abhängigkeit vom russischen Gas spiele der Kreml weiterhin aus, zuletzt eben durch die Posse um die Wartungsarbeiten an Nord Stream.

Ob es da sinnvoll sein könnte, mit vier Monaten Verspätung doch noch seitens der EU ein Embargo zu beschließen? „Die Frage stellt sich so nicht“, sagt Janis Kluge von der Stiftung Wissenschaft und Politik. „Die Bundesregierung hat ihren Plan ohne den Wirt gemacht. Aus russischer Sicht ist es sinnvoll, das Gas als Instrument einzusetzen, solange man es noch hat – und nicht erst, wenn Deutschland in zwei Jahren davon unabhängig ist.“ Russland habe die Lieferungen schon vor den Wartungsarbeiten an der Pipeline gedrosselt und werde sie auch jetzt nicht mehr voll hochfahren. „Wir laufen wohl so oder so in die Gasknappheit im Winter rein. Man hat das Heft des Handelns Russland überlassen und bei der Vorbereitung Zeit verloren.“

Etwas zugespitzter formuliert konzentriert sich in Berlin auch die Opposition auf diesen Vorwurf. Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen beklagt im Münchner Merkur, dass die Koalition bis heute keine Einsparstrategie vorgelegt habe. Oppositionsführer Friedrich Merz forderte in einem Siebenpunkteplan in der Bild: „Energiesparpläne in allen öffentlichen Einrichtungen: Licht aus, Klimaanlage runter.“ Seine Forderung aus dem März, Deutschland solle Nord Stream 1 selbst abstellen, wiederholt er dagegen schon lange nicht mehr.

Damit ist er nicht allein: Wenn man sich bei Abgeordneten danach erkundigt, wie sie ihre früheren Embargoforderungen sehen, stößt man auf weniger Gesprächsbereitschaft als unter den Ökonom*innen. Eine von denen, die sich doch äußert, ist die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Sie klingt im Rückblick nachdenklich.

„Ich war kurzentschlossen für einen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas. Weil ich es unerträglich fand und finde, dass Wladimir Putin auch nur einen Cent an uns verdient. Wie groß die Abhängigkeit Deutschlands in den letzten zehn Jahren von Russland geworden ist, war aber auch mir in dieser Dramatik anfangs nicht klar“, sagt Strack-Zimmermann.

Auf Tempo drängt sie jetzt trotzdem. Es ergebe weiter Sinn, „schnellstmöglich, aber kaskadenhaft auszusteigen. Schnellstmöglich ist für mich hoch relevant, denn jeder Tag, an dem wir Gas von Russland beziehen, ist ein Tag zu viel.“ Die aktuelle Situation zeigt ihrer Ansicht nach, dass Putin zu schwach ist, das Gas von sich aus vollständig abzustellen. „Unser Ziel muss nun sein, den Hahn unsererseits zuzudrehen und dabei die Versorgung unserer Bevölkerung sicherzustellen.“

Und bis es so weit ist? Es gibt Vorschläge für Maßnahmen unterhalb der Schwelle eines vollen Embargos, sie liegen seit Monaten auf dem Tisch, haben aber nicht die Unterstützung der Regierung. Einer davon: Strafzölle auf russisches Gas. Ein anderer: Die EU-Staaten sollen sich beim Einkauf von Energieträgern zusammentun, dadurch ihre Marktmacht vergrößern und die Preise drücken – auf dem Weltmarkt und letztlich auch für Russland. Für diesen Weg plädiert Anton Hofreiter.

„Deutschland sollte in Europa den gemeinsamen Einkauf von Erdöl und Gas unterstützen und nicht weiter darauf beharren, dass dies nur freiwillig geschehen soll. Das würde dazu führen, dass die Preise sinken und das Regime Putin weniger verdient“, sagt der Grüne, der dem Europaausschuss im Bundestag vorsitzt und seit Kriegsbeginn zu den lautesten Unterstützern der Ukraine gehört. „Wenn man sich schon nicht zu einem Energie-Embargo durchringen kann, begrenzt das zumindest die Gewinne Russlands und hilft gleichzeitig, die Energiekosten in Europa zu reduzieren.“

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30 Kommentare

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  • Was Frau Kemfert und Kollegen sagen wollen: "Uns betrifft das nicht, wir sind abgesichert und auch ein verdreifachtervgaspreis würde kein merkliches Loch in die Haushaltskasse reißen."

    Die Prophezeiung, dass Deutschland in zwei Jahren unabhängig von russischem Gas sein wird ist dabei nur unwesentlich realitätsfremder als Habeck'sche Träume, das ganze in ein paar Monaten zu erledigen.



    Auch in zwei Jahren wird der Großteil der Haushalte weder mit nicht lieferbarer Wärmepumpe, noch mit Solarstrom ausgerüstet sein. Und in Norwegen und beim neuentdeckten Partner feministischer Wertepolitik in Doha wird ebenfalls genauso wenig zu holen sein wie heute.

  • Sinngemäß aus einer alten ZEIT:



    In der Theorie bieten Embargos, Boykotts und Blockaden eine schier unwiderstehliche Versuchung: Drücke einem feindlichen Staat die wirtschaftlichen Lebensadern ab, und er geht alsbald in die Knie, ohne dass ein einziger Schuss abgefeuert werden muss. Doch die historische Erfahrung ist weniger verführerisch. Warum der unblutige Wirtschaftskrieg kein taugliches Mittel der Politik abgibt, zeigt das klägliche Scheitern der Völkerbunds-Sanktionen gegen das faschistische Italien noch immer am besten.



    Ein Embargo sollte Mussolinis Aggression gegen Abessinien stoppen. Der amerikanische Historiker Herbert Feis urteilte: "Die Sanktionen gegen Italien, die (1935/36) in Kraft traten, haben weder die italienische Eroberung Äthiopiens ernsthaft gefährdet noch die Wirtschaft Italiens tiefgehend erschüttert.“



    Und schließlich wirken Sanktionen langsamer als moderne Armeen marschieren: Acht Monate nach Beginn der italienischen Aggression gegen Äthiopien war Addis Abeba gefallen.



    Doch dies war nur der tragischen Farce erster Teil. Der Handelskrieg gegen Rom traf seine Urheber viel tiefer als das faschistische Regime. Einerseits trieb er den Duce in die offenen Arme Hitlers.



    Andererseits trug der Boykott ungeahnte Früchte im Inneren des Landes, wo der Duce plötzlich auf einer Woge der nationalen Begeisterung schwamm.



    Mussolini triumphierte später: Die Völkerbund-Sanktionen brachen den "letzten Widerstand gegen den italienischen Faschismus" und machten das Unmögliche möglich: die Errichtung eines italienischen Imperiums in Afrika.



    Lehren aus der Geschichte für heute?



    Totalitäre Regime brauchen, zumal dort, wo Paranoia Methode hat, den äußeren Feind noch dringender als Lebensmittellieferungen und Ersatzteile.



    Wo der "totale Krieg" (Goebbels) oder der "Große Vaterländische Krieg" (Stalin) proklamiert werden kann versinkt jedwede Unfähigkeit der Herrschenden im Rausch nationaler Empörung.



    Putin dürfte daher innerlich gejubelt haben.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    „Der nächste Winter kommt bestimmt.“



    „Dieses Lied ist für die Traurigen…“ www.youtube.com/watch?v=RPRGuZl1p8Y

  • Die Szenarien, die einige Wissenschaftler um Bachmann und Kemfert zur Verfügung stellten, wie Gas gespart oder über andere Wege nach Deutschland gebracht werden könnte, wie Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigt werden könnten, sind reines Wunschdenken und hatten mit der realen Situation nichts zu tun.

    Wenn Schiffe für das Flüssiggas fehlen, Durchflussmengen in Durchmessern der Leitungen und Zusammensetzung der Gase berechnet werden und beschränkt sind, nützt es nichts, dass auf dem Papier genügend Gas auf dem Weltmarkt gekauft wurde. Wenn Fördermengen erst in verschiedenen Etappen angehoben werden können, nützt es nichts, das Gasvorkommen theoretisch ausschöpfbar sind.

    Grotesk an den Vorschlägen, was Veronika Grimm im Auftrag von Bachmanns Gruppe um die BIP-max. 3-6%- Einbuß-Truppe in einer talkshow weitergab:

    In fünf Monaten aus Spanien, das genügend LNG Terminals hat, eine Pipeline nach Deutschland bauen.

    Ähnlich verhält es sich mit den Energiesparplänen und Vorschlägen: Das betrifft Privatpersonen nur, die bisher im Überfluss Gas und Energie nutzten und immer zu viel verbrauchen.

    Arme Menschen sind von jeher daran gehalten, wenig zu verbrauchen. Mehr können sie sich nicht leisten. Die Energiekostenübernahme bei Leistungsempfängern ist gedeckelt.

    Und mal im Ernst: Wer duscht mit so alten Duschköpfen, die älter als 25 Jahre sein müssen, um keine Energie-sparende Wirkung zu haben?

    Ich habe in den letzten zehn Jahren aus anderen Gründen Energie gespart. Ich liege in meinem Wohn-Verhalten immer unter 75% des Verbrauchs eines Durchschnitts-Haushalts gleicher Größe. Mehr geht kaum, doch daran feile ich selbständig.

    Der DGB-Einspar-Vorschlag erscheint sinnvoll und wäre das Äquivalent zu Auktionen.

    Die diversen Unions- und FDP-Politiker waren mir von Beginn an suspekt:



    Wer als Spitzenpolitiker so wenig von Wirtschaftszusammenhängen zu verstehen scheint, populistisch wie Röttgen, Merz, Spahn, Zimmermann, o.a. Hofreiter, hat dort nichts verloren.

  • Sorry, unvollständig. Die überwiegende Ursache der Misere heißt Angela Merkel: Billige Arbeitskräfte und billige Energie = maximale Gewinne der Industrie. Alles, was Merz der Regierung vorwirft, ist deshalb scheinheilig. Entsprechend die Reaktion von Habeck. Boris Palmers Maxime, Tübingen komplett fossilienfrei zu machen, ist bei den Medien, die Merkel kaum konstruktiv kritisiert haben, überhaupt nicht angekommen. Treffend passt die Blockade der FDP beim Tempolimit zu Absprachen des Porsche-Bosses mit dem Finanzminister, die natürlich mächtig dementiert werden, insbesondere in porschephilen rechten Medien FAZ; FOCUS, BILD, WELT etc.. So ganz nebenbei, es geht n i c h t um Flüssiggas (für den Campingkocher) sondern Flüssigerdgas oder LNG.

    • @Sarg Kuss Möder:

      Merkel ist weg, dann ist ja alles in Butter. Wenn jetzt noch Merz, Lindner, FAZ, FOCUs, BILD, WELT, etc. verschwinden, dann regnet es wieder Rosen hier in unserem Land.

  • "Wenn Deutschland so viel Energie wie möglich spare ..?



    Wieviel Sparmenge hält Claudia Kempfert denn ehrlicherweise für möglich, ohne dass es zu den von Annalena Baerbock so apostrophierten "Volksaufständen" in Deutschland käme. AB sprach erst gerade eben noch von der sehr großen Gefahr, die von rechten Volksaufhetzern ausgehen würde.

  • Wird der nächste Winter kalt und der Bürger mächtig frieren, wird er auf der Straße und bei den nächsten Wahlen rebellieren.

  • Eine "Posse" ist es, wenn sich die deutsche Politik selbst in den Hintern tritt. Und das hat sie mit ihrer Sanktionspolitik zuletzt mit einer Turbine geschafft. Die durfte nicht wieder zurück nach Deutschland aus Kanada. Wegen Embargo.



    Jetzt darf sie angeblich nicht nach Russland. Ehrlich, haben wir die Sanktionen aufgehoben?



    Es wird ein Verwirrspiel abgehalten, bei dem der Böse stets feststeht.



    Jetzt schlägt in den Medien die Stunde der Klugscheisser.



    "Wenn ihr auf mich gehört hättet, dann".



    Es geht aber auch ohne schwachsinnige Schuldzuweisungen. Siehe Ausfuhrabkommen über Getreide.



    Geht doch, lautet die Botschaft an die Kriegsbefürworter, verhandeln statt schiessen.

  • "...Anton Hofreiter. „Deutschland sollte in Europa den gemeinsamen Einkauf von Erdöl und Gas unterstützen..."



    Ach, dann gibt's auf dem Weltmarkt mehr Gas zu kaufen?

    • @sollndas:

      Antons Panzer fährt mit Holzpellets. Und damit erobert er demnächst Moskau. Ganz alleine !

  • Polen bezieht sein Gas jetzt nicht mehr von Russland sondern von Deutschland. Und anscheinend auch noch billiger. Na dann - wie hoch moralisch.

  • Strack-Zimmermann : war mir nicht klar. Da gibt's noch mehr.

  • "Deutschland sollte in Europa den gemeinsamen Einkauf von Erdöl und Gas unterstützen..."

    Bisher kauft Deutschland z.B. Erdöl von Saudi Arabien und Indien teuer ein, die wiederum das



    Erdöl billig aus Russland kaufen.

  • "„Deutschland sollte in Europa den gemeinsamen Einkauf von Erdöl und Gas unterstützen und nicht weiter darauf beharren, dass dies nur freiwillig geschehen soll. Das würde dazu führen, dass die Preise sinken und das Regime Putin weniger verdient“, sagt der Grüne, der dem Europaausschuss im Bundestag vorsitzt und seit Kriegsbeginn zu den lautesten Unterstützern der Ukraine gehört."

    Wie man das von den Grünen leider bereits kennt, geht das komplett an der Realität vorbei.

    Das ist so wie wenn man ins Autohaus geht und sagt, ich kaufe den Ferrari, aber nur für 10.000 EUR. Dann zuckt der Verkäufer einfach mit den Schultern und sagt, dann eben nicht. Und das war es.

    Wer ist denn dringender darauf angewiesen? Europa auf Energie oder Russland auf Geld, mit denen sie aktuell nichtmal am Weltmarkt kaufen dürfen was sie wollen? Eindeutig ist Europa dringender angewiesen. Und deshalb wird das auch nicht klappen, sondern Russland wird uns im Zweifel am ausgestreckten Arm verhungern lassen und das sogar mit Erfolg.

    Weg mit den Rohstoffsanktionen. Sie waren von Anfang an falsch.

  • 4G
    44733 (Profil gelöscht)

    Russische Künstler und Sportler boykottieren aber russisches Gas teuer bezahlen ist so heuchlerisch.

  • Schlimm finde ich dass die Regierung bisher trotz der offensichtlichen Lage keinerlei Anstalten unternimmt endlich von den Fossilen wegzukommen. LNG Terminals werden gebaut, Gas eingekauft, Turbinen beschafft. Gleichzeitig keine Übergewinnsteuer aber Tankrabatt. Wo ist das grüne Konzept für den Ausstieg, wo bleiben die Aktionspläne zum schnellen Ausbau der Erneuerbaren, wo die massive Förderung für Solar, Wind, Wärmepumpensysteme ...?

    • @mnetzler:

      wo wollen sie die massenhaft gewonne energie eigentlich speichern ?ich frage für einen freund

  • "„Deutschland sollte in Europa den gemeinsamen Einkauf von Erdöl und Gas unterstützen und nicht weiter darauf beharren, dass dies nur freiwillig geschehen soll."

    Und wie soll das bitte geschehen? Sollen wir die anderen Länder dazu zwingen, und wenn ja wie?



    Das ist doch alles nicht durchdacht. Hat die EU eigentlich eine Marktmacht? Das läuft doch auf die Frage hinaus "Wer kann es länger aushalten, können die die Erdöl- und Erdgasproduzenten länger ohne unser Geld leben als wir ohne deren Produkte??" Und die gegenwärtige Situation gibt doch die Antwort. Die Russen brauchen unser Geld nicht so sehr wie wir das Gas. Wer sich hier nicht ehrlich macht, lügt sich einen in die Tasche und wird die Konsequenzen ertragen müssen. Und ich meine nicht im Winter frieren, sondern den erneuten Aufstieg der AfD.

    • @Gerald Müller:

      Die Solidarität der europäischen Nachbarn, die nicht von russischer Energie abhängen, bröckelt bereits.

      Das kann man ihnen aus mehreren Gründen nicht verübeln. Deutschland erwies sich zwar neben GB als größter zuverlässiger EU-Nettozahler, aber mit der Solidarität in der Kommunikation haperte es oft mehr als in den Taten, wenn man alles rückwirkend betrachtet. Die Knebelungen der EU-Staaten durch die sieben Reichen in der Finanzkrise sind nicht vergessen.

      Polen spielt ein perfides eigenes Spiel, ebenso wie Ungarn. Staaten wie Österreich und Italien, machen sich auf den Weg in eine ähnliche EU-skeptische Richtung.

      Die EU ist erpressbar und von der Leyen als Deutsche und EVP-Parteiangehörige momentan aus vergangener Schmach die schlechteste Besetzung der Kommission.

      Dazu noch vorschnell, ohne Absprachen und ebenso populistisch, so wie man es in Krisen überhaupt nicht gebrauchen kann.

      An dieser Krise könnte die EU zerbrechen. Es gibt zu viele unzuverlässige Partner.

      Deutschland wird es schwer haben in nächster Zeit.

      Wir sollten nicht um Hilfe bitten, sondern solidarisch mit EU-Partnern sein, die demokratisch und rechtsstaatlich in Ordnung sind.

      Alles auf Erneuerbare setzen, Innovation bei Verteilung und Speichern.

      Das geht nur mit Investitionen.

      Das Geld ist da. Privat sowieso.

      Es kann von Milliardären und Unternehmen, die an bisherigen Krisen verdienten, genauso eingefordert werden, wie die Investitionsschübe staatlicher Haushaltsmöglichkeiten.

      Mögliche Schulden trotz gestiegener Einnahmen durch Inflation wären immer Investitionen in Zukunft.

      Alle Bundestagsparteien haben seit der Wende immer wieder Tafelsilber verkauft, "privatisiert", und Investitionen in Infrastruktur vernachlässigt.

      In den 90ern deregulierte Clinton den Finanzmarkt, eine Ursache für globale Krisen.

      Es braucht national ein staatliches Konjunkturpaket, eine privatwirtschaftliche Anstrengung, die von außen eingetragenen aber selbst verschuldeten Inflationsereignisse zu dezimieren.

  • Die Frage, was wann richtig gewesen wäre, ist jetzt nicht mehr zu beantworten. Im März hat man noch viel stärker daran geglaubt, Putin mit einem Embargo stoppen zu können. Vielleicht sogar zu Recht. Jetzt hingegen sind wir die Erpressbaren, wir sind weiterhin viel zu abhängig vom russischen Gas. Das ist nichts, worauf der Kanzler stolz sein sollte, es ist einfach nur das Ergebnis von Unterlassungen.

  • Tolle Idee! Wie mit dem Klima: Alle sollen verzichten für die deutsche Wirtschaft. Nur nicht die Wirtschaft selber. Dafür aber alle Menschen hier und sonstwo in der EU. Während gleichzeitig das Gas zu Strom verbrannt und der dann zum Ausgleich der verrotteten Atommeiler nach Frankreich exportiert wird... Win win. Oder so ähnlich.

    • @Hannes Hegel:

      Nun ja, es gibt ja nun auch einen Haufen Leute, die bei der "Wirtschaft" in Lohn und Brot stehen.



      Müssen Betriebe dicht machen, gibt's dann wohl wieder mehr, die in die Gastronomie drängen? Oder nur mehr Hartz IV?

    • @Hannes Hegel:

      "Alle sollen verzichten für die deutsche Wirtschaft. Nur nicht die Wirtschaft selber."



      Dito! Vor allem freuen sich dann diejenigen, denen die "Wirtschaft" gehört. Während sich in der Platte die Leute bald den zweiten Pullover überziehen, wird es in der Stadtvilla am Grunewald mollig-T-Shirt-warm sein.

      • @Uranus:

        Naja, ich arbeite nach höherem Metalltarif, heize mit Fernwärme und mir geht das Gasproblem auch am Arsch vorbei. Dazu muss man nicht reich sein.

        Bei solchen Strukturveränderungen geht es grundsätzlich nicht fair zu.

        Aber in einem Punkt haben Sie recht. Die oberen Schichten werden schon geschont.

        • @Sonntagssegler:

          Klar, die Betroffenheit aber auch die Ungleichheit zeigt sich nicht nur bei der Gegenüberstellung von Prekarisierten und Millionär*innen. Das spitzte ich etwas zu, um die Eigentumsverhältnisse und somit die derzeitig wesentlichste, effektivste Quelle für die Erzeugung von Einkommen hervorzuheben und der "Wirtschaft" ein Gesicht zu geben hervorzuheben.

  • Die deutschen sind günstige Energie Junkies, hoffentlich kommt jetzt der Kalte Entzug. Alles was man dann einschränken muss falls Russland das Gas abgedreht hätte man eh einschränken müssen um den Klimawandel aufzuhalten.

    • @Machiavelli:

      "Alles was man dann einschränken muss falls Russland das Gas abgedreht hätte man eh einschränken müssen um den Klimawandel aufzuhalten."

      Aha, Ihnen ist aber bekannt, dass es in Deutschland Wahlen gibt und ob der Bürger



      Ihre Vorstellung teilt ist fraglich.



      Welche Partei wird von Kälte und Hunger vieler



      Bürger wohl profitieren.