Desaster bei der Lufthansa: Carsten Spohr, der Angstmacher
Lufthansa missbraucht die schlechten Zahlen als Drohkulisse, um gegen die VertreterInnen der Beschäftigten massiv Front zu machen. Das ist unredlich.
D ie Zahlen der größten deutschen Fluglinie Lufthansa sind ein Desaster. Noch immer macht die Airline mit 800.000 Euro pro Stunde ungeheure Verluste. Das ist nicht das einzige Problem der Lufthansa. Denn neben dem materiellen ist dort auch ein massiver Verlust an Lauterkeit zu beobachten. Der Vorstandsvorsitzende Carsten Spohr kündigt nun betriebsbedingte Entlassungen an, weil ihm die Gewerkschaften nicht gefügig genug sind. Er behauptet, ihre Blockadehaltung sei ein Grund für die wirtschaftliche Misere. Angesichts der verheerenden Lage in der Luftfahrt ist das ein ebenso schamloses wie durchsichtiges Manöver.
Spohr missbraucht die schlechten Zahlen als Drohkulisse, um gegen die VertreterInnen der Beschäftigten massiv Front zu machen. Er sucht in dieser schwierigen Lage nicht den Schulterschluss mit ihnen, sondern versucht, sie einzuschüchtern und kleinzumachen. Er facht die Angst der Beschäftigten vor Jobverlust und Deklassierung an, statt auf eine einvernehmliche Lösung hinzuarbeiten. Und das alles, nachdem der Staat der Lufthansa mit Milliarden von Euro geholfen hat.
Jetzt bestätigen sich die Befürchtungen, die aufkamen, als Bundesfinanzminister Olaf Scholz die Milliardenhilfen für die Lufthansa ankündigte, ohne Bedingungen für die Beschäftigten zu stellen. Mit diesem Verzicht hat die Bundesregierung eine große Chance vertan. Denn die Lufthansa hätte zu einem Beispiel für einen ökologischen und gleichzeitig sozial verträglichen Wandel werden können. Flüge innerhalb Deutschlands, das zeigt die Coronakrise, sind überflüssig. Geschäftsleute kommen anders ans Ziel oder nutzen Videokonferenzen.
Wenn die Lufthansa weniger fliegt, ist das aus ökologischer Sicht gut. Das muss nicht zulasten der Beschäftigten gehen, denn zum Beispiel mit Arbeitszeitreduzierung oder mehr Urlaub könnte die Reduzierung der Kapazitäten gut aufgefangen werden. Aber für solche Konzepte ist ein Management erforderlich, das nicht ausschließlich die Interessen der nichtstaatlichen AktionärInnen verfolgt.
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