piwik no script img

Der Schatz der FPÖDer Mythos Gold

Ingo Arzt
Kommentar von Ingo Arzt

Die FPÖ hat offenbar in einer Pension in Osttirol Goldbarren gebunkert – angeblich, um sich für Tag X zu wappnen. Wieso ausgerechnet Gold?

Der Preis des Goldes ist reine Psychologie Foto: dpa

S tellen Sie sich vor, Sie haben nach der Apokalypse Hunger. Wie bezahlt man da ein Brot, einen Apfel oder einen gekochten Hausschuh?

Die Rechtsradikalen von der FPÖ hatten da eine geniale Idee: mit Gold. Laut einem Bericht von Profil hat die österreichische Polizei bereits im Sommer in einer Pension, die einem FPÖ-nahen Verein gehört, drei Kassetten voller Goldbarren gefunden. Laut Medienberichten soll der im Zuge der Ibiza-Affäre zurückgetretene Heinz-Christian Strache die Osttiroler „Pension Enzian“ als Rückzugsort für den unter Rechten herbeigesehnten Tag X auserkoren haben, an dem Bürgerkrieg in Europa herrscht und alles zusammenbricht.

Um dann mit dem Gold den Neustart zu finanzieren? Das könnte schon deshalb schwer sein, weil die FPÖ es in 500-Gramm-Stücken hortete. Jeder Barren hätte nach aktuellem Goldkurs einen Wert von 21.400 Euro. Wer soll das denn wechseln können, wenn gerade die Zivilisation zusammengebrochen ist?

Eine schwankende Geldanlage

Prepper sind eben nicht die Hellsten. Wie übrigens die meisten Goldfetischisten. Sollte die Welt nicht unter­gehen, ist das Edelmetall eine Anlage wie jede andere, sein Wert einzig und allein von Angebot und Nachfrage abhängig, kurzum: schwankend. Es gibt, außer geringe Mengen etwa für die Elektro­industrie, keinen Verbrauch. Der Preis des Goldes ist reine Psychologie.

Und warum bunkern dann trotzdem Zentralbanken weltweit fast 35.000 Tonnen davon? Weil niemand weiß, wohin mit dem Zeug. Würden es zu viele Banken auf einmal verkaufen, würde Gold wegen des hohen Angebots sofort massiv an Wert verlieren. Also besser den Buchwert behalten und Mythen stricken. Was übrigens für alle Unternehmen gilt, die angeblich Bil­lio­nen von Dollar wert sind. Das heißt nur, dass viele Menschen dem Unternehmen zutrauen, in Zukunft viel Geld zu verdienen. Sobald sie ihre Billionen einfordern und massenweise die Aktien verkaufen, rauscht der Wert des Unternehmens ins Bodenlose.

Was Gold so liebenswert macht: In unzähligen Filmen sind immer diejenigen die Trottel, die an seinen unerschütterlichen Wert glauben und lieber verschüttet werden, als die Barren aus der Tasche zu nehmen. Goldsucht ist ein sehr guter Indikator nicht nur für Habgier, sondern auch für ökonomische ­Naivität.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Ingo Arzt
ehem. Wirtschaftsredakteur
Beschäftigte sich für die taz mit der Corona-Pandemie und Impfstoffen, Klimawandel und Energie- und Finanzmärkten. Seit Mitte 2021 nicht mehr bei der taz.
Mehr zum Thema

9 Kommentare

 / 
  • Ich bin zwar absolut kein Finanzexperte, aber für mich ergibt das (besonders bei den benannten Gruppen) schon irgendwie Sinn.



    Wie sollen die denn ihre (illegale?) Kohle sonst aufbewahren, etwa in "normalem" Geld? Das ist doch ein noch abstrakterer Wert (u.a. auch, weil es eben seit einigen Jahrzehnten nicht mehr an real vorhandenes Gold gekoppelt ist). Bei einer "kleinen", regional beschränkten Apokalypse ließe sich das Gold im Gegensatz zum dann entwerteten Geld immerhin noch in eine andere Währung umtauschen.



    Und selbst ohne große Krise verlöre ein Koffer mit Geld doch inflationsbedingt definitiv nach und nach an Wert, bei einem Goldköfferchen ließe sich wenigstens noch auf einen guten Kurs hoffen.



    Und nicht zu vergessen die Schwarzmarkttauglichkeit: bis 10.000€ (mit entsprechenden Verbindungen geht da auch sicher mehr) lässt es sich prima in beide Richtungen waschen, völlig anonym und steuerfrei. Was will der Prepper und/oder Kriminelle mehr?

  • Und genau deshalb hat Goldfinger den besten 007-Plot aller Zeiten.

  • Wenn ich so hin- und herrechne, komme ich da zu ganz anderen Ergebnissen. Die umgerechnete Menge Gold, die ich heute für einen Anzug bezahle, entspricht ziemlich genau der für eine entsprechende Kleidung vor ca. zweitausen Jahren. Das nenn´ich doch mal Wertstabilität, oder? Wenn ich mir den Dollar, den Euro oder andere bekannte Währungen im Vergleich betrachte, sieht das da doch dagegen erheblich mau aus. Stimmt´s etwa nicht? Natürlich ist das Vorhalten von Barrengold nichts für´s Einkaufen in der nächsten Ladenzeile. Ich gehe ja auch nicht mit einem € 500-Schein zum Bäcker. Und nur, weil in schwachen Filmen die Trottel zu blöd sind, die Goldkisten zu bekommen, muß das ja noch keine relevante Aussage zur Richtigkeit der Wirtschaftswissenschaft sein. Ich habe da eine ganz andere Auffassung, wer hier ökonomisch naiv ist. Sorry.

  • Empfehle - The Last Man Alive - Die grüne Wolke - by Alexander Sutherland Neill.

    kurz - “Verfatz dich!“

    unterm——



    “ Die grüne Wolke (orig. The Last Man Alive) ist ein 1938 erschienenes Kinderbuch des schottischen Schriftstellers und Pädagogen Alexander Sutherland Neill.

    Die deutsche Ausgabe wurde von Harry Rowohlt übersetzt und erschien 1971 mit Illustrationen von F. K. Waechter beim Rowohlt Verlag. Das Buch wurde im selben Jahr mit dem neu gegründeten Jugendbuchpreis Buxtehuder Bulle ausgezeichnet.



    de.wikipedia.org/w...e_gr%C3%BCne_Wolke



    & Däh! -



    “ Der 60-jährige Harry Rowohlt ist zu Recht stolz darauf, dass „fatzt den Ballermann“ in den Sprachgebrauch einer bestimmte Generation von Deutschen eingegangen ist. Bis dato hat der Rauschebart aus der „Lindenstraße“ mehr als 120 Bücher ins Deutsche übersetzt. Die „Grüne Wolke“ aber war sein allererstes. Die eigene Übersetzung zu vertonen ist natürlich ein Heimspiel. Entsprechend unangestrengt trifft Rowohlt den lakonisch-zynischen Witz der Vorlage:



    Nach vielen Kämpfen mit besagten Gangstern, manövrierunfähigen Schiffen, Vitaminmangel und Amok laufenden Gorillas beißen die Beteiligten einer nach dem anderen auf blutige Art und Weise ins Gras. Alle, bis auf einen.

    " Neill betrachtete die drei Leichen, verhielt kurz, durchsuchte Davids Hosentaschen und zog einen kleinen Schraubenzieher und sein, Neills, Taschenmesser hervor. Er schritt langsam und zufrieden seufzend zur Schule zurück. ‚Der allerletzte Mensch auf Erden’. stellte er mit wohligem Behagen fest, begab sich in die Speisekammer und schenkte sich einen Cognac mit drei Sternen ein. "



    —-



    www.deutschlandfun...:article_id=133375

    Ende der Werbeeinblendung 🧐

  • Man kann Gold aber auch einschmelzen und in kleineren Stücken "verkaufen".

    Ich frag mich nur, wieso eine politische Partei materielle Schätze hortet - wovon bezahlt? Wer bekommt dann was davon? Sind das nicht vielleicht veruntreute Mitgliederbeiträge, denn für die Finanzierung politischer Aktivitäten wird es zumindest offiziell ja wohl kaum verwendet, dafür zahlt man aber ein.

    Mir stinkt das eher nach einem inoffiziellen, weil nicht verfolgbaren Zahlungsmittel für "gefällige Dienste zum Wohle des Volkes" oder so ähnlich.

  • Ist das eine Glosse?



    Ein Hauch von Kenntnissen über die Sache würde dem Inhalt schon helfen.



    So wirkt es wie billiger Stammtisch-Spott über die „anderen“.