Demos gegen Verdrängung: Eine Grube für die Investoren
In Friedrichshain-Kreuzberg protestieren Mieter:innen am Samstag gleich zweimal gegen Verdrängung und Gentrifizierung.
Sie zog zu Orten von Verdrängung und Widerstand in Kreuzberg. Die erste Station war die Reichenberger Straße 142. Dort errichtet die Ziegert Group den Neubau „Hype & Hide“. Die 10 Wohnungen, die dort entstehen, werden für Preise von 690.000 bis 2,5 Millionen Euro angeboten.
„Die Bewohner*innen des Stadtteils brauchen alles Mögliche, aber auf keinen Fall Luxusbauten“, sagte Silke Schmidtke von der Initiative „No Hype and no Hide“. „Im Reichenberger Kiez in Kreuzberg werden vermehrt solche Nobelprojekte in Hinterhöfe errichtet“, kritisiert die Initiative. Sie hat sich mit anderen Kreuzberger Projekten zum Betongold-Bündnis zusammengeschlossen.
Entstanden ist die Kooperation auf der letzten Kreuzberger Kiezversammlung, auf der sich in unregelmäßigen Abständen Mieter*innen vernetzen. An der zweiten Station der Parade warteten Aktivist*innen, die Plakate mit der Parole „Kein Luxusneubau auf dem Eck-Grundstück Oranienstraße 1“ trugen. Auf der Brache, deren eine Häuserwand lange für große Wandbilder mit politischem Hintergrund bekannt war, soll ein Hotel mit angeschlossenem Co-Working-Space entstehen.
Erster Anti-Spatenstich
Das Bezirksamt hat eine Bauanfrage abgelehnt. „Wir wissen von anderen Projekten, dass solche Pläne trotzdem weiterverfolgt werden“, erklärt Corinna. Sie hat am Samstag den ersten Spatenstich auf der Brache getätigt – allerdings für eine Grube, in der die Investorenpläne versenkt werden sollen.
Im Anschluss fuhr ein Teil der Mietrebell*innen per Rad oder Bahn zur letzten Proteststation, dem Hafenplatz. Dort sollen die letzten Häuser des sozialen Wohnungsbaus mit einer Kaltmiete unter 8 Euro abgerissen werden. „Es werden nur noch befristete Mietverträge ausgestellt“, berichtete eine Mieterin. Dort haben Studierende und Geflüchtete die Initiative „Hafenplatz bleibt“ gegründet. Diese Parole war noch bis zum späten Abend auf dem Rasen vor den Häusern zu hören, wo die Parade mit einer Party ausklang.
„Spätestens am 1. Juni sehen wir uns zur großen Mieter*innendemo um 14 Uhr am Potsdamer Platz“, beendete eine Rednerin die Parade. Dann haben die Mietrebell*innen wenigstens nicht mehr das Problem, zwischen zwei Demonstrationen entscheiden zu müssen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier