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Der Berliner Wochenkommentar IIBilliges Spiel mit der Angst

Die Posse um einen Neuköllner Spielplatz zeigt, wie hysterisch und angstbehaftet die Debatte über eine vermeintliche Islamisierung inzwischen geführt wird.

Banger Blick in die Zukunft: Werden AfD und Co. bald auch die Entfernung von Halbmonden (fr.: croissants) aus Berliner Bäckereien fordern? Foto: Mattie HagedornCC BY-SA 2.0

Eine Neuköllner Kita namens „Ali Baba und seine Räuber“ wird vom Bezirk gefragt, ob sie sich an der Neugestaltung des Spielplatzes nebenan beteiligen wolle. Ja, klar! Die Kinder sind begeistert. Aber welches Thema soll der Spielplatz haben? Hm. Ah ja, na klar: Ali Baba! Wie die Kita, so der Spielplatz. Die Kinder sind stolz, das Bezirksamt findet die Idee auch gut. Im Zentrum des Spielplatzes soll ein Kletterturm in Form eines orientalischen Palasts stehen, auf der Kuppel: ein Halbmond.

Kaum war der Halbmond oben, ging das Geschrei los: „Besorgte Bürger“ auf Facebook und Twitter und die AfD im Bezirk vorneweg fürchteten die „Islamisierung“ des Abendlandes – Neukölln gaben die meisten bereits verloren. Der Spielplatz in der Walterstraße ist jetzt also wohl der berühmteste Spielplatz der Stadt, wenn nicht Deutschlands. Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) musste ihn am Mittwoch gar unter Polizeischutz eröffnen. Das man ihn eröffnen würde, stand freilich außer Frage, wie Giffey nochmals betonte.

Was bleibt von dem ganzen Tumult? Vor allem die Erkenntnis, wie hysterisch, „angstbehaftet“ (O-Ton Bürgermeisterin Giffey) und völlig losgelöst von jeder konkreten Bedrohungslage die Debatte über eine vermeintliche Islamisierung inzwischen geführt wird. Wer mag, kann in jedem Halbmond ein „islamisches Herrschaftssymbol“ sehen – und findet ZuhörerInnen.

Selbstverständlich ist dieses billige Spiel mit einer komplett irrationalen Angst politisches Kalkül. So viel darf man der Neuköllner AfD, die nächste Woche einen Antrag auf Beseitigung des Halbmonds ins Bezirksparlament einbringen will, durchaus zutrauen. Es geht um das Narrativ der „Überfremdung“. Ob der Halbmond da jetzt symbolisch für die Märchen aus „Tausendundeine Nacht“ steht oder für den Islam, ist völlig egal. Anna Klöpper

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2 Kommentare

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  • "Spätestens im Osmanischen Reich wurden Mondsichel und Stern (Hilal) mit der muslimischen Welt in Verbindung gebracht. Nach der Legende sah der Gründer des Osmanischen Reiches Osman I. im Traum die Mondsichel, die sich von einem Ende der Erde zum anderen ausdehnte. Dieses als gutes Omen nehmend, beschloss er, die Mondsichel als Symbol seiner Dynastie zu übernehmen."

  • Vielleicht ist das Wissen um Märchen überhaupt etwas abhanden gekommen!

    Kindheiten in den 50-er und 60-er Jahren dienten sie, ganz selbstverständlich, als Erweiterung des Horizonts, auch Ali Baba und all die anderen.

    In den 68-ern gab es eine Richtung, die Märchen ablehnte - da sollten lieber Bücher über Bagger und Baustellen her!

    Lesekompetenz mit Märchenlesen jeder Art erhöhen - perfekt!

    Dank an Frau Giffey!