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Debatte um eine ZwangsinstitutionGar keine Schule

Eine Gruppe Hamburger Eltern stellt die Schulpflicht infrage. Sie sagen, die Schule mache ihre Kinder krank. Sie wollen, dass Zuhauselernen erlaubt wird.

Fast alle Kinder freuen sich auf Ferien. Einige wenige Familien wollen ein Leben ohne Schule Foto: Felix Kästle/dpa

HAMBURG taz | Der Vater bestellt einen doppelten Espresso mit einen Glas Wasser. Auf den Cafétisch legt er ein paar Bücher, darunter: „Die Freilerner – Unser Leben ohne Schule“ von Dagmar Neubronner. Die Geschichte seiner Tochter kann er nur erzählen, wenn sie anonymisiert wird. Für das, was er und seine Frau tun, können Eltern im ungünstigsten Fall das Sorgerecht verlieren, in Hamburg können sie sogar in Erzwingungshaft kommen.

Peter Schneider* hat selbst Lehramt studiert. „Ich sage, lasst euch nicht vom ,Fachpersonal’ erzählen, was für euren Nachwuchs gut ist und hört wieder auf euren gesunden Menschenverstand“, rät er anderen Eltern. Seine Tochter Isabella* hatte schon in der Grundschule Angst vor der Lehrerin, es gab zu viele Lehrerwechsel.

Auf der Waldorfschule lief es auch nicht gut, „sie wurde fortwährend geärgert“, berichtet Schneider. Er und seine Frau nahmen Isabella von der Schule und gingen zum Beratungszentrum der Schulbehörde, wo man sie einem Test unterzog. Das Ergebnis: Das Mädchen hat eine Teilhochbegabung und ist hochsensibel. „Die sagten, das Kind muss aufs Gymnasium.“

Dort gab es zunächst gute Zensuren. Aber dann hatte Isabella „Blackouts“ bei den Arbeiten und schrieb Fünfen. Die Sache schaukelt sich hoch. „Sie hatte keine Zeit mehr für die Dinge, die ihr Freude bereiteten“, sagt Schneider. Die Cello-Gruppe und der Sportkurs am Nachmittag mussten ausfallen. Isabella stritt sich mit ihrer besten Freundin, in der Schule wurde sie bestraft, sie hatte Albträume und konnte nachts nicht mehr schlafen. Der Kinderarzt schrieb sie krank. „Da lag sie erst mal sechs Wochen nur erschöpft auf dem Sofa“, sagt der Vater.

Die Eltern suchten wieder Unterstützung beim Beratungszentrum der Schulbehörde, wandten sich ans Jugendamt. Isabella wurde jetzt einer Stadtteilschule zugewiesen und sollte in der Ambulanz einer Jugendpsychiatrie für den Schulbesuch fit gemacht werden. „Aber da wollte sie nach einem Testtag nicht bleiben und von da ab auch auf keinen Fall mehr zur Schule“, sagt Peter Schneider. „Nirgendwo bekamen wir wirklich Hilfe.“

Mein Sohn schrieb an die Schule: Er sieht seine Würde verletzt, weil er Dinge lernen muss, die er sich nicht ausgesucht hat

Astrid Lerche, „Frei sich bilden“

Inzwischen war das Kind ein halbes Jahr krank geschrieben. Und in Deutschland herrscht Schulpflicht. Den Schneiders wurde klar: Wollen sie ihr Kind zu Hause bilden, bleibt nur der Weg ins Ausland, wie ihn Vorkämpferin Dagmar Neubronner in ihrem Buch beschrieben hat.

In Österreich ist es möglich, seine Kinder zu Hause zu unterrichten. Die Schneiders zogen um, meldeten ihre Tochter bei der amerikanischen Fernschule „Clonlara“ an, die ein Programm entwickelt hat, um „freies, eigenverantwortliches Lernen zu unterstützen“, wie Schneider sagt. „Das läuft gut und macht richtig Spaß.“ Mal lesen sie gemeinsam alles über Gandhi, ein andermal baut Isabella aus Pappe voll funktionsfähige Maschinen. Clonlara gibt nicht streng einen Lehrplan vor, sondern unterstützt die Kinder bei ihren Projekten.

Doch zum Schuljahresende verlangt die Behörde in Österreich eine „Externistenprüfung“ durch den Staat. „Das bedeutet wieder ,Bulimielernen’ für eine Prüfung, obwohl wissenschaftliche Studien doch belegen, dass das eingelernte Wissen schnell wieder vergessen wird“, sagt Peter Schneider. Das wollen die Eltern für ihre Tochter nicht mehr, die sich zunehmend in den Bergen wohl fühlt, Ski läuft, dort viele Freunde hat, Cello spielt, in die Bibliothek geht und aus sich heraus mit Stoff der Oberstufe beschäftigt. „Da ohne diese Prüfung auch in Österreich die Zuhauselernenden wieder zur Schule müssen, haben wir uns reisend gemeldet. Das ist auf Dauer kein Zustand“, sagt Peter Schneider.

In Hamburg kann sie bis 14 Uhr nicht vor die Tür

Zurzeit sind Frau und Kind im Ausland. Wenn sie in Hamburg sind, kann das Mädchen bis 14 Uhr nicht vor die Tür. Zu groß ist die Sorge vor Entdeckung. Außerdem gibt es in der Stadt wegen der Ganztagsschulen tagsüber keine anderen Bildungsangebote für junge Menschen.

Wahrscheinlich zieht die Familie bald nach Südeuropa, „gezwungenermaßen“, wie Schneider sagt: in ein Land, das das freie Lernen erlaubt. In Sachsen haben Eltern erreicht, dass das Jugendamt diese Lernform toleriert. „Es wäre toll, wenn Hamburg das auch macht. Damit die Kinder morgens raus können und betroffene Familien ohne Angst vor Verfolgung in ihrem Heimatland bleiben können“.

In Hamburg sollen mehrere Dutzend Akademikereltern so verfahren und „wahnsinnige Angst vor Outing haben“, erzählt eine taz-Leserin, die sich in der Redaktion meldet. Sie vermittelt den Kontakt zu zwei Müttern. Auch diese haben ihre Kinder zunächst zur Schule geschickt. Aber die Kinder wurden oft krank und wollten nicht hin. „Mein Sohn war immer lernbegierig und hat sich auf die Schule gefreut“, sagt Astrid Lerche*.

Doch schon in der Grundschule sei er empört gewesen, dass man ihm seine Zeit klaut. Und auf dem Gymnasium sei er „immer kränker“ geworden, berichtet die Mutter. Er wechselte zur Stadtteilschule, dort seien die Lehrer dann freundlicher gewesen. „Aber ich konnte meinen Sohn nicht bewegen, zur Schule zu gehen“, berichtet Lerche. Auch ihr Kind ist laut einem Test hochbegabt.

Sie sei immer unter Druck und in einer „Vermittlerrolle“ gewesen, berichtet Lerche. Gegen Ende von Klasse 8 kam ihr Sohn sogar für einige Wochen in die Psychiatrie. „Danach sagte er mir: ‚Ich bin doch gar nicht krank, Mama. Ich will nur nicht zur Schule.‘ Da ist bei mir der letzte Schleier gefallen“, sagt Lerche. Ab da habe sie sich entschlossen, ihren Sohn zu unterstützen.

Er schrieb einen Brief an Schule und Schulbehörde, dass er sich selbst bilden will. „Er schrieb: Er sieht in der Schule seine Würde verletzt, weil er Dinge lernen muss, die er sich nicht ausgesucht hat“, berichtet Lerche. Ihr Sohn lernte ein halbes Jahr zu Hause, mit Lerntagebuch. Das Resultat: Der 14-Jährige bekam einen Bußgeldbescheid über 103 Euro.

Lerche hatte schon mit einem „Absentismusverfahren“ gerechnet und sich deshalb proaktiv ans Jugendamt gewandt. Das wusste sogar guten Rat und empfahl ein Jugendhilfeprojekt, wo ihr Sohn ohne täglichen Schulbesuch seine Abschlüsse machen kann. „Dort ist er zum ersten Mal auf Augenhöhe angeschaut worden“, sagt die Mutter. „Solche Projekte müsste es viel mehr geben.“ Inzwischen ist der Junge 16 und hat mit einer externen Prüfung seinen ersten Schulabschluss geschafft.

Beatrice Schraders* Sohn wurde in der Schule sogar ernsthaft krank. „Es gibt viele hochsensible Kinder, die mit den vielen Reizen in der Klasse nicht umgehen können“, sagt sie. Ihr Sohn sei in der Schule blass und antriebslos gewesen, habe einen Virus nach dem nächsten gehabt. „Ich habe ihn nicht ohne Bauchschmerzen in die Schule gekriegt“, berichtet sie. „Er sagte eines Tages, er wäre lieber tot als noch mal zur Schule zu müssen.“ Der Stress habe seinem Körper zugesetzt, das habe ihr auch ein Arzt attestiert, sagt Schrader. Seit drei Jahren versucht sie nun, eine Lösung zu finden. Ihr Wunsch: eine Lockerung der Schulpflicht.

Alle drei Mütter sind Mitstreiterinnen der Ini­tiative „Frei sich bilden“ in Hamburg, die etwa 30 Mitglieder hat und sogar im Oktober schon in der Hamburger Elternkammer vorsprach. Dort sorgte das prompt für einen Disput. Die Sprecherin der Initiative, Tanja Gwiasda, sagt: „Wir merken, dass wir, wo immer wir vorsprechen, mit der Strukturkritik anscheinend an einem großen Tabuthema rütteln.“

In Hamburg gilt verschärfter Schulzwang

Schulpflicht ist nach landläufiger Meinung sehr wichtig für Kinder und den Zusammenhalt der Gesellschaft. In Hamburg gibt es seit 2005 sogar einen verschärften „Schulzwang“ nach bayerischem Vorbild. Fehlt ein Kind in der Schule, wird das Jugendamt informiert. Das ist eine Lehre aus dem grausamen Schicksal der kleinen Jessica, die in der Wohnung ihrer Eltern verhungerte. Ein Mitarbeiter der Schulbehörde hatte vor ihrer Einschulung an der Tür geklingelt, aber nicht das Jugendamt informiert, als er keinen erreichte.

Seit diesem tragischen Fall gibt es einen Schulzwang-Paragrafen und eine detaillierte Handreichung für Schulen, wie sie mit fehlenden Kinder umzugehen haben, wann Entschuldigungen der Eltern infrage zu stellen sind, wann es Bußgeld gibt, wann Zwangsgeld oder sogar bis zu sechs Wochen Erzwingungshaft für die Eltern.

Befreit von der Schulpflicht sind kranke Kinder, für die es Haus- und Krankenunterricht gibt. „Es geht nur über Störung“, kritisiert Beatrice Schrader. Die Eltern der Initiative „Frei sich bilden“ sehen ihre Kinder aber nicht als krank an. Und sie wollen ihnen beistehen, ohne in die Illegalität fliehen zu müssen.

Das Problem, glaubt Tanja Gwiasda, sei, dass es keine Alternative gibt. „Weil die Schule ein Bildungsmonopol hat, ist sie nicht gezwungen, für jedes Kind ein guter Ort zu sein.“ Der Ausbau der Ganztagsschule habe die Situation noch verschärft.

In der Schule sei Bildung zudem einer „Leistungs- und Verwertungslogik“ unterstellt, meint Gwiasda. Dazu komme die Einführung der Kompetenzorientierung: Die Fähigkeiten der Kinder werden nun in Kompetenzraster aufgeteilt, jedes halbe Jahr soll ein Kind sich selbst einschätzen und seine Ziele formulieren. „Früher, als es nur Noten gab, gab es die Möglichkeit der inneren Kündigung. Heute geht das für die Kinder nicht mehr.“ Eine ehemals gute Idee habe hier zur Verschlechterung geführt.

Nachdem die Initiative ihr Anliegen in der Elternkammer vorgetragen hatte, formulierte Kammermitglied Axel Dreyer eine Anfrage an den Senat. Er wollte unter anderem wissen, wie viele Kinder in Hamburg nicht der Schulpflicht nachkommen, wie viele sich in psychiatrischer Behandlung befinden und ob es Schätzungen gibt, „wie viele Kinder durch die Schule krank werden“. Er bezweifele, „dass die Durchsetzung der Schulpflicht mit Zwang dem Ziel der Bildung dient“, schrieb er. Es dürfe nicht sein, dass Kinder an Gesundheit und Psyche geschädigt werden. „Wenn es nötig ist, die Schulpflicht zu lockern, muss darüber diskutiert werden.“

Dreyers Textvorschlag kam allerdings in der Elternkammer nicht durch. „Die Elternkammer hat sich mit den Damen unterhalten“, sagt deren Vorsitzender Marc Keyneard. „Jetzt sind wir dabei, die Fakten zusammenzutragen und zu gucken, ob das ein Thema ist, mit dem sich die Kammer beschäftigen muss.“

In Sachsen, wo kürzlich das Schulgesetz geändert wurde, haben sich die Landeselternvertretung und die Landeszentrale für politische Bildung mit den Freilernern befasst. Vor allem in der ländlichen Oberlausitz fanden sich viele Eltern, die ihre Kinder zu Hause unterrichten wollen. „Diese Angst-Geschichte, die haben wir hier überwunden“, sagt Leif Wetzel vom Kinderrechtebüro Sachsen. Etwa 60 Familien lassen dort ihre Kinder zu Hause lernen, unterstützt von der Clonlara-Fernschule.

Deren Deutschlandvertreterin Mireille Schülpke hat das Konzept dort vorgestellt. „Immer mehr Jugendämter akzeptierten nun die alternative Beschulung“, berichtet Wetzel. „Sie sehen dies nicht als Tatbestand der Kindeswohlgefährdung, wenn Eltern Nachmittagsaktivitäten wie Anmeldung im Sportverein dokumentieren und so nachweisen, dass die Kinder aktiv sind und nicht sozial verarmen.“ Es könne aber noch Bußgelder der Schulaufsicht geben, weil Eltern den Schulhausanwesenheitszwang umgehen. „Die Gerichte entscheiden da aber durchaus kinderfreundlich.“ Das Problem könnte einfach gelöst werden, wenn Clonlara als Ergänzungsschule genehmigt wäre.

Clonlara habe im deutschsprachigen Programm derzeit 188 Schüler, berichtet Leiterin Mireille Schülpke. Die Schule sei in den USA seit 50 Jahren anerkannt und habe inzwischen über 35.000 Absolventen. Die Schüler können das amerikanische High-School-Diplom erarbeiten oder sich auf die Externenprüfung deutscher Schulabschlüsse vorbereiten. In der Regel gebe es Einzelabsprachen mit Schul- und Jugendämtern, berichtet Schülpke, in Sachsen habe die Fernschule mit mehreren Jugendämtern „eine Art Gruppenlösung“ gefunden.

Den Weg, sich als Ergänzungsschule anzumelden, sei Clonlara bewusst nicht gegangen, da man sich sonst „hier und da verbiegen müsste“. Die Lernbetreuer blieben mit den Kindern über Telefon, Mail, Skype oder auch persönlich in Kontakt, sie seinen aber mehr Prozessbegleiter. „Lernen in Familien passiert beiläufig. Wir helfen, dafür ein Gespür zu bekommen und diese Lernfortschritte zu dokumentieren.“

Kinder könnten beispielsweise Chemie lernen, indem sie ein Schulbuch durcharbeiten oder indem sie einen Garten anlegen und den Düngerbedarf der Pflanzen recherchieren. Die Kinder sollen so die Neugierde nicht verlieren. Lernen funktioniert in Sinnzusammenhängen sehr gut, das lehrt auch moderne Hirnforschung.

Nur drei Prozent würden auf den Schulbesuch verzichten

Gwiasda fände es gut, wenn Hamburg Sachsen als Vorbild nähme. Sie geht davon aus, dass allenfalls drei Prozent der Kinder und Eltern auf den Schulbesuch verzichten würden, wäre er freiwillig. Das zeigten Erfahrungen in anderen Ländern wie England oder Österreich, die liberalere Gesetze haben.

Die Hamburger Linken-Politikerin Sabine Boed­dinghaus hat den Eltern auch zugehört und findet ihr Anliegen zumindest diskussionswürdig. Sie hat in der Bürgerschaft bereits eine Anfrage zum Thema gestellt. In der Antwort stellt der Hamburger Senat klar, dass Homeschooling nicht erlaubt ist. Mit anderen Kindern der eigenen Altersgruppe zur Schule zu gehen, sei „die Pflicht und das Recht aller jungen Hamburgerinnen und Hamburger“.

Doch immerhin gibt es laut der Antwort des Senats für 40 Schüler eine „Befreiung aus wichtigem Grund“. Es gibt auch in Hamburg „seltene Einzelfälle“, wo Schüler mit einem Ferninstitut zu Hause lernen, räumt Behördensprecher Peter Al­brecht auf Nachfrage ein. Man empfehle dann aber nicht das aus den USA stammende Clonlara-Institut, sondern deutsche Anbieter wie die Web-Individualschule Bochum oder das Institut für Lernsysteme ILS aus Hamburg. Ein „wichtiger Grund“ sei in der Regel „eine schwere psychische oder psychiatrische Erkrankung“ oder hoher „Unterstützungsbedarf“.

Auch dass Eltern mit ihren Kindern ins Ausland gehen, um privathäuslichen Unterricht zu ermöglichen, sei bekannt, so der Behördensprecher. In einem Fall sei das Referat Inklusion gerade dabei, zusammen mit einem Jugendhilfeträger eine solche Situation zu gestalten. „Es ist entscheidend, dass die Sorgeberechtigten zu Gesprächen bereit sind.“

Die Eltern der Initiative „Frei sich bilden“ hören diese Aussagen mit Verwunderung. „Uns hat man so eine Fernschule damals nicht angeboten“, sagt Peter Schneider. „Und wir haben uns inzwischen bewusst für den modernen Ansatz von Clonlara entschieden“.

Auch für Tanja Gwiasda kommen die von der Schulbehörde vorgeschlagenen Fernschulen nicht infrage. Beide arbeiteten mit „klassischem Curriculum, Tests und Noten“, sagt sie. Das helfe den Kindern, die auf diese klassische Weise nicht lernen können, „überhaupt nicht weiter“.

*Personen anonymisiert

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26 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Man stelle sich vor: Ein erfolgloser Gastronom würde sich Gäste mit Gewalt zuführen lassen! Und der Wirt würde diese Gäste dann täglich zwingen seine Gerichte zu verschlingen. Egal ob die Gäste Vegetarier oder allergisch auf manche Nahrungsmittel reagieren: Es wird gegessen was auf den Tisch kommt! Und wenn die Gäste sich wehren, darf der Wirt die wahre Ansage machen: "Wenn Du das nicht frisst, zerstöre ich Dich! Dich und Deine Familie!"

    Was würde man mit so einem Verbrecher wohl machen?

    Lehrer: das sind solche Wirte!

    • @Barrakuda:

      Eine kleine Korrektur möchte ich vorschlagen: die Lehrer sind nur die Kellner und führen das aus, was derr Wirt ihnen aufträgt.

  • In der Diskussion geht es mir viel zu oft um reine Vorurteile, wie "die Eltern, die ihren Kindern den ganzen Tag aus der Bibel vorlesen", eine angeblich fanatische Lebenseinstellung als Todschlagsargument für alles. Es geht hier doch nur darum, dass die Würde junger Menschen geachtet wird. In dem Artikel lese ich, dass die Eltern ihre Kinder wohlwollend eingeschult haben, dass diese einen Leidensweg durchlaufen haben, der vom System nicht gelöst werden konnte, und dass diese dann selber ihren Willen bekundet haben, einen anderen Weg einschlagen zu wollen. Die Eltern haben hier gar nichts forciert, sie haben sich nur hinter sie gestellt. Wenn Menschen heute noch der Meinung sind, man sollte junge Menschen nicht ernst nehmen, nur weil sie noch keine 18 Jahre alt sind, dann ist das traurig. Keiner redet hier davon, die Schulen zu schließen, die Schulpflicht ad hoc abzuschaffen, sondern es geht hier erstmal um eine Öffnung, um das Recht auf einen selbstbestimmten Bildungsweg, wenn der schulische fehlgeschlagen oder eben nicht der richtige ist. Was ist daran so schlimm, in anderen (europäischen) Ländern geht es doch auch?!

    Letztens hörte ich wieder den Spruch, dass, wenn man die Schul(besuchs)pflicht abschaffen würde, keiner mehr hinginge. Tja, das sagt doch schon alles!

  • Es ist erstaunlich zu sehen, dass viele Menschen akzeptiert haben, dass die Schulzeit etwas ist, wo man "durch" muss, die Schule ein Ort ist, den man oft nur widerwillig besucht. Das ist doch ein ziemlich resigniertes Bild für eine so zeitintensive und bestimmende Zeit eines jeden Menschen. Was genau soll daraus erwachsen? Dass unser derzeitiges Bildungssystem nachhaltiges Lernen und kreatives Denken eher verhindert als fördert, ist mittlerweile erforscht und nichts Neues mehr. Auch ist es erschreckend, dass erwachsene Menschen nicht hinterfragen, wieso Zwangsmaßnahmen gegen junge Menschen zwischen dem 6. und den 18. Lebensjahr wie z.B. der Polizeizuweisung, Inhaftierungen, Bußgelder, etc. eingesetzt werden dürfen, die einfach (oft aus gutem Grund) nicht in die Schule wollen. Auch ist die zunehmende Vergabe drogenähnlicher Medikamenten wie Ritalin an junge Menschen, sowie die Tendenz, alles, was irgendwie von der "Norm" abweicht, mit einem Diagnosestempel zu versehen oder gar zu psychatrisieren, eine höchst fragwürdige Entwicklung. Das Hamburger Schulgesetz besagt, dass sich Unterricht und Erziehung an den Werten des Grundgesetzes und der Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg richtet. Interessant, dass dann im §115 die Grundrechte gleich wieder eingeschränkt werden (dürfen). Auch besagt das Schulgesetz, dass Schüler/innen bestärkt und befähigt werden sollen, das eigene körperliche und seelische Wohlbefinden, sowie das ihrer Mitmenschen wahren zu können. Äußern sie aber, dass sie in der Schule leiden, sie einen selbstbestimmten Bildungsweg gehen wollen, geht dieses nicht, oder nur in wenigen Ausnahmen, wenn sie als psychisch krank gelten.

  • Kommentar Teil 1:

    Alle Freilerner, die ich bisher kennengelernt habe, sind gebildete, selbstbewusste, sehr sozialisierte Menschen. Zum großen Teil sozialer und teamfähiger als Menschen, die eine normale Schullaufbahn im deutschen Schulsystem durchlaufen und abgeschlossen haben.

    Auch sind, meiner Erfahrung nach, diese Menschen mehr in der realen Welt, als in der Social-Media-Welt unterwegs, als junge Menschen, die heute zur Schule gehen.

     

    Außerdem, fast jeder, mit dem ich arbeite, erzählt nach kurzer Zeit, dass er oder sie schlechte Erfahrungen mit anderen Menschen (Mitschülern wie Lehrern) während der Schulzeit machen musste. Dazu zählen Mobbing, ungerechte Behandlungen, Ängste etc.. Viele sind nachhaltig so davon geprägt, dass es ihnen als Erwachsene schwer fällt mit anderen Menschen gesunde Bindungen einzugehen.

     

    Des weiteren, werden deutsche Schüler, wie uns gesagt wird, immer „schlechter“ vor allem in Deutsch und Mathe, trotz längerer Schulzeiten! Nach dem Motto viel hilft viel, müssen sie noch länger in der Schule sitzen und sich dann noch zu Hause den Stoff „einpauken“, den sie danach größtenteils wieder vergessen. Kürzlich gab es einen Beitrag im Deutschlandfunk, in dem junge Menschen, die ein halbes Jahr zuvor ihr Abitur mit gut und sehr gut bestanden hatten, auf ihre Allgemeinbildung hin getestet wurden. Diese jungen Menschen reagierten plötzlich hilflos. Sie waren u.a. nicht mal (mehr) in der Lage einfachste Teilungs- und Dreisatz-Aufgaben zu lösen und wussten die Namen der letzten deutschen Bundeskanzler nicht.

  • Kommentar Teil 2:

    In dieser sich sehr rasant verändernden, digitalen und technologischen Zeit, in der wir leben, brauchen wir einen Nachwuchs, der in der Lage ist, eigenständig sowie kreativ Aufgaben und Probleme zu lösen. In der Schule werden diese Fähigkeiten nicht gefördert. Im Gegenteil. Der Geist der jungen Menschen wird mit vorgegebenen Themen während ihnen vorgegebener Zeiten beschäftigt! Dadurch wird, was eigentlich die logische Folge und bereits wissenschaftlich nachgewiesen ist, das Potential der Kreativität in den jungen Menschen abgetötet.

     

    Wir wissen das heute, aber was tun wir?

    Wir zwingen unseren Nachwuchs morgens früh aus dem Bett, zwingen bereits 6- jährige dazu von morgens um 8 Uhr oft bis in den Nachmittag stundenlang, abgesehen von kurzen Pausen, fast bewegungslos auf Stühlen zu sitzen. Und wenn das nicht funktioniert, dann lassen wir sie mehrere Kilo schwere Sandwesten tragen (die sich erst einmal gut anfühlen), aber deren Auswirkungen auf das Nervensystem höchst fragwürdig sind. Sie müssen ohne wirkliche individuelle Förderung, mit vielen anderen, zu selben Zeiten die selben Unterrichtsinhalte lernen. Es wird von Ihnen erwartet, dass sie in einem defizitorientierten System die „richtigen“ Antworten geben und wenn sie das nicht können oder wollen, bekommen sie bescheinigt, dass sie nicht in Ordnung sind und weiter an sich arbeiten müssen. Sie leben immer in der Zukunft: Die Hausaufgabe zu morgen, der Test am Ende der Woche, die Klassenarbeit nächste Woche... Welch ein ständiger, belastender Leistungs- und Zeitdruck! Es ist nicht selten, dass sie krank zum Unterricht geschickt werden, damit sie weiterhin mitkommen.

  • Kommentar Teil 3:

    Außerdem, nicht jeder Erwachsene arbeitet gerne im Großraumbüro. Geschweige denn, dass er oder sie es ertragen kann. Von den jungen Menschen aber wird verlangt in Klassenräumen mit bis zu 38(!) Mitschülern- und Mitschülerinnen unterrichtet zu werden, lernen und arbeiten zu müssen - im Alter von 6 bis 18 Jahren, 12 bis 13 (Lebens-) Jahre verpflichtend. Und wer das (schon in jungen Jahren) nicht erträgt, davon krank wird oder sich verweigert, wird dazu gezwungen.

    Viele Erwachsene finden das in Ordnung. Es gibt allerdings mittlerweile auch viele Mütter und Väter, die sagen, dass sie gegen ihr Gefühl handeln, aber nichts ändern könnten, weil man es ja so machen müsse.

     

    Die Eltern, die die diesbezüglichen Nöte ihrer Töchter und Söhne wahrnehmen, ihnen zuhören und handeln, bewundere ich. Wenn ich die Meinungen und Kommentare lese, in denen diese Eltern zusätzlich zu ihrem Weg, den sie sich ganz offensichtlich nicht freiwillig ausgesucht haben, weder gehört, noch verstanden werden, sehe ich, dass es noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten gibt; damit die in unserer deutschen Gesellschaft so eingeprägten Meinungen über Schule und Bildung freier werden und der Veränderung von etwas althergebrachtem, Vertrauen entgegengebracht werden kann, so dass neue Bildungswege und -landschaften in Deutschland entstehen können.

    Dabei brauchen wir nur über die europäischen Grenzen zu schauen, in Länder wie Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Italien,... um nur einige zu nennen. Dort funktioniert es ja auch. Warum sollte es ausgerechnet in Deutschland nicht funktionieren!?!

  • Kommentar Teil 4:

    Wir brauchen dringend eine Veränderung! Wenn diese, neben Schulen, neue Bildungslandschaften sowie individuelle Bildungsmöglichkeiten zu Hause und anderswo erlaubt und bietet, wäre dies ein Weg in eine neue, moderne, wirklich bildungsfreundliche und zukunftsträchtige Gesellschaft.

  • Das wichtigste, was wir unseren Kindern mitgeben können ist Bildung. Nur wer gebildet ist, bekommt später eine vernünftige Ausbildung und einen guten Job.

     

    Neben der Ausbildung in Mathematik, Deutsch, Englisch und sonstigen Fächern müssen unsere Kinder aber auch Sozialverhalten lernen und auch mit Problemen umgehen können.

     

    Wenn Kinder von zu Hause aus unterrichtet werden dürfen, kommen mir mehrere Fragen in den Kopf:

     

    1. Wer überwacht das Kind beim Lernen, wenn Eltern arbeiten gehen? Vermutlich niemand, was zwangsläufig den Druck erhöht, wenn eine Prüfung bevor steht und das Kind merkt, dass es nicht viel gelernt hat.

     

    2. Wie soll Sozialverhalten und der Umgang mit Problemen unterrichtet werden? Vermutlich gar nicht, da es keine sozialen Kontakte (ausser Sozial-Media-Kontakte) mehr gibt! Auch ein schwieriger Lehrer (später ist es ein Chef, der schwierig ist) wird so umgangen.

     

    Ich denke nicht, dass das Zuhause lernen sinnvoll ist!

     

    Neben dem gemeinsamen Lernen kommen hierzu noch weitere Themen wie: Sich gemeinsam auf die Ferien freuen (einen Ferienkalender aller Bundesländer gibt es übrigens hier: https://schulferien.orgabird.de ) , Ausflüge machen, in kleinen Gruppen Projekte auszuarbeiten.

  • 9G
    97393 (Profil gelöscht)

    Bildung ist wohl eines der wichtigsten Themen unserer Zeit - wir jungen Menschen sind die Zukunft unserer

    Gesellschaft!

    Weil ich mich aktiv in die Gestaltung meiner Mitwelt einbringen möchte, habe ich gemeinsam mit anderen Jugendlichen den Verein "Demokratische STimme der Jugend" gegründet. Wir setzten uns nicht nur für ein zukunftsfähiges Bildungswesen ein, (//http://www.demokratische-stimme-der-jugend.de/projekte/bildungsgang/manifest.php)

    sondern engagieren uns u.a. dafür, dass auf politischer Ebene ein Bundesjugendrat etabliert wird.

  • Als Vater eines jungen Menschen, der vor kurzem miterleben musste wie zwei Ordnungsbeamte an der Haustür standen, um ihn in die Schule zu „bringen“, würde gerne all diejenigen, die hier so vehement für die Beibehaltung der Schulpflicht (Schulanwesenheitszwang!) plädieren auf das gesetzlich verankerte Recht auf gewaltfreie Erziehung hinweisen.

    §1631(2) BGB lautet:

    „Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“

     

    Als kleinen weiteren Denkanstoß noch folgendes Zitat:

     

    „Ich finde, dass sich eine Gesellschaft oder das soziale Gesicht einer Gesellschaft daran zeigt, wie sie mit Kindern und älteren Menschen umgeht.“

    (Manuela Schwesig, ehem. Bundesfamilienministerin im Deutschlandfunk Interview am 02.02.2018)

     

    Spontane Antwort des Moderators Christoph Heinemann: „Dann kann es aber in Deutschland nicht hoch her sein damit.“

  • Es ist schon seltsam, daß man das meißte was man in der Schule gelernt hat wieder vergißt. Wichtig sind dort nur die Noten. Als ich mein Studium anfing staunte ich, wieviel sogar Leute mit einem 1er Abitur nicht mehr wussten und wieder neu lernen mussten.

    Ich frage mich ob es nicht wirkich besser wäre, wenn junge Menschen das lernen dürften, was sie wirklich interessiert.

    In der Schule ist es auch eher Halbwissen. Wir lernen z.B. die Ohmschen Gesetzte und die Funktion einzelner elektronischer Bauteile, doch wer kann damit schon ein Radio oder einen Regler selber basteln?

    Kaum hat man ein Thema etwas verstanden ist was anderes dran.

  • Und dann bin ich mir sicher, wird Schule ein Ort sein, zu dem man aus freien Stücken gerne hin geht.

  • Das Grundproblem der Schule ist, dass dort nicht nur um Bildung geht.

    Die Schule von heute hat 3 Säulen :

    1. Das Vermitteln von einem Curriculum,

    2. der staatliche Erziehungsauftrag

    3. das Vorbereiten junger Menschen zum Funktionieren in der Wirtschaft

    Diese 3 Säulen sind fest zusammengeschnürt und diese "Dreifaltigkeit " zu hinterfragen ist ein Tabu.

    Neueste neurobiologische Erkenntnisse sagen ganz eindeutig, dass Lernen unter Leistungsdruck und Stress gar nicht funktionieren kann. Noten und Leistungsdruck sind also für wirkliches Lernen absolut kontraproduktiv.

    Noten und Leistungsdruck dient allein dazu die jungen Menschen darauf vorzubereiten, dass sie ein funktionierendes Rädchen im Hamsterrad der Wirtschaft werden. Sie lernen so früh die anderen Rädchenrenner aus dem Hamsterrad zu kicken, um ein bisschen mehr vom Kuchen ab zubekommen, dass sie gar nicht erst anfangen wirklich zu leben. Es wird viel über Werte der Solidarität und Gemeinschaft, die in der Schule eingeübt wird gesprochen. Mit der 3. Säule des Shulsystems kann das nicht gelingen.

    Die Schule gemeinhin gilt als Ort der Sozialisation junger Menschen.

    Wie sollen junge Menschen spüren, lernen, erfahren, dass die Grund- und Menschenrechte die grundlegende Bedingung und Basis für unsere Demokratie ist, wenn ihnen just diese in der Schule durch den Schulanwesenheitszwang massiv eingeschränkt werden?

    Es gibt Landesschulgesetze in denen steht unverhohlen geschrieben, dass den jungen Menschen die Grundrechte eingeschränkt werden.

    Wenn man junge Menschen ernst nehmen würde, wären für jeden guten Demokraten solche Gesetze nicht zu vertreten!!! Aber junge Menschen sind hierzulande Menschen 2. Klasse, die man wohlwollend zu ihrem „Glück“ zwingen muss.

     

    Erst wenn man Schule als einen Ort konzipiert, der von der Leistungs- und Verwertunglogik Abstand nimmt und gleichzeitig die Grund- und Menschenrechte junger Menschen wirklich ernst nimmt, kann wirkliche Bildung funktionieren….

  • Sehr spannender Artikel, und Hut ab vor der Hamburger Freilernergruppe für ihr Engagement und Ihren Mut.

    Immer wieder auch spannend, die unterschiedlichen Kommentare zu lesen.

    Es kommen in vielen Beiträge die zahlreichen Vorurteile zum Ausdruck, die Jungen und Mädchen, die ohne Schule leben und sich frei und selbstbestimmt bilden, so entgegengebracht werden - genauso wie uns sie unterstützenden Eltern und anderen Menschen.

    Auch wenn ich mir beim Lesen manchmal verzweifelt die Haare raufen will - Danke für Eure unverhohlene Meinung, die uns zeigt, wofür wir arbeiten und welchen Herausforderungen in unserer Gesellschaft wir gegenüberstehen!

    Ich möchte dazu hauptsächlich sagen:

    Lernt uns kennen! Informiert Euch!

    Und vielleicht wollt Ihr Euch auch kritisch mit der Frage beschäftigen, warum es negativ sein soll, wenn junge Menschen "JA" zu Freiheit, Eigenverantwortung, zu Neugier, zum Leben und Lernen in der ganzen spannenden Welt sagen und wenn sie darin unterstützt werden? Wie können wir erwarten, dass junge Menschen sich weiterhin jeden Tag für Jahre in einen Klassenraum sperren und bevormunden lassen?

    Sie dennoch dazu zu zwingen ist Teil einer veralteten, massiven Altersdiskriminierung (ja genau: der junger Menschen!), die wir endlich überwinden müssen!

  • Meine Kinder sind introvertiert. Der lange, laute auf extrovertierte Menschen ausgelegte Schuluntericht hat aus ihnen kraftlose, nur nach ruhe sehnende Kinder gemacht. Heute gehen sie beide nicht mehr in die Schule und sind aktive, lebensbejahende junge Menschen geworden. Sie wissen heute was ihnen liegt, kennen Ihre Stärken. Ihnen wird nicht mehr jeden Tag erzählt was sie alles noch nicht können, sondern sie wachsen jeden Tag an den Herausforderungen die sie sich selber geben. Der eine arbeitet an einem youTubeKanal und ist erfolgreich damit und das mit 14 Jahre, ob er das als Erwachsener weiter macht? wer weiß das schon, aber er hat Spaß bei dem was er geade macht und das sehe ich an dem gGanz in seinen Augen wenn er davon erzählt. Diesen Glanz habe ich in der Zeit vorher mit Schule nicht gekannt.

  • Wer Angst hat, dass bildungsferne Eltern ihren Kindern Bildung vorenthalten sollte sich vielleicht mal mit dem System in Frankreich oder Österreich beschäftigen - dort gibt es regelmäßige Kontrollen bzw Prüfungen. Das könnte in Deutschland auch eingeführt werde.

     

    Was die schichtenübergreifende Integration betrifft,die die Schule angeblich leistet: Stimmt das so wirklich? Ziehen nicht wohlhabendere Eltern bereits (verständlicherweise!) in Bezirke und Gegenden wo ihre Kinder sicher auf der Straße spielen können, anstatt im sozialen Brennpunkt zu bleiben wo ihre Kinder dann mit den "Prolls" die Schulbank teilen?

  • Ich habe selbst zwei Enkelkinder. Beide besuchen weder Schule noch Kindergarten. Ich habe bisher nicht gemerkt, dass diese beiden tollen Kinder an Bildung und Intelligenz einem Kind, das regelmäßig die Schule besucht, nachstehten. Auch ich war sehr skeptisch, bin inzwischen aber überzeugt, dass meine Enkelkinder ihren Weg GUT gehen werden.

  • Was hindert uns in Deutschland (im Gegensatz zu fast allen anderen europäischen Ländern) daran pluraler mit der Bildung umzugehen?

    Warum wird hier so verbissen und vehement an der Schulpflicht und dem Schulanwesenheitszwang festgehalten?

     

    Immer noch wird die Schulpflicht besonders in sozialdemokratischen Reihen als eine Errungenschaft verstanden „Bildung für alle“ zu ermöglichen. Unabhängig von Geldbeutel , sozialer und kultureller Herkunft.

    Zugang zur „Bildung für alle“ ist ein gutes und hehres Ziel, allein belegen etliche Studien, dass gerade in Deutschlands Bildungssystem Chancengleichheit und Durchlässigkeit mangelhaft sind. Sogenannte „bildungsferne Schichten“ sind in Deutschland TROTZ fast 100 Jahren Schulanwesenheitszwang und Schulpflicht bis heute nicht aus unserer Gesellschaft verschwunden.

    Schulpflicht und Schulanwesenheitszwang sind also eindeutig kein Mittel, um das Ziel einer guten „Bildung für alle“, staatlich durchsetzen zu können.

     

    So verlassen nach den aktuellen Angaben des Statistischen Bundesamts jedes Jahr 45.000 Jugendliche die Schule ohne Abschluss. (Statistisches Bundesamt: Statistisches Jahrbuch 2015)

    Die Anzahl der Analphabeten ist seit Jahren unvermindert hoch. Es wird geschätzt, dass es 7,5 Millionen funktionale Analphabeten gibt. Der Großteil dieser Menschen ist hier zur Schule gegangen. (Grotlüschen, Anke und Riekmann, Wibke: Level-One-Studie, Literalität von Erwachsenen auf den unteren Kompetenzniveaus. Universität Hamburg, 2011 )

     

    Sind solche Zahlen nicht ein guter Grund die starre Schulpflicht zu überdenken und sich auf den Weg zu machen, zu überlegen, wie Deutschland allen seinen jungen Bürgern den Zugang zur Bildung ermöglichen kann, ohne präventiv mit der Zwangskeule (Entzug von Grund- und Menschenrechten) kommen zu müssen ?

  • Unsere Kinder 9 und 12 waren noch nie in der Schule. Alle ihre Freunde dagegen schon. Die Geschichten und die Erlebnisse der Freunden hat sie dazu gebracht sich gegen die Schule zu entscheiden. Sie sind glückliche, sozialkompetente und gebildete junge Menschen. Der Gedanke, dass sie etwas gegen ihren Wille machen müßen finden wir abscheulich.

    • @Cristian Ivan:

      Sehr schön, die Mär von den glücklichen Kindern.



      Inklusion, Integration, Entwicklung von Sozialkompetenzen, damit haben die kleinen Lieblinge ja nun nichts mehr zu tun. Das überlassen wir mal schön den Prolls in der öffentlichen Schule. Und sie dürfen alles lernen, was Papi und Mami ihnen beibringen wollen und können und müssen nichts wissen wovon die liebenden Eltern nichts wissen wollen.



      Oh aber klar, die beiden Engelchen können laut "TEH" immer noch Unternehmensberater werden. [Der Beitrag wurde bearbeitet - Bitte nicht beleidigend werden - die Moderation]

  • Vor allem in der Oberlausitz werden also besonders viele Kinder zuhause unterrichtet - in einer Region die auch schon als deutscher “Bible-Belt“ bezeichnet wurde. Wer sind denn die Leute, die ihre Kinder zuhause unterrichten? Ich habe irgendwie Schwierigkeiten zu glauben, dass das nur Hochbegabte sind die von der Schule “krank werden“ (mal davon abgesehen, welche Kinder gehen schon gern in die Schule? Das ist nun mal auch nicht ihr Ziel, aber da muss und sollte halt jeder durch, schon allein aus Gründen der Gleichbehandlung)... Spätestens wenn Eltern per Homeschooling die Lehre von per Lehrplan vorgeschriebenen Inhalten verhindern wollen, sei es aus religiösen, politischen oder was auch immer für Gründen, muss der Staat Stopp sagen - sonst wird's gefährlich.

  • Klasse und Kinder deren Eltern keinen akademischen Abschluss haben und nicht von ihren Eltern zuhause unterstützt und gefördert werden können beim Lernen haben dann halt Pech gehabt. Lösen wir nicht die Probleme im krank machenden Schulbetrieb sondern erlauben denjenigen Kindern mit den richtigen Eltern einfach sich vom System zu lösen. Der Rest soll selbst sehen wie er klar kommt. Ganz großes Kino.

  • Zwei meiner Nichten und Neffen sind wunderbar ohne Schule zurechtgekommen. Zwei weitere in einer Freien Schule. Sie sind dem nachgegangen, was sie interessiert. Und gehen jetzt anspruchsvollen Tätigkeiten nach, die sie interessieren. Inklusive Universitäts-Stipendium und Anstellung in einem der »big five« Beratungshäuser. Man muss seine Zeit nicht in der Schule verschwenden, wenn sie einem nicht taugt.

  • Süß, ich lerne Chemie weil ich im Garten Dünger verwende. Da hab ich wohl was falsch gemacht im Chemieunterricht. Sicher kann viel in den Schulen verbessert werden, aber die Schule hat neben einem breiten Bildungsauftrag auch die Aufgabe das sozialen Zusammenleben zu fördern und zu lernen. Und wo, als an der Schule lernt man gegen Institutionen aufzubegehren :-). Bei einigen beschrieben Fällen hatte ich das Gefühl, dass das Kind eher psychologische Hilfe bräuchte, als den Schutz vor der „bösen“ Welt. Darum: Schulpflicht muss bleiben!

    • 8G
      8545 (Profil gelöscht)
      @Andi S:

      Stockholm-Syndrom, wa?