Der sonntaz-Streit: Darf man Wespen töten?
Sommerzeit ist Wespenzeit: Der eine schlägt einfach zu, wenn er eine um sich hat, und meint, es sei Notwehr. Andere finden das moralisch verwerflich.
Restaurantgäste fuchteln mit Messer und Gabel in der Luft herum, Fußgänger umkreisen ihre Begleiter und Eltern betrachten den geschwollenen Arm ihrer weinenden Kinder: Mit dem Spätsommer bricht auch die Zeit der Wespen herein. Laut Naturschutzbund soll 2014 sogar ein besonders starkes Wespenjahr werden. Die schwarz-gelben Flieger vermehren sich am stärksten während der warmen Tage.
Von August bis Oktober lassen sie sich von Fleisch und Süßspeisen anlocken - und gehen damit dem Menschen kräftig auf die Nerven. Oft wirken sie aggressiv, weshalb manch einer aus Furcht vor einem Stich schnell in Panik gerät. Andere reagieren mit stillem Ausharren, bis sich das Tier von alleine wieder zurückzieht, aber viele Menschen wählen auch die Richtermethode: Hammer drauf, Fall beendet.
Diese radikale Variante findet der Anwalt Jens Ferner okay: „Man darf – jedenfalls wenn man auf das deutsche Recht blickt – einzelne Insekten töten. Der Verbund Friends of the Earth sieht das ganz anders. Schließlich stehen Hautflügler seit einiger Zeit unter Naturschutz. „Wespen dürfen wie alle „wilden“ Tiere (und Pflanzen) laut § 39 Absatz 1 Bundesnaturschutzgesetz nicht ohne vernünftigen Grund in ihrer Entwicklung gestört oder gar getötet werden. Sie sind äußerst nützlich, meist harmlos und haben ihren festen Platz im Naturgefüge.“
Die Hautflügler benötigen für die Brutaufzucht eiweißreiche Nahrung. Durch den Verzehr von Fliegen, Mücken, Blattläusen und anderen Kleintieren agieren sie als natürliche Schädlingsbekämpfer. Das Bestäuben von Pflanzen bildet die Nahrungsgrundlage für Vögel und andere Tiere. Trotzdem leben die meisten Wespen nur wenige Monate im Jahr. Wenn man also doch mal eine Wespe erschlägt, wer würde das schon bemerken?
Die Antworten auf den sonntaz-Streit lesen Sie am 23./24. August 2014 in der taz.am wochenende. Mit großen Reportagen, spannenden Geschichten und den entscheidenden kleinen Nebensachen. Mit dem, was aus der Woche bleibt und dem, was in der nächsten kommt. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und für Fans und Freunde: facebook.com/sonntaz .
Tötung aus Notwehr?
Außerhalb der Gesetzgebung gibt es ganz unterschiedliche Auffassungen, was das Töten der Insekten betrifft. In manchen Religionen, wie im Buddhismus, darf kein Lebewesen umgebracht werden - von der Kuh bis zur Fliege. Eine Ausnahme als letzte Lösung: die Tötung aus Notwehr. So sehen sich doch viele Menschen von den aggressiven Wespen bedroht. Sie assoziieren die nahe Umkreisung mit einem Angriff - in dem Fall ist das Töten keine Frage der Moral.
Trotzdem wird auch oft der Aspekt der Notwendigkeit hinterfragt. Schließlich gibt es auch andere Möglichkeiten, sich vor Stichen zu schützen: Ein abseits platzierter Teller mit aufgeschnittenem Obst kann beispielsweise vom eigenen Essen ablenken.
Aber wie wirkungsvoll sind alternative Versuche, Wespen loszuwerden? Muss man ein schlechtes Gewissen haben, wenn man doch mal beherzt zuschlägt? Wenn jeder Wespen tötet, sterben unterm Strich doch zu viele? Und wie viele sind überhaupt zu viele? Was denken Sie?
Darf man Wespen töten?
Diskutieren Sie mit! Die sonntaz wählt unter den interessantesten Kommentaren einen oder zwei aus und veröffentlicht sie in der taz.am wochenende vom 23./24. August 2014. Ihr Statement sollte etwa 900 Zeichen umfassen und mit Namen, Alter, einem Foto und der E-Mail-Adresse der Autorin oder des Autors versehen sein. Schicken Sie uns eine Mail an: streit@taz.de.
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